Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Drohung? Eine sinnliche Verheißung? Beides? Ich befeuchtete meine Lippen. Beides zusammen würde mir schier unerträgliche Lust bereiten …
»Nein«, sagte ich, ein Wort, voller Nachdruck ausgesprochen.
Vlads Umarmung war meine Droge, und wie jeder Abhängige wusste ich, dass einmal Probieren zu viel war – und tausendmal nicht genug.
Damit schob ich ihn von mir. Etwas Gefährliches schwelte in seinem Blick, doch er machte keine Anstalten, mich zurückzuhalten. Mehrere Fackeln entflammten, sodass ich den Ausgang fand, ohne zu stolpern oder um mich zu tasten. Als ich an der Tür angekommen war, wandte ich mich noch einmal zu Vlad um. »Ich habe es ernst gemeint. Wir müssen reden.«
»Komm heute Abend um zehn Uhr in meinen privaten Salon. Wenn du nicht erscheinst, betrachte ich die Angelegenheit als erledigt.«
Sein privater Salon, das Zimmer, durch das ich jeden Morgen hatte gehen müssen, weil es sein Schlafzimmer mit dem Raum verband, in dem ich früher gewohnt hatte. Lieber hätte ich mich einem Exekutionskommando gestellt, als noch einmal dorthin zu gehen, aber wenn ich ablehnte, würde Maximus womöglich für Jahrhunderte im Kerker schmoren.
Das flüchtige Lächeln, das Vlad mir schenkte, bevor er in der Finsternis verschwand, gab mir zu verstehen, dass er bereits wusste, wie ich mich entscheiden würde.
21
Um Punkt zehn betrat ich den Salon. Vlad saß auf dem Sofa, zwei Gläser und eine Flasche Wein auf dem Obsidiantisch vor sich. Der Fernseher war ausgeschaltet, und das Kaminfeuer tauchte die rostfarbene Couch in sanftes Licht.
Die Erinnerungen brachen so unbarmherzig über mich herein, wie ich befürchtet hatte. An so vielen Abenden hatten Vlad und ich uns bei einer Flasche Wein auf dieser Couch entspannt. Anderen Aktivitäten hatten wir uns auch hingegeben. Die ungebetene Wärme, die mich bei dem Gedanken durchflutete, hatte nichts mit dem prasselnden Kaminfeuer zu tun.
Ich versuchte, sie mit Kaltschnäuzigkeit zu überspielen. »Du machst dir doch keine falschen Hoffnungen, was den Anlass unseres Treffens angeht, oder?«
Er stieß ein Auflachen aus, das halb Knurren, halb amüsiertes Schnurren war und mir die Sinne benebelte, obwohl es mich wütend machte.
»Du glaubst also, ich will dich verführen? Wie anmaßend angesichts der Tatsache, dass ich keine meiner ehemaligen Geliebten je wieder in mein Bett gelassen habe.«
Ich ließ den Blick über die Weingläser und das romantische Kaminfeuer schweifen, bevor ich wieder ihn ansah. Wenn Vlad mich damit nicht verführen wollte, wollte er mir wohl unter die Nase reiben, was ich aufgegeben hatte. Ich war in ein schlichtes marineblaues Etuikleid geschlüpft, das mir fast bis zu den Knien reichte. Er trug eine schwarze, eng anliegende Hose und ein weißes Hemd, das sich wie Schnee von seinem perfekt sitzenden ebenholzfarbenen Jackett abhob. Das Hemd war ein Stück weit aufgeknöpft, sodass seine Kehle und die ersten paar Zentimeter seiner Brust zu sehen waren. Manschettenknöpfe aus Platin blitzten im Feuerschein auf, und sein langes dunkles Haar war zurückgekämmt, was seine hager sinnlichen Züge und die hypnotischen Kupferaugen noch betonte.
Jetzt hätte er sich nur noch gemächlich heißen Karamell über die nackte Brust kippen müssen, dann hätte jedes Gericht der Welt ihn der vorsätzlichen Verführung für schuldig befunden.
Sein Lächeln wurde breiter. Mist, ich hatte vergessen, mir etwas vorzusingen, damit er meine Gedanken nicht lesen konnte.
»Na schön. Wir sind beide aus rein platonischen Gründen hier, also belassen wir es dabei«, sagte ich und schämte mich für meine plötzlich ganz rauchig klingende Stimme.
»Gut.«
Urplötzlich hatte er sich mir bis auf wenige Zentimeter genähert, sodass ich direkt auf die von seinem geöffneten Hemdkragen entblößte Haut blickte, die ich mir gerade noch mit Süßkram beschmiert vorgestellt hatte. Ich schluckte. Denk an den Kerker und sein gebrochenes Versprechen, nicht daran, wie berauschend er schon schmeckt, wenn er nicht mit Konfiseriewaren vollgekleistert ist!
Der Gedanke an den Kerker half. »Lass Maximus frei«, forderte ich, diesmal mit festerer Stimme.
»Nein. Wein?«
Ich stutzte, und Wut verdrängte das Verlangen in mir. »Du hast mir versprochen, ihn nicht zu foltern, aber jahrhundertelange Kerkerhaft ist eindeutig Folter.«
Vlad bot mir ein Glas Wein an, das er dann selbst trank, als ich mit einem vehementen Kopfschütteln ablehnte.
»Das stimmt nicht«, entgegnete er
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