Im Feuer der Nacht
war.“ Aber sie hatte immer noch so oft angerufen, dass sie eines ihrer Kinder geblieben war. „Sie war so gerne in der Leichtathletikmannschaft.“ Talins Hand krallte sich in Clays T-Shirt, als sie sich an Dianas fröhliches Lachen erinnerte. Clay sagte kein Wort, aber seine Hand glitt zu ihrem Nacken hoch, und er strich mit dem Daumen über ihre Haut.
„Wenn man Jon dazuzählt, sind es vier Kinder von Shine “, murmelte er. „Das hat nichts mit Im-selben-Teich-Fischen zu tun, Tally.“
Aus Loyalität zu Shine wollte sie protestieren, aber dann versuchte sie logisch an die Sache heranzugehen. „Aber es gibt noch sieben andere, die keine Verbindung zu der Stiftung haben“, erinnerte sie ihn.
„Darüber wollte ich mit Ihnen reden“, sagte Max.
Furcht klumpte sich langsam und unerbittlich in ihrem Magen zusammen. Wenn Shine hinter allem steckte, was hatte sie dann getan? Hatte sie die Kinder, die sie liebte, in den Tod geführt?
Max griff nach einer Schale mit Erdnüssen. „Erlauben Sie?“ Als beide nickten, nahm er eine Nuss heraus und legte sie auf den Tisch. „Wir haben fünfzehn bestätigte Todesfälle.“
„Fünfzehn?“ Ihre Hand griff erneut nach Clays T-Shirt. „So viele?“
„Ich vermute, es gibt sogar noch mehr.“ Nachdem er fünfzehn Erdnüsse herausgenommen hatte, schob Max die Schale zur Seite und stellte einen Salzstreuer in die Mitte des Tisches. „Ich bin überhaupt nur auf diese fünfzehn gestoßen, weil ich nachgehakt habe. Wenn solche Kinder verschwinden, macht meistens niemand eine Vermisstenanzeige. Und wenn man die Leichen findet, ist es häufig zu spät, um irgendwelche Verletzungen im Gewebe festzustellen.“
„Gewebe? Halten Sie das für die Verbindung?“, fragte Clay, Talin hatte es nicht über sich gebracht, diese Frage zu stellen.
„Ja“, sagte Max, „aber alles schön der Reihe nach.“ Er nahm eine Erdnuss in die Hand. „Das ist das erste Opfer. Harish, acht Jahre alt. Starb vor etwa einem Jahr– es muss also schon länger laufen, als wir ursprünglich angenommen haben. Die Spurensicherung hat eine Visitenkarte der Shine -Stiftung in seinem Schuh gefunden. Der Hüter hat bestätigt, dass er zwei Tage vor dem Verschwinden den Jungen zum ersten Mal kontaktiert hat.“ Max legte die Erdnuss etwa fünf Zentimeter vom Salzstreuer entfernt auf den Tisch.
Noch tausendfach größeres Entsetzen machte sich in Talin breit.
„Zweites Opfer: Miu Li, dreizehn Jahre alt, starb vor elf Monaten. Sie ist in eine Einrichtung von Shine in Oklahoma reingeschneit. Hat ein paar Tests gemacht, wurde in die Liste aufgenommen und verschwand.“ Er legte eine Erdnuss etwas näher an den Salzstreuer heran. „Opfer Nummer drei: Hana Takuya, vierzehn Jahre, war im ersten Jahr einer Ausbildung, die eine Stiftung von Witwen des japanisch-koreanischen Krieges finanziert. Der Hauptsponsor dieser Stiftung ist Shine . Das vierte und das fünfte Opfer, Depe Lacroix, zehn, und Zoe Charles, vierzehn, brachten mich ins Schleudern, da sie auf den ersten Blick keinerlei Verbindung zu Shine hatten.“ Max’ Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. „Bis ich mir ihre Herkunftsfamilien näher ansah und herausfand, dass Shine an die jüngeren Geschwister der beiden herangetreten war. Wäre nur logisch, wenn sie sich auch an die älteren gewandt und eine Abfuhr bekommen hätten.“
So ging es weiter, bis Max schließlich alle fünfzehn Opfer mit Shine in Verbindung gebracht hatte.
„Um Gottes willen.“ Talins Verstand weigerte sich, das Gehörte zu begreifen. „Aber Shine hilft doch den Kindern. Sie haben mir geholfen. Sie können doch nicht schlecht sein.“ Sie fasste selten Vertrauen, aber Shine hatte sie zumindest den kleinen Finger gereicht.
„Die Stiftung muss nicht unbedingt schlecht sein“, sagte Clay zu ihrer Überraschung. „Es könnte einen Maulwurf geben.“
Max nickte. „Entweder das, oder Shine ist nur eine schöne Fassade für hässliche Dinge. Aber das bezweifle ich. Es gibt billigere Wege, an Kinder heranzukommen. Dazu muss man keine millionenschwere Stiftung gründen. Doch was immer die Wahrheit ist, die Stiftung ist unser erster Ansatzpunkt.“
„Man kann aber nicht einfach blind auf sie losgehen.“ Talin beugte sich verzweifelt nach vorne. „Wenn man den Entführern zu nahe kommt, könnten sie Jon töten.“ Hoffnung, sagte sie sich, ich darf die Hoffnung nicht aufgeben. Johnny D. ist noch am Leben.
„Weiß ich.“ Max tippte den Salzstreuer an.
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