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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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sie berührt habe.«
    Vlad drehte sich mit noch immer finsterem Blick um, fügte aber hinzu: »Geh sacht mit ihr um, Waters.« Dann schloss er die Tür, indem er eine weitere unsichtbare Schaltfläche drückte.
    »Was hast du noch gesehen?«
    Ich war mir nicht sicher, ob das Missfallen, das sich unter meine Emotionen mischte, Shrapnel oder mich betraf.
    »Erst musst du mir versprechen, dass du Sandra nichts antun wirst.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. Muskulös und blutbespritzt wie er war, hätte er kaum bedrohlicher aussehen können, aber ich weigerte mich nachzugeben.
    »Versprich es«, drängte ich ihn.
    »Ich kann es auch anders herausbekommen«, sagte er mit seidenweicher Stimme.
    Ich stieß ein grimmiges Schnauben aus. »Warum, glaubst du, habe ich meine Nachforschungen wohl hinter deinem Rücken angestellt? Ich weiß sehr wohl, wie du ›Befragungen‹ durchführst. Und daher will ich nicht, dass meine Freundin sie über sich ergehen lassen muss, wenn sie nichts willentlich Falsches getan hat.«
    Vlads Lippen wurden schmal, während Echos seiner Wut meine Nerven durchschnitten, aber das war noch nicht alles. Mit der Intensität einer bittersüßen Erinnerung schwappte ein Gefühl des Bedauerns durch mein Unterbewusstsein. Dass ich kein Mensch mehr war, hatte ich mir selbst zuzuschreiben, aber jetzt merkte ich, dass Vlad sich mitschuldig fühlte.
    Schließlich drückte er wieder die unsichtbare Schaltfläche, und die verborgene Tür öffnete sich erneut.
    »Bitte«, sagte er mit einer ausladenden Geste.
    Misstrauisch spähte ich in den offenen Durchlass. »Müsste ich nicht weggeschlossen bleiben, weil ich im Augenblick eine blutdürstige Bestie bin?«
    »Ja, aber du kommst mit mir, damit du selbst sehen kannst, dass Sandra nichts geschieht, solange sie nicht wissentlich gegen mich gearbeitet hat. Es sei denn«, ein Haifischgrinsen, »du reißt ihr selbst die Kehle raus.«
    Ich hatte nicht erwartet, den Kerker schon so bald wiederzusehen, doch nachdem ich mich geduscht, angezogen, einen weiteren Anfall von Blutgier gehabt und mich noch einmal geduscht und frisch angezogen hatte, waren wir wieder unten. Schon in der ersten Kammer ließ mich der Gestank zurückzucken. Es roch, als hätte jemand Kerosin, vergammeltes Obst, schales Blut, Urin und Hundekot vermischt und alles in die Luft gejagt. Wieso war mir das vorher nie aufgefallen? Ich atmete nicht mal, doch das widerliche Odeur fand irgendwie trotzdem den Weg in meine Nase.
    »Hier stinkt’s .«
    »Haben die Wachen etwa vergessen, Febreze zu sprühen?«, fragte Vlad in gespielter Entrüstung. Dann warf er mir einen müden Blick zu. »Das ist ein Kerker, Leila. Das muss so sein.«
    Mission erfüllt. Der infernalische Gestank hätte mir fast den Appetit auf Blut verdorben. Mann, hätte die Hölle furzen können, hätte es so gerochen.
    »Leila!«
    Ich wandte mich in die Richtung, aus der ich Sandras Stimme hörte. Zu meiner Erleichterung war sie nicht an den großen Monolithen gekettet. Stattdessen kauerte sie wie ein Häufchen Elend am Boden und blickte so entsetzt drein, dass man ihr die Überzeugung, sie würde hier nie wieder rauskommen, deutlich anmerkte. Kaum hatte sie mich erblickt, kam sie auf mich zugestürzt.
    »Bitte, sag du ihnen, dass ein Versehen vorliegt!«
    Aus dem Nichts heraus erschien einer der Aufseher und hielt Sandra auf, bevor sie mich erreicht hatte. War auch besser so. Sie hatte sich nach dem Unfall ebenfalls geduscht und frische Kleidung angezogen, aber selbst durch den höllischen Gestank hindurch konnte ich das geronnene Blut an ihren Schürfwunden und der genähten Kopfverletzung riechen. Fänge pressten sich in mein Zahnfleisch.
    Du hast gerade getrunken , schalt ich mich selbst, und Sandra ist KEINE Nachspeise.
    »Ist ja gut«, sagte ich zu ihr. »Vlad will nur ein wenig deine Erinnerungen durchsuchen.«
    Das musste hier geschehen, weil Vlad wollte, dass Shrapnel selbst dabei war, wenn er enttarnt wurde, und er gehörte immerhin in den Kerker. Ich musste mich zwar ziemlich beherrschen, aber ich würde erst gehen, wenn Vlad Sandras Gedanken vollständig durchforstet hatte. Ich war doch ihre einzige Verbündete, und ohne einen Freund war es im Kerker wirklich schauerlich. Vlad hatte zwar spöttisch vorausgesagt, dass ich Sandra die Kehle herausreißen würde, aber er hätte das natürlich nie zugelassen.
    Außerdem wollte ich selbst mehr über die brünette Vampirin erfahren, mit der Shrapnel sich eingelassen hatte.

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