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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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rumänischer Ortszeit hatten wir zwar gerade mal zehn Uhr morgens, doch in Greenwich-Vampir-Zeit war es praktisch mitten in der Nacht. Ich unternahm daher auch keinen Versuch, das Gespräch mit Vlad zu suchen. Ich hatte zwar den ganzen Flug verschlafen, aber womöglich war er die ganze Zeit wachgeblieben, um sicherzugehen, dass meine Hand nicht zufällig die Maschine lahmlegte. Außerdem wusste ich nicht so recht, was ich ihm sagen sollte.
    Ich duschte und zog mir etwas über, das ich in dem vollen Kleiderschrank vorfand, und war nicht überrascht, dass mir die Sachen perfekt passten. Vlads Haus war stets mit allem ausgestattet. Dann ging ich ins Erdgeschoss, an mehreren prächtigen Räumen vorbei, und steuerte eine abgelegene Ecke im Osten des Anwesens an.
    Es war die Küche, und als ich dort angekommen war, freute ich mich, ein vertrautes Gesicht zu sehen.
    »Hi, Isha«, grüßte ich die rundliche, grauhaarige Frau, eine der vielen Köchinnen im Haus. Vlads Wachen waren zwar Vampire, wie auch der Rest seiner Bediensteten, doch er sorgte stets dafür, dass die menschlichen Blutspender, die hier wohnten, wie Könige lebten und verköstigt wurden. Gleiches galt für seine Gäste. Ich hätte mir das Essen aufs Zimmer bringen lassen können, wollte aber nicht die feine Dame spielen.
    Isha hielt im Gemüsehacken inne. »Miss Dalton«, antwortete sie mit ihrem ausgeprägten rumänischen Akzent. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich stutzte. Früher hatte sie mich geduzt. Bildete ich mir das nur ein, oder maß sie mich mit einem verbindlich-scheelen Blick?
    »Lass nur. Ich wollte mir nur etwas Obst und Käse holen.«
    Isha stand vor dem riesigen Kühlschrank, bevor ich auch nur zwei Schritte in die Küche getan hatte.
    »Miss Dalton, bitte lassen Sie mich wissen, wo Sie Ihr Frühstück einnehmen möchten; ich lasse es Ihnen jederzeit bringen.«
    Jetzt war ich wirklich fassungslos. Unzählige Male schon hatte ich mich hier selbst bedient und dabei meist noch einen netten Plausch mit Isha oder einem der anderen Köche gehalten.
    »Keine Ursache, ich hole mir selbst etwas«, versuchte ich es noch einmal.
    Ishas Augen wurden schmal, während sie ein Lächeln aufsetzte, das Fältchen in ihrem Gesicht zum Vorschein brachte, die erkennen ließen, dass sie bei ihrer Verwandlung bereits um die sechzig gewesen sein musste.
    »Unsinn, es ist mir ein Vergnügen. Möchten Sie das Essen in Ihrem Schlafgemach oder im Salon im ersten Stock serviert haben?«
    Ihr Tonfall hätte verbindlicher nicht sein können. Ebenso ihre Worte, und doch kam es mir vor, als hätte ich einen Tadel erhalten.
    »Im Salon, bitte. Äh, danke, Miss …« Mist, ich kannte nicht einmal ihren Nachnamen. »Nennen Sie mich Isha, Liebes!«, hatte sie bei unserem ersten Zusammentreffen gesagt, und seither hatten wir uns immer geduzt.
    Ohne ein Wort drehte sie sich um und wandte sich wieder ihrem Schneidebrett zu. Schneller als eine Küchenmaschine zerkleinerte sie einen Haufen Gemüse, während die Morgensonne auf der Schneide ihres Messers blitzte.
    Ich ging, beschloss aber, den langen Weg zurück zu meinem Zimmer zu nehmen. Ich wollte noch etwas nachprüfen.
    Auf meinem Rundgang im Erdgeschoss grüßte ich geflissentlich jeden, den ich kannte. Alle waren einwandfrei höflich, aber Leute, die ich einst als meine Freunde betrachtet hatte, ließen die Frauen von Stepford jetzt geradezu herzlich aussehen. Hätte ich die Sinne eines Untoten gehabt, hätte der Dunst ihrer Missbilligung mir bestimmt den Atem verschlagen.
    Woran das lag, konnte ich mir leicht denken. Ich hatte wohl etwas Unverzeihliches getan, als ich mich von ihrem Herrn und Meister getrennt hatte. Selbst wenn sie gelauscht hatten und meine Gründe kannten, meinten sie offenbar, ich sollte dankbar für jeden Krümel Aufmerksamkeit sein, den Vlad mir zukommen ließ.
    Jetzt wusste ich, wie sich eine Flipperkugel im Automaten fühlte – alles, was ich berührte, schien mich so schnell wie möglich von sich wegzustoßen. Eigentlich hätte es mich nicht kümmern sollen, dass Vlads Angestellte mir die kalte Schulter zeigten, aber es kränkte mich trotzdem. Mein Magen knurrte und erinnerte mich daran, dass ich schon über einen Tag lang nichts zu mir genommen hatte, doch statt in den ersten Stock ging ich zu einer schmalen Treppe hinter dem Wintergarten. Ich stieg hinab und öffnete die zweite Tür hinter der Kapelle.
    Der Fitnessraum. Ich hatte fast meine ganze Kindheit in Sporthallen verbracht, sodass die

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