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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Shrapnel packte und ihm einen Elektroschock verpasste. Ich merkte nur, dass plötzlich sein Gewicht nicht mehr auf mir lastete und ich mich in einer heruntergekommenen Seitenstraße wiederfand.
    Die Straßenlaternen waren kaputt, aber ich brauchte ihr Licht nicht, um mich in dem engen Durchgang zwischen den Gebäuden zurechtzufinden.
    »Du hast den Bombenbauer auch umgelegt? Wann hörst du endlich auf, solche leichtsinnigen, dummen Risiken einzugehen?«
    Meine laute Stimme lenkte einige neugierige Blicke auf mich. Es war mir egal. Die meisten Vampire mieden Orte, an denen Obdachlose sich aufhielten. Durch ihren herben Geruch waren sie nicht besonders schmackhaft.
    »So riskant war es gar nicht«, antwortete meine Geliebte ungerührt. »Ich habe alles erledigt, Herzblatt. Er ist tot, und niemand wird uns mehr etwas anhängen können.«
    Zornig packte ich das Handy fester, bevor ich wieder locker ließ, damit es nicht in Stücke ging und wir weiterreden konnten.
    »Hättest du ihn nicht benutzt, um Leila umzubringen, wäre er erst gar nicht zum Problem geworden. Wenn ich gewusst hätte, was du vorhast, hätte ich dir nie gesagt, wo sie ist. Vlad gibt erst Ruhe, wenn er ihre Killer gefunden hat, falls er die Explosion nicht für einen Unfall hält.«
    »Du überreagierst«, sagte sie, und ihr gelangweilter Tonfall traf mich wie Säure. »Selbst wenn jemand einen Verdacht hegt, führt der doch nirgendwohin. Was auch immer sie ihm lebend wert gewesen wäre, tot ist sie für uns weniger gefährlich.«
    Mein Lachen klang schroff. »Eines Tages wirst du mir den wahren Grund verraten, warum Vlad das mit uns nicht wissen soll. Bis dahin kommt es mir vor, als hättest du es aus purer Eifersucht auf Leila abgesehen.«
    Mein Vorwurf hatte sie verletzen sollen, aber auf ihre giftige Antwort war ich nicht gefasst gewesen.
    »Meine Gründe sind ohne Belang. Was wirklich zählt, ist, dass du es warst, der mir verraten hat, wo sie sich aufhält. Dafür wird er dich umbringen, Herzblatt, aber erst nachdem er dich jahrelang gefoltert hat. Wenn dir diese Aussicht wenig verlockend vorkommt, hast du keine andere Wahl, als das hier geheim zu halten.«
    Ich legte auf, und meine Verzweiflung war so groß wie das Wissen, dass sie recht hatte. Vlads Reaktion auf meine Beteiligung an Leilas Ermordung stand fest, und bei mir würde er nicht aufhören. Er würde ihr das Gleiche antun, und so zornig ich auch war, konnte ich das nicht zulassen. Ich liebte sie, und wenn ich sie durch eine Lüge retten konnte, würde ich lügen.
    Die Gasse vor meinem inneren Auge verschwand, und ich erwartete, dass ich nun wieder in meine eigene Realität zurückkehren würde, aber ohne es überhaupt zu wollen, bekam ich eine Verbindung zu Shrapnels Komplizin. Einen Augenblick lang sah ich sie in ein Kostüm gekleidet auf einem Sofa zurückgelehnt sitzen, einen Martini in der Hand. Bevor ich mich auf ihr Gesicht konzentrieren konnte, verschwammen ihre Züge, bis nur noch ein undeutlicher Fleck umgeben von üppigem walnussbraunem Haar übrig blieb.
    Dann überkam mich ein so starkes Schwindelgefühl, als hätte mir jemand eins mit dem Kantholz übergezogen. Ich brach die Verbindung ab und kehrte in die Gegenwart zurück, wo ich zusammengekauert auf der Seite lag, hustete und dazwischen gequält nach Luft schnappte. Blut tropfte mir aus dem Mund, und das Druckgefühl in meiner Brust wurde immer stärker, bis ich es nicht mehr aushielt.
    Das kam nicht von den Prügeln, die ich von Shrapnel bezogen hatte. Nein, diesen Schmerz kannte ich. Ich hatte meine Fähigkeiten in gefährlichem Maß überstrapaziert, und der einzige Vampir in der Nähe, der mich hätte heilen können, wollte mich tot sehen.
    Das war alles so unfair, dass ich vor lauter Frust am liebsten laut losgeheult hätte. Ich hatte meine Fähigkeiten doch lediglich einsetzen wollen, um herauszufinden, ob Sandra schuldig war oder nicht. Shrapnels Sünde hatte ich nicht sehen wollen, ganz zu schweigen von der miesen Ratte, die diese ganze Scheiße mit dem Bombenanschlag erst ins Rollen gebracht hatte. Jetzt würde mich das alles das Leben kosten.
    Ein Stöhnen ließ mich die Augen öffnen. Durch einen roten Schleier hindurch erhaschte ich einen Blick auf Shrapnel. Der Stromstoß, den ich ihm verpasst hatte, hatte ihn fast vier Meter weit weggeschleudert. Seine beiden Arme fehlten, ebenso wie die Beine, und er wirkte auch insgesamt wie durch den Fleischwolf gedreht. Aber er lebte noch, obwohl er so schwer verletzt

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