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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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umbringe, der sich mit mir anlegt, und mich an jedem räche, der mich verrät. Das habe ich dir bereits kurz nach unserem Kennenlernen gesagt, aber du wirst nach wie vor zur Furie, wenn ich nach diesen Grundsätzen handle.«
    »Oh, du musst mich nicht daran erinnern, wie skrupellos du bist«, sagte ich, und Bitterkeit kam in mir auf.
    »Anscheinend doch«, antwortete er. Dann umfasste er mein Gesicht mit Händen so heiß wie Brandeisen.
    »Du gibst vor, mich zu lieben, aber der Mann, den du liebst, existiert nicht. Jener Mann hätte als Junge keine jahrelangen Prügel und Vergewaltigungen überstanden, weil purer Hass ihn vor dem Zusammenbruch bewahrte. Jener Mann hätte nicht zwanzigtausend Gefangene gepfählt, um eine überlegene Armee in Angst und Schrecken zu versetzen, weil Furcht sein einziger taktischer Vorteil war, und jener Mann hätte nicht einen seiner engsten Freunde gefangen gesetzt, weil er ihn wegen einer Frau belogen hat. Ich bin nicht jener Mann.«
    Er ließ die Hände sinken und trat zurück, im Gesicht noch immer diesen beängstigend aufgewühlten Ausdruck.
    »Wie du siehst, willst du gar nicht von mir geliebt werden. Du sehnst dich nach einer von dir erdachten Fantasieversion meiner selbst. Nach dem Ritter, aber ich bin der Drache und werde es immer sein.«
    Damit ging er fort. Und diesmal blieb er nicht stehen, als ich ihm hinterherrief. In den wenigen Sekunden, die ich brauchte, um in den Flur zu laufen, war er bereits verschwunden, und das Fenster am Ende des Gangs vibrierte noch, so schnell war er hindurchgesprungen.

22
    Als ich in den ersten Stock hinunterging, war ich so aufgebracht über Vlads Anschuldigungen, dass ich an Gretchen und meinem Vater vorbeilief, ohne sie überhaupt wahrzunehmen.
    »Leila«, fuhr Gretchen mich an, was meine Aufmerksamkeit abrupt auf den Salon lenkte, an dem ich gerade vorbeigekommen war. »Was hast du eigentlich?«
    »Was ich habe?« Hysterisches Gelächter wollte aus mir heraussprudeln, aber ich unterdrückte es. »Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.«
    Mein Vater ließ den Blick über mein zerzaustes Haar, die geschwollenen Lippen und die Funken sprühende rechte Hand schweifen.
    »Gretchen, ich würde jetzt gern mit deiner Schwester sprechen.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nur zu, ich halte dich nicht auf.«
    »Er meint, du sollst dich verkrümeln«, sagte ich müde.
    Das war das Letzte, was ich jetzt brauchte, aber mein Vater war gerade erst meinetwegen durch die Hölle gegangen, und so war das eben mit der ausgleichenden Gerechtigkeit.
    »Du kannst von Glück sagen, dass Vlad für dieses Jahr all meine Ausgaben übernimmt«, murmelte Gretchen leise, als sie aufstand.
    »Was?«
    »Gretchen, geh«, verlangte mein Vater.
    Sie gehorchte, sodass ich allein mit meinem Vater zurückblieb. Ich ließ mich auf die Couch ihm gegenüber sinken, und mir fiel auf, wie anders dieser Salon im Vergleich zu dem war, den ich gerade verlassen hatte. Er war in helleren Farben gehalten, und über dem Kamin prangten weder Waffen noch martialisch anmutende Schilde. Mit einem Mal hasste ich das apricot- und cremefarbene Dekor und den breiten Kamin mit der langweiligen Landschaft in Öl, die darüber hing. Dem Raum fehlte es an Komplexität, an Würze, an Leidenschaft …
    Es fehlte ihm an allem, was Vlad ausmachte.
    »Er übernimmt also Gretchens Ausgaben für das ganze Jahr.« Natürlich hatte Vlad mir das nicht erzählt. Seine milden Taten erwähnte er selten. »Das ist sehr großzügig von ihm.«
    Mein Vater ließ vielsagend den Blick durchs Zimmer schweifen. »Er kann es sich leisten.«
    »Er kann ihr auch eine Gehirnwäsche verpassen, und sie dann ohne einen Cent daheim absetzen«, antwortete ich brüsk. »Komm schon, Dad. Ehre, wem Ehre gebührt.«
    Ruckartig hob er das grau melierte Haupt. »Stimmt. Er hat versprochen, dich sicher zurückzubringen, und er hat es getan. Er hat versprochen, dass wir unser altes Leben wieder aufnehmen können, wenn keine Gefahr mehr besteht, und ich glaube ihm. Aber er hat sich geweigert, mir zu versprechen, dass er dich in Ruhe lässt, und so wie du gerade aussiehst, kann er tatsächlich die Finger nicht von dir lassen.«
    Ich war zwar eine erwachsene Frau, aber es würde mir wohl immer unangenehm bleiben, mit meinem Vater über mein Sexualleben zu sprechen. In diesem Fall aber waren seine Sorgen unbegründet.
    »Es ist nicht, wie du denkst. Wir haben uns nicht versöhnt.«
    »Du bist nach wie vor in ihn verliebt«, stellte er

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