Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Meine Hand ging durch es hindurch. Aber die Berührung stillte ein Bedürfnis, das mir seit unserer Trennung Tag und Nacht keine Ruhe gelassen hatte. Obwohl alles beim Teufel war und ich im Augenblick womöglich vor Vlad fliehen musste, konnte ich mir nicht verkneifen, seine Wange, die Augenbrauen und schließlich noch seine Lippen zu streicheln. Ein Teil meines Selbst hasste ihn für sein gefühlloses Verhalten, doch der Rest vermisste ihn so heftig, dass es wehtat.
»Wie ich sehe, sind deine Kräfte zurück, Leila.«
Ich fuhr zurück und floh zum anderen Ende des Fliegers. Vlads Augen waren noch immer geschlossen, doch das sardonische Zucken um seine Mundwinkel sagte mir, dass ich mir die Worte nicht eingebildet hatte.
»Das ist nur ein Traum«, sagte ich eher zu mir als zu ihm. »Und wir sind in diesem Flieger, weil du Maximus gesagt hast, dass du in die Staaten kommen würdest, und so hat mein Unterbewusstsein dieses Detail eingebaut.«
Na also. Nichts Beunruhigendes , beschwichtigte ich mich selbst. Zu schade, dass Vlad nicht mal kurz die Klappe hielt, damit ich noch ein paar Augenblicke des Trostes für mich herausschlagen konnte. Typisch Vlad, dass er sich nicht mal im Traum entgegenkommend verhielt.
»Du bist bei Maximus.« Eine Feststellung, keine Frage.
Ich zuckte mit den Schultern, obwohl er es nicht sehen konnte. »Geht dich nichts an.«
Flammen loderten auf, krochen von seinen Händen ausgehend zu den Oberarmen. »Oh doch.«
Dann öffnete er die Augen, setzte sich auf und sah sich um, als wollte er herausfinden, wo ich war. Ich wedelte mit der Hand, erfreut, als er nicht einmal einen kurzen Blick in meine Richtung warf. Hatte ich ihm früher nachspioniert, schien Vlad stets sofort zu wissen, wo ich gerade war, also wertete ich das als erneuten Beweis dafür, dass ich träumte.
»Es hat aufgehört, dich etwas anzugehen, als du mich einfach so hast sitzen lassen«, stellte ich fest, froh über die Chance, meinem Kummer ein wenig Luft machen zu können. Danke, Unterbewusstsein!
» Ich habe dich sitzen lassen?« Er brachte ein gleichermaßen verächtliches wie kultiviertes Schnauben hervor. »Ich wollte dir alles bieten, aber du hast es schmählich zurückgewiesen. Ich hatte schon Feinde, die weniger grausam waren.«
Ich wollte ihn bei den Schultern packen, doch meine Hände gingen geradewegs durch sie hindurch. Nicht einmal schütteln konnte ich ihn, damit er Vernunft annahm!
»Ich bin grausam? Ich wollte doch nur, dass du mich liebst, aber deiner Meinung nach war DAS ja zu viel verlangt.«
Die Flammen verloschen. Gut. Ich wollte schließlich nicht davon träumen, wie er fahrlässig seinen Flieger abfackelte.
»Worte.« Sein Tonfall war schärfer geworden. »Ich habe mein Heim, mein Bett und mein Blut mit dir geteilt und dir außerdem einen immerwährenden Platz in meinem Leben angeboten. Was sind dagegen schon Worte?«
Ich seufzte, doch meine Wut verrauchte so schnell wie die Flammen auf seinen Armen. »Oh Vlad, wenn du wirklich so denken würdest, hättest du mir schon um des lieben Friedens willen gesagt, was ich hören wollte. Aber das hast du nicht, was wieder nur beweist, dass die Worte ›Ich liebe dich‹ von allergrößter Bedeutung für dich sind.«
Seine zusammengezogenen Brauen wirkten wie Gewitterwolken. »Genug jetzt. Sag mir, wo du bist.«
»South Bend, Indiana«, hätte ich beinahe geantwortet, denn was wäre schon so schlimm daran gewesen, es meinem Traum-Vlad zu erzählen? Dann besann ich mich. Warum sollte ich ihm die Genugtuung verschaffen?
»Ich bin zwischen Geht-dich-nix-an und Leck-mich.«
Er versetzte der Armlehne einen Boxhieb, dass sie abriss. »Fordere mich nicht heraus. Du weißt, dass die Gasleitungsexplosion kein Unfall war.«
»Und ich weiß auch, wer vielleicht dahintersteckt«, gab ich gehässig zurück, auch wenn ich dieser Vermutung selbst keinen Glauben schenkte.
Abwechselnd ballten und lockerten sich seine Fäuste. Hätte ich nicht geträumt, hätte ich geschworen, Rauch riechen zu können. »Ich habe das jedenfalls nicht eingefädelt.«
Wieder ein für ihn unsichtbares Schulterzucken. »Maximus sagt, dein Stolz hätte dich vielleicht dazu verleitet, mir einen kleinen Dämpfer zu verpassen, weil ich mit dir Schluss gemacht habe.«
Vlads Kehle entrang sich ein Laut, der so primitiv klang, dass er kaum noch als Knurren bezeichnet werden konnte. »Damit hat er zum zweiten Mal sein eigenes Todesurteil unterzeichnet.«
Nicht mal im Traum konnte man
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