Im Feuer der Nacht
blieb gut einen halben Meter von ihm entfernt in der Küche stehen. Mit finsterer Miene ging er zu ihr hin und ergriff ihre kalte, steife Hand. Sie wollte ihm die Hand wieder entziehen, und er musste sich zur Ordnung rufen, um nicht loszubrüllen. „Ich dachte, wir seien Freunde.“
Ihre Lippen wurden schmal, aber sie hörte auf, sich zu wehren.
„Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“ Talin schwieg. „Na schön, dann werde ich Faith fragen.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Liebst du sie?“
Wie zum Teufel kamen Frauen auf so was? „Sie ist die Frau von Vaughn.“
„Und?“
„Und was?“ Clay fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Rudelgefährten mischen sich in das Leben der anderen ein. Ich mag das nicht besonders, aber man gewöhnt sich daran.“
„Sie glaubt, sie habe bestimmte Rechte.“
Das war ja interessant. „Da zeigt sich wieder, wie eifersüchtig du bist, Tally.“
„Lass mich los.“ Sie versuchte ihre Hand zu befreien.
Aber er ließ sie nicht los. „Sie hat bestimmte Rechte“, sagte er. „Ebenso habe ich Rechte in Bezug auf Sascha oder Tamsyn. Man kümmert sich umeinander. Wir sind ein Rudel.“
„Und ich gehöre nicht dazu.“
„Noch nicht.“ Er wollte sie, wollte seinen Geruch dauerhaft auf ihrem Körper verankern und zog sie an sich. „Komm schon, wir müssen rechtzeitig bei unserem Treffen sein.“
Es stellte sich heraus, dass sie zu früh da waren. Im Restaurant überließ Clay Talin das Reden. Auf der Fahrt hatte sie geschwiegen, sie wollte die Dinge offensichtlich erst einmal für sich klären. Das konnte gefährlich sein, aber er meinte es ernst mit ihr und würde sie nicht belügen. Vielleicht würde er versuchen, sie zu überreden, aber er würde sie nie belügen.
„Wir haben eine Verabredung“, sagte sie zum Oberkellner.
Der Mann warf einen Blick auf ihre Jeans und den Pullover, den sie über ihr Top gezogen hatte, dann streiften seine Augen Clays Jeans und das weiße T-Shirt. „Ich glaube, Sie sind am falschen Ort“, sagte der Oberkellner steif und reckte das Kinn so hoch, dass es ein Wunder war, dass er sie überhaupt noch sehen konnte. „Das nächste für Sie in Frage kommende Gasthaus ist zwei Straßen weiter.“
Clay wartete ab, wie Talin reagieren würde. Er konnte fast schon sehen, wie der Dampf aus ihren Ohren stieg. „Und wo ist das nächste Arbeitsamt?“ Zuckersüß und ganz unschuldig. Mein Gott, es machte ihn echt an, wenn sie so sauer war.
„Das entzieht sich leider meiner Kenntnis.“ Er rümpfte die Nase.
„Sie werden es bald erfahren, wenn Sie Ihre Gäste weiter so behandeln.“ Talins Stimme bekam einen stahlharten Klang. „Sie könnten mich ganz falsch eingeschätzt haben.“
Der Mann setzte ein affektiertes Lächeln auf. „Ihre Kleidung verrät Sie, Schätzchen. Wenn Sie sich auf ein Terrain begeben, das über Ihrem Niveau liegt, sollten Sie sich lieber verkleiden. Und“, schnarrte er, „sich eine überzeugendere Begleitung suchen.“
Bei seinen letzten Worten kniff Talin die Augen zusammen. „Warum denn, Sie arrogantes Nichts? Mein Begleiter ist mehr wert als Tausende Ihrer Sorte.“
Clay amüsierte sich zwar, aber niemand durfte Tally in seiner Gegenwart beleidigen. „Hör mal, Tally.“
Sie wandte den Kopf. „Was ist?“ Sie knurrte fast.
„Meinst du, ich sollte ihm zeigen, wie gut ich mich benehmen kann?“ Raubtierzähne blitzten kurz auf, und seine Augen wurden katzengrün.
Das Gesicht des Oberkellners wurde kalkweiß.
Clay konnte sich kaum ein Lachen verkneifen.
Talin gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Benimm dich, so hilfst du mir nicht.“ Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kellner zu. „Also, wo waren wir– ist Ihnen nicht gut? Sie sehen blass aus.“
„Mir geht es, ähm, gut.“ Der stechende Geruch seiner Angst stieg Clay unangenehm in die Nase, als der Oberkellner mit einem Stift auf dem Bildschirm seines kleinen Handcomputers herumfuhr. „Wen, sagten Sie doch gleich, wollten Sie treffen?“
„Devraj Santos.“
„Mr. Santos hat eines unserer Besprechungszimmer gebucht. Wenn Sie mir bitte folgen würden“, sagte der Kellner, und seine Stimme klang etwas schrill.
Clay legte seinen Arm um Talin, als sie die Treppe hinaufstiegen. „Ich glaube, er mag mich nicht“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich benehmen“, zischte sie. „Wieso hast du das gemacht?“
„Weil er herausbekommen hat, dass ich eine große, böse Schmusekatze bin.“ Er
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