Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
wieder in diesem vermaledeit unbeeindruckten Tonfall. »Da ich auf beiden Gebieten Erfahrungen aus erster Hand vorzuweisen habe, kann ich dir versichern, dass Folter und Kerkerhaft zwei völlig verschiedene Dinge sind.«
»Haarspalterei. Du hast genau gewusst, was ich meinte, als ich dir das Versprechen abgenommen habe.«
Ein Achselzucken. »Ich habe getan, was von mir verlangt wurde. Wenn du mehr wolltest, hättest du dich klarer ausdrücken müssen.«
»Ich stand unter Drogen!«
»Und ich unter Zwang«, antwortete er mit strenger werdendem Blick. »Für viele wäre das Grund genug, ein Versprechen als nichtig anzusehen. Für mich nicht, und Maximus hat gewusst, zu welchem Preis er mich hintergeht. Dank deiner Intervention ist dieser Preis bereits deutlich geringer ausgefallen.«
»Genauso hast du es bei Marty gemacht«, fuhr ich ihn an. »Erst gibst du mir ein Versprechen, das keinen Wert mehr hat, wenn du mit deiner Wortklauberei fertig bist, und wenn ich dich dann als Lügner bezeichne, fühlst du dich angegriffen!«
Vlad stellte sein Weinglas so heftig ab, dass ich erstaunt war, dass der Stiel heil blieb. Schließlich ging er zur Tür. Als er sie öffnete, dachte ich, er wollte mich fortschicken. Doch er war es, der ging.
»Was hast du vor?«, rief ich ihm nach.
»Ich bringe Maximus um«, erschallte seine Antwort. »Wenn ich ein Lügner bin, kann ich mich auch so benehmen.«
»Warte!«
Er war bereits am Flurende angekommen, als ich ihm nachrannte, doch auf mein verzweifeltes Rufen hin drehte er sich um.
»Du kannst nicht beides haben, Leila. Entweder bin ich ein Lügner oder nicht, und wenn nicht, hast du keinen Grund, dich darüber zu beschweren, wie ich Maximus behandle.«
Vor lauter Frust ging ich ihm direkt an die Gurgel. »Nur durch ihn habe ich den Bombenanschlag überlebt. Bedeutet dir das gar nichts?«
Er kam in jener gemächlichen Gangart auf mich zu, die allen echten Raubtieren eigen ist, sodass ich das Gefühl hatte, die Flurwände würden um mich herum schrumpfen. Je näher er kam, desto weiter wich ich instinktiv vor ihm zurück. Erst als die mahagonivertäfelten Wände wieder in mein Blickfeld kamen, merkte ich, dass er mich zurück in den Salon dirigiert hatte.
»Doch, und deshalb verzeihe ich ihm auch, dass er mir weisgemacht hat, er würde nach seinen Leuten sehen, während er in Wirklichkeit dir nachgelaufen ist. Seine wiederholten Lügen nach dem Anschlag werde ich ihm allerdings nicht nachsehen. Sie dienten nicht deinem Schutz. Sie sollten dich von mir fernhalten, weil er dich für sich allein wollte.«
»Er hat wirklich geglaubt, du könntest dahinterstecken«, murmelte ich.
Vlad verdrehte die Augen. » Du hast das geglaubt, aber Maximus wusste, dass ich niemals aus reiner Bosheit eine Unschuldige hätte ermorden lassen.«
»Er dachte, dein angeknackstes Ego würde dich besonders gefährlich machen.«
»Nein, er wollte dich ficken.«
Mit Vlads Gleichmut war es vorbei, und sein Tonfall hörte sich an wie Rasierklingen auf zerbrochenem Glas.
»Falls er überhaupt irgendetwas von seinem eigenen Gerede geglaubt hat, dann nur, um das schlechte Gewissen zu beruhigen, das er hatte, weil er ein Verräter war.« Binnen einem Wimpernschlag wurden seine kupferfarbenen Augen smaragdgrün. »Er war von Anfang an scharf auf dich. Als ich wusste, dass du noch lebst, habe ich mich gefragt, ob er bei dir hat landen können und ihr beide die Bombe gelegt habt, um gemeinsam untertauchen zu können.«
»Du hast mir also zugetraut, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen würde, um meinen eigenen Tod vorzutäuschen und mit Maximus durchzubrennen?« Wäre meine Stimme noch schriller gewesen, wäre alles Glas im Raum zersprungen.
»Immerhin hast du geglaubt, ich hätte aus gekränktem Stolz einen Mordanschlag auf dich verüben lassen.« Er musterte mich abschätzend. »Tu nicht so, als wäre nur dir Unrecht geschehen. Du hast immerhin auch falsche Schlüsse gezogen.«
Jetzt ging mein Temperament endgültig mit mir durch. »Was wäre wohl wahrscheinlicher gewesen? Dass ich jemanden umbringe, oder du?«
Sein Lächeln erinnerte mich an einen Hai; ein bloßes, humorloses Zähnefletschen. »Ich, aber du hättest es trotzdem besser wissen müssen. Marty habe ich tatsächlich schon einmal gefoltert, und er hat trotzdem nach der Explosion Kontakt zu mir aufgenommen, weil ihm klar war, dass ich nichts damit zu tun habe. Wohingegen du, meine einst so teure Geliebte, mir gegenüber
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