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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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zwischen Talin und Faith. Sie strickte etwas aus grüner Wolle, die Farbe erinnerte Talin an Clays Augen. „‚Meine Tally‘ hat er Sie immer genannt.“
    „Du wusstest davon?“ Faith zog die Augenbrauen zusammen, aber so wenig, als hätte sie es noch nicht gelernt, ihre Gefühle unverstellt zu zeigen. „Du kennst ihn natürlich auch schon viel länger.“
    Tamsyn strickte weiter, während sie antwortete. „Ja. Aber er hat sich schnell mit dir angefreundet. Du musst über Zauberkräfte verfügen.“
    Die Eifersucht traf Talin mit voller Wucht, riss mit aller Gewalt an ihr. „Ich glaube, er hat den Dreh ganz schön raus, wenn es um hilflose Frauen geht.“ Die bissige Bemerkung rutschte ihr heraus, bevor sie es verhindern konnte.
    Tamsyn hörte kurz auf zu stricken, dann klapperten ihre Nadeln weiter. Faith hob ihre Augenbrauen. „Wie kommen Sie darauf, dass ich hilflos bin?“ Ihr Lächeln war eisig.
    Talin machte keinen Rückzieher, nicht nach den Schlägen, die Faith ihr versetzt hatte. „Sie wirken, als könnte Sie jede Berührung verletzen.“ Faiths Haut war elfenbeinfarben, ohne jeden Ansatz von Sommersprossen.„Zerbrechlich kommt mir bei Ihrem Anblick in den Sinn.“
    Tamsyn lachte. „Sorry, achtet einfach nicht auf mich.“
    Talin sah von einer zur anderen und spürte, wie ihr Nacken heiß wurde. „Ich muss etwas verpasst haben.“ Das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, schmerzte sie umso mehr, da sie geglaubt hatte, Tamsyn mochte sie.
    „Tut mir wirklich leid, Talin.“ Diesmal war kein Anzeichen eines Lachens in Tamsyns sanfter Stimme. „Ich musste nur daran denken, was Clay wohl dazu sagen würde, wenn er euch beiden zuhören würde.“
    Talin hielt ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf Faith gerichtet. „Welche Gaben haben Sie denn eigentlich? Telekinetische?“, fragte sie, und ihr war sehr bewusst, dass sie außerhalb des engsten Kreises von Clays jetziger Familie stand.
    Faiths Blick war intensiv und geradezu unheimlich fokussiert. „Ich kann in die Zukunft sehen.“
    „Sie sind eine V-Mediale?“ Ein so seltenes Wesen, dass Talin nicht einmal jemanden kannte, der jemals jemandem aus dieser Kategorie begegnet war. „Eine kardinale V-Mediale?“
    „Ja, und glauben Sie mir: Was ich sehe, ist nichts für schwache Nerven.“
    „Dann nehme ich zurück, was ich über Ihre Zerbrechlichkeit gesagt habe“, sagte sie. „Aber auch wenn Sie eine Freundin von Clay sind, haben Sie kein Recht, sich zwischen ihn und mich zu stellen.“ Sie war zwar nur eine schwache Menschenfrau ohne besondere Kräfte, aber es sollte bloß niemand wagen, sie von Clay fernzuhalten.
    „Clay und Sie? Sie haben also eine Beziehung?“
    „Ja.“ Als sie dieses Wort aussprach, spürte Talin, wie sich etwas in ihr grundlegend veränderte. „Wenn Sie dazu etwas sagen möchten, dann nur heraus damit, reden Sie nicht weiter um den heißen Brei herum.“
    Tamsyns Nadeln hatten zu klappern aufgehört, aber Faith zuckte nicht mit der Wimper. „Ich kann die Zukunft sehen. Manchmal sehe ich auch Dinge über Personen, die mir etwas bedeuten.“
    Nichts anderes hätte Talins Zorn so schnell besänftigen können. „Was ist es?“, flüsterte sie. „Was tue ich Clay an?“
    „Das weiß ich nicht“, antwortete Faith ruhig, der kristallklare Klang erinnerte Talin an Jons Stimme. „Ich weiß nur, dass sich die Zukunft bislang nicht geändert hat.“
    „Was soll das heißen?“ Talin hätte die Hellsichtige gerne geschüttelt, damit sie nicht mehr in Rätseln sprach.
    „Wer auch immer Sie sind, Sie sind nicht diejenige, die Clay davon abhalten wird, die letzte Grenze zu überschreiten… und sein Menschsein vollends zu verlieren.“
     
    22
    Max wollte den Angriff abwehren, aber er hatte nicht rechtzeitig genug reagiert.
    Sie stürzten sich wie ein Schwarm sadistischer Verrückter auf ihn, traten und schlugen auf ihn ein. Keiner von ihnen gab dabei einen Laut von sich, und das machte sie noch bedrohlicher. Max wehrte sich, aber es waren zu viele. Nach kurzer Zeit bestand seine Welt nur noch aus einer ständigen Abfolge ewig gleicher Geräusche und Empfindungen.
    Er hörte das dumpfe Geräusch, mit dem Fleisch auf Fleisch traf, das schabende Geräusch der reißenden Haut auf dem Asphalt und seine eigenen schweren und schmerzhaften Atemzüge. Spürte warmes Blut, das über sein Gesicht rann.
    Dann ertönte ein Schuss. Und dann… nichts mehr.
     
    23
    Clay sah auf den ersten Blick, dass Talin mit Faith aneinandergeraten war. Sie

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