Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Energiespitze scharf und stabil genug geworden, würde ich mit ihr den Gummi durchstechen und mich befreien. Komm schon , drängte ich mich im Stillen. Weiterbohren, Baby, immer weiter!
Bildete ich mir das nur ein, oder fühlte sich die Gummischicht um die Energiezacke plötzlich an, als würde sie sich … ausbeulen?
Mein Herz hämmerte vor Aufregung und Anstrengung. Ich brauchte keinen Arzt, um zu wissen, dass die Erzeugung von so viel Elektrizität ein Risiko für meine Gesundheit darstellte, doch ich konzentrierte mich weiter darauf, den in mir fließenden Strom anschwellen und stärker werden zu lassen. Auf meiner Oberlippe bildeten sich Schweißperlen, ich konnte nur noch verschwommen sehen, und mein ganzer Körper begann zu zittern, aber ich ließ nicht nach …
Kurz durchflutete weißes Licht den Raum, und ich hörte ein Ssst! , bevor zu meinen Füßen ein ominöses Knacken ertönte. Ich sah hinunter und erkannte erfreut und mit leisem Entsetzen ein kleines, aber deutliches Loch. Sehr gut: Ich hatte den Handschuh durchbohrt. Eher schlecht: Womöglich hatte ich auch den Schiffsrumpf beschädigt.
Schritte hörte ich zwar keine, rechnete aber damit, dass man jedem ungewöhnlichen Geräusch nachgehen würde. Als Augenblicke später die Wache mit dem dichten Bart und dem langen schwarzen Haar in der Tür auftauchte, hatte ich das Loch bereits mit dem Fuß verdeckt.
Falls allerdings Wasser hindurchdrang, war ich tot.
»Ihr müsst mich rauslassen!«, improvisierte ich, während ich gegen die Stange hämmerte und jede Menge Lärm machte. »Ich muss pinkeln!«
Der Wachmann, den ich wegen seines Aussehens Captain Morgan getauft hatte, schüttelte angeekelt den Kopf.
»Menschen«, murrte er. Und verschwand.
Ich wartete mit angehaltenem Atem, aber er tauchte nicht wieder auf, und unter meinem Fuß kam auch kein Wasser hervorgeschossen. Schließlich atmete ich erleichtert und voller Kampfeslust auf. Noch zehn Minuten, bis der nächste Wächter nach mir sehen würde. In dieser Zeit musste ich mich befreien, dann würde ich sie alle umbringen.
15
Zum Glück kam ich frei, ohne den Boden weiter zu beschädigen, schaffte es aber nur knapp bis hinter die Tür, bevor der nächste Wächter kam, um nach mir zu sehen. Ich verfluchte mein schlagendes Herz, während ich auf die leise näher kommenden Schritte lauschte. Konnte der Typ hören, dass ich nicht mehr gefesselt war? Wenn ja, hatte ich gerade mein eigenes Todesurteil unterschrieben. Hannibals Warnung klang mir noch im Ohr.
Nervosität und Furcht ließen noch mehr Elektrizität in meine Hand schießen, sodass ein winziger Funkenregen aus ihr hervorstiebte. Die Luft schien sich zu verdichten, und ich roch Ozon. Der Wachmann blieb kurz in der Tür stehen, bevor er mit einem gemurmelten »Was?« nach vorn stürzte.
Ich machte eine Bewegung aus dem Handgelenk, und der Strom schoss hervor, als hätte er einen eigenen Willen. Der blonde Wächter sagte kein Wort mehr, nur sein Mund bewegte sich noch, als sein Kopf zu Boden fiel. Der Rest von ihm blieb noch einige Augenblicke aufrecht stehen, mit wedelnden Armen, als würde er um sein Gleichgewicht ringen.
Ich war zu aufgewühlt, um Übelkeit zu empfinden. Die Angst jagte mir das Adrenalin durch die Adern, und das wirkte auf die Energie in mir wie eine Art Starthilfekabel. Ich spähte in den Gang, sah niemanden und ergriff sofort die Chance, einen weiteren meiner Bewacher anzulocken, ohne Verdacht zu erregen.
»Was machst du da?«, rief ich mit schriller Stimme. »Stopp! Nimm deine dreckigen Finger von mir!«
Ich untermalte meine Worte mit einem Klatschen und heulte dann wie unter Schmerzen auf. Dann gab ich noch ein paar abgehackt wimmernde Laute von mir und schrie immer mal wieder: »Nicht, nein, aufhören!«
Augenblicke später murrte Hannibal: »Ich habe dir doch gesagt, du sollst die Ware nicht beschädigen, Stephen. Fick doch einfach jemanden aus dem Frachtraum …«
Kaum trat Hannibal über die Türschwelle, schnellte meine Hand vor, aber er warf nur einen Blick auf die Leiche und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Statt seines Halses traf meine Elektropeitsche seine Taille, aber der Schnitt ging nicht tief genug. Er stand nach wie vor aufrecht.
»Miststück«, fauchte Hannibal, als etwas Rotes auf den Boden tropfte.
Innerlich kreischte ich vor Entsetzen, aber mein Überlebensinstinkt war stärker. Hannibal stürzte sich auf mich, und ich feuerte einen weiteren knisternden Peitschenhieb in seine
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