Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
stimmte. Gestern Abend hatte ich es langsam angehen lassen und mir dafür prompt von Traum-Vlad anhören müssen, er wäre hinter mir her. Und obwohl es nur ein Traum gewesen war, hatte ich beim Aufwachen Nasenbluten und ein ungutes Bauchgefühl gehabt, was ich vor Maximus verbarg.
Seine grauen Augen färbten sich grünlich. »Es gibt Alternativen, um sich vor dem Einschlafen auszupowern.«
Es war das erste Mal, dass er mir Avancen machte, seit wir uns auf dem Gehweg geküsst hatten; ziemlich galant von ihm, wenn man bedachte, dass wir einander seit fast zwei Tagen so dicht auf der Pelle saßen. Ich wollte ihm gerade eine sanfte Abfuhr verpassen, als meine innere Stimme sich vehement zu Wort meldete.
Das ist deine Chance! Nimm die Handschuhe ab und berühre ihn. Wenn die Essenz der Brünetten an ihm ist, hat er’s faustdick hinter den Ohren.
Ich hielt inne. Durfte ich so skrupellos sein?
Du schwimmst in einem Haifischbecken , fuhr die Stimme mich erbarmungslos an. Entweder legst du dir auch ein paar scharfe Zähne zu, oder du lässt dich fressen.
Maximus’ Augen leuchteten greller auf. Er hatte ja keine Ahnung, warum ich auf seine Offerte eingehen wollte. In mir kämpften Schuldgefühle und kühle Logik um die Oberhand. Maximus war immer freundlich zu mir gewesen, aber wie gut kannte ich ihn wirklich? Vlad war immerhin schon seit Jahrhunderten mit ihm vertraut, und Maximus hinterging ihn trotzdem.
Martys Gesicht tauchte vor meinem geistigen Auge auf, gefolgt von dem meines Vaters und Gretchens. Irgendjemand hatte meinen besten Freund auf dem Gewissen und würde meiner Familie schaden, um mich aus der Reserve zu locken. Ich konnte mir keine naive Vertrauensseligkeit leisten, wenn ich ebenso gut Gewissheit haben konnte.
Ganz langsam streifte ich die Handschuhe ab. Maximus’ Augen leuchteten noch heller auf und tauchten den Raum in weiches, smaragdgrünes Licht. Dann kam er zu mir und kniete sich hin, sehr bedächtig, als könnte jede plötzliche Bewegung mich in die Flucht schlagen.
Was auch gut hätte sein können. Mein Herz klopfte so schnell, dass mir ein bisschen schwindlig wurde. Ich war im Begriff, eine Art erotisches russisches Roulette mit dem fast tausend Jahre alten, über ein Meter neunzig großen Vampir zu spielen, der da vor mir kniete. Zwischen Überlebenswillen und Leichtsinn verlief ein schmaler Grat, und im Augenblick war ich mir nicht sicher, auf welcher Seite ich mich bewegte.
Auf seine behäbige, löwenhafte Art rückte Maximus näher. Als er nur noch Zentimeter von mir entfernt war, atmete er ein und krauste die Stirn.
»Was ist?«
Diese verdammten Vampire und ihre Fähigkeit, Gefühle wittern zu können. Ich sah erst meine Hände, dann wieder ihn an. Lügen sind immer überzeugender, wenn sie ein Quäntchen Wahrheit enthalten.
»Ich will dir nicht wehtun, aber meine Handschuhe möchte ich auch nicht wieder anziehen.« Ich schluckte den Klumpen in meiner Kehle hinunter, der nicht nur von meiner Nervosität herrührte. »I… ich will dich berühren.«
Sein leises Knurren jagte mir heißkalte Schauder über den Rücken. Noch bevor ich wieder Atem holen konnte, war ich auch schon in seinen Armen. Er küsste mich so leidenschaftlich, dass ich kurz mein Ziel aus den Augen verlor. Dann zog er mich auf seinen Schoß, bis ich rittlings auf ihm saß.
Eine große Beule ragte zwischen meinen Schenkeln auf. Er packte mich bei den Hüften und wiegte mich hin und her, sodass sein hartes Geschlecht an meiner sensibelsten Körperstelle rieb. Ich seufzte, aber leise Verzweiflung lag darin. Es fühlte sich gut an … aber auch bedeutungslos. Mit plötzlicher Klarheit wurde mir der Unterschied zwischen Lust und Liebe bewusst. Hätte ich Sex mit Maximus gehabt, hätte ich ihn genossen wie chinesisches Essen – in dem Wissen, dass ich mich innerlich schon allzu bald wieder leer fühlen würde.
Verdammter Vlad! Selbst in den Armen eines anderen quälte mich die Erinnerung an diesen hartherzigen Vampir. Ich riss mich von Maximus’ Lippen los.
»Maximus, hör auf.«
Seine Hände hielten inne, doch er fuhr mir einmal lange und gierig mit der Zunge über den Hals.
»Was hast du?«
Erstens bist du nicht der Mann, den ich immer noch liebe. Und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich dir trauen kann. »E… es ist zu früh.«
Bei diesen Worten ließ ich die Hände sinken, sodass meine Finger leicht über seine Schultern strichen, als wollte ich mich entschuldigen. Keine Spur einer fremden
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