Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
ihren Dienstherren zu hintergehen, indem sie mir Zugang zum Hochsicherheitsbereich seines Anwesens verschafft hatten. Dass das auch vor den Augen feindlicher Kombattanten geschehen war, machte alles noch schlimmer.
»Endlich beginnst du zu verstehen«, sagte Vlad, jetzt in ironischem Tonfall.
Den blonden Wachmann, den ich dazu gebracht hatte, mich ins Verlies zu bringen, konnte ich nicht mehr sehen, doch selbst wenn Jameson fort war, hörte er noch zu. Bestimmt hörten alle Wachen zu , die ich an der Nase herumgeführt hatte, und die wiederum würden alles brühwarm Vlads übrigen Leuten erzählen, die es anderen Vampiren weitererzählen würden, die es dann schließlich seinen Feinden verraten konnten. Jede Strafe, die Vlad jetzt über mich hätte verhängen müssen, wäre mir lieber gewesen, als mich bei ihm zu entschuldigen, aber hier ging es nicht nur um mich.
Was nicht heißen sollte, dass ich einfach über das hinwegsehen würde, was er Maximus angetan hatte. Fürs Erste spiele ich mit, aber wenn du dich dann immer noch weigerst, mit mir zu reden, mache ich dir eine solche Szene, dass du mich pfählen wirst, dachte ich trotzig. Dann räusperte ich mich und entschuldigte mich in aller Förmlichkeit.
»Bitte verzeih mir mein Eindringen. Ich hätte nicht hier herunterkommen sollen, und es tut mir leid.«
Mein Tonfall war glaubhaft, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine rechte Hand aus Protest ein paar Fünkchen versprühte.
Ein Lächeln huschte über Vlads Gesicht.
»Ich verzeihe dir, aber nur, weil du ›bitte‹ gesagt hast.«
Klugscheißer , dachte ich. Als Vlads Gefangene daraufhin im Chor »Bitte!« riefen und um Gnade flehten, stöhnte ich auf. Kein Wunder, dass er das Wort satthatte.
»Ich bin nur gegenüber einer Person pro Tag gnädig«, warf er den Gefangenen über die Schulter hinweg zu. »Und wie heißt es doch so schön: Heute ist nicht euer Tag, und morgen sieht’s auch nicht besser aus.«
Dann landete sein Blick wieder auf mir. »Und jetzt bitte mich, dich zu heilen.«
Du lehnst dich ZIEMLICH weit aus dem Fenster , dachte ich, ihn wütend anfunkelnd.
Er bleckte die Zähne zu einem charmant barbarischen Grinsen. »Mein Kerker, meine Regeln.«
Im Geiste verfluchte ich ihn auf Englisch und Rumänisch, aber laut sagte ich: »Würdest du mir etwas von deinem Blut geben, um mich zu heilen?«
Wieder blitzten seine Zähne auf, nur waren jetzt auch die Fänge ausgefahren. »Komm und hol’s dir.«
Ich näherte mich ihm wie einer angriffslustigen Kobra – mit äußerster Vorsicht. Vlad nahe zu sein, war gefährlich, insbesondere, da wir beide noch Gefühle füreinander hatten. Die sonderbare »Waffenruhe«, die wir uns im Flieger gegönnt hatten, war vorbei, und wenn ich ihn anfasste, spielte ich – buchstäblich – mit dem Feuer, aber er hatte dafür gesorgt, dass mir keine Wahl blieb.
Und ob , zischte meine innere Stimme. Hol dir doch eine Abreibung!
Als ich innehielt, um über diese Möglichkeit nachzudenken, riss Vlad mich an sich. Meinem Zorn zum Trotz hatte ich das Gefühl, kleine prickelnde Elektroschocks abzubekommen, als sein Körper den meinen berührte. Ganz kurz schloss ich die Augen und genoss das Gefühl. Dann riss ich sie wieder auf und starrte Vlad von unten herauf herausfordernd an.
»Gibst du mir jetzt dein Blut oder nicht?«
Sein Grinsen war verschwunden, verdrängt von einem schmallippig wilden und leidenschaftlichen Gesichtsausdruck. Schließlich hob er das Handgelenk, bohrte die Fänge tief hinein und hielt es mir an den Mund.
Ich wandte den Blick nicht ab, als ich den Mund öffnete und die warme, herb schmeckende Flüssigkeit trank. Nie hätte ich gedacht, dass ich den Geschmack von Blut vermissen würde, doch schon beim ersten Schluck wusste ich, dass es so war. Ein sonderbares Gefühl der Ekstase ließ meine Lider sinken, und doch wollte ich die Augen nicht schließen. Sie offen zu lassen, erwies sich allerdings als beinahe ebenso tückisch. Der Ausdruck in Vlads Augen, als ich die Lippen auf die Bisswunde legte und zu saugen begann, ließ Hitzewellen bis in meine sensibelste Stelle fahren.
Hast du das auch vermisst?, wisperte es aus einem dunklen Ort tief in mir. Nicht meine verhasste innere Stimme war es; sie kam anderswoher. Von einem Ort, der, so kam es mir vor, nur zum Leben erwachte, wenn Vlad in der Nähe war.
Seine Lippen teilten sich, ließen die Spitzen seiner Fangzähne sehen. »Frag mich noch einmal, und ich zeig’s dir.«
Eine
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