Im Feuer der Nacht
Und als er heute Nacht hineingeschaut hat, hat er gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die Decke aus grobem Leinen lag flach auf dem Tisch, obwohl sie über die chinesische Vase hätte gestülpt sein müssen. Über die Vase, die seiner Meinung nach hätte dort sein müssen, aber nicht mehr dort ist.«
Stokes stöhnte. Starrte auf den Schreibtisch. »Hat der Kommissar den Marquis schon benachrichtigt?«, fragte er einen Moment später mit gesenkter Stimme.
Barnaby schaute sich um und bemerkte, dass Miller den Blick über den Korridor schweifen ließ.
»Sieht so aus, als würde er den Bericht noch schreiben«, erwiderte Miller ebenfalls leise.
Stokes seufzte und winkte den Sergeanten in seine Blickrichtung. »Gehen Sie und sorgen Sie dafür, dass er den Eilboten schickt. Wenigstens den Bericht muss er bekommen.«
Nachdem Miller fort war, meinte Barnaby: »Es hört sich an, als wollten deine Vorgesetzten noch immer nicht zugeben, dass wir es mit einer überaus aufregenden Einbruchsserie zu tun haben, jetzt, in diesen Nächten, direkt vor ihrer Nase.«
Stokes nickte. »Stimmt. Sie wollen es einfach nicht glauben. Schon beim bloßen Gedanken reagieren sie panisch, und sie haben keine Ahnung, was sie tun sollen. Um die Wahrheit zu sagen, es gibt auch nur wenig, was getan werden könnte, abgesehen davon, dass wir Mayfair mit Wachmännern überfluten. Aber das ist nicht nur unpraktisch, sondern würde auch wieder nur einen Aufruhr verursachen.«
Stokes seufzte tief, lehnte sich zurück und fing Barnabys Blick auf. »Wenn ich offen sprechen darf ... wir, das heißt die Polizeikräfte, durchleben gerade einen politischen Albtraum.«
Weitere Erläuterungen waren überflüssig, denn es gab wohl kaum jemanden außer Stokes, der die Auswirkungen besser beurteilen konnte als Barnaby. Die Polizei würde dastehen wie ein Haufen Trottel, unfähig, das Eigentum der wohlhabenden Londoner vor der Plünderung durch einen einzigen schlauen Dieb zu schützen. In der gegenwärtigen politischen Atmosphäre bedeutete das einen Rückschlag, auf den die immer noch junge und sich erst entfaltende Truppe gut verzichten konnte. Barnaby hielt. Stokes’ Blick fest. »Es muss einfach etwas geben, was wir unternehmen können.«
Eingehüllt in ihren Umhang stieg Penelope die Stufen zur Tür von Barnabys Anwesen hinauf. Die Kutsche ihres Bruders bummelte am Bordstein entlang, obwohl sie den Fahrer, einen langjährigen Verbündeten, angewiesen hatte, in die Stallungen hinter der Mount Street zu fahren; er wollte ihre Anweisungen befolgen, sobald sie sicher im Haus verschwunden war. Penelope hatte die Tür fest im Blick, als sie die Schultern zurücknahm und beherzt klopfte.
Mostyn öffnete. Riss die Augen auf.
»Guten Abend, Mostyn. Ist Ihr Herr schon zurückgekehrt?«
»Ah ... nein, Ma’am.« Mostyn gab den Weg frei, sodass sie eintreten konnte.
»Schließen Sie die Tür. Es ist kalt draußen.« Penelope zupfte sich die Handschuhe von den Fingern und schlug die Kapuze zurück, während er gehorchte. »Ihr Herr und ich sind bei Lord Montford gewesen, als er ...«, sie unterbrach sich kurz, »... als Adair in einer dringlichen Angelegenheit bezüglich unserer gegenwärtigen Ermittlungen fortgerufen wurde.« Sie drehte sich um und eilte in Richtung Wohnzimmer. »Bis zu seiner Rückkehr werde ich hier auf ihn warten.«
Es war eine Bemerkung, der Mostyn nicht zu widersprechen wagte. Hastig öffnete er die Tür zum Wohnzimmer, und sie trat ein. »Tee, Ma’am?«, fragte er.
Das Feuer brannte hell im Kamin. Penelope stellte sich direkt davor, um ihre Hände zu wärmen. »Nein, danke, Mostyn.« Sie schaute sich um, ging dann zu dem Sessel, in dem sie Wochen zuvor gesessen hatte, damals, als sie Barnaby um Hilfe gebeten hatte. »Ich werde mich einfach nur an den Kamin setzen und warten.«
Penelope warf Mostyn einen Blick zu, während sie sich in den Sessel sinken ließ. »Sie dürfen sich zurückziehen. Es könnte recht spät werden.«
Mostyn zögerte, verbeugte sich dann. »Sehr wohl, Ma’am.«
Geräuschlos zog er sich zurück und ließ die Tür angelehnt, sodass sie in die Halle sehen konnte.
Sie lauschte auf Mostyns verklingende Schritte, schmiegte sich tiefer in den Sessel und schloss seufzend die Augen. Natürlich war sie nicht zufrieden; aber immerhin hielt sie sich dort auf, wo sie sich aufhalten musste. Und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie lange es noch dauern würde, bis Barnaby nach Hause kam.
Aber sie hatte Mostyn die
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