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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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suchte.
    Lächelnd zog er sie wieder in die Arme. »Ich bin nicht verletzt. Es gab keinen Zugriff. Ich war die ganze Nacht in Scotland Yard.«
    Sie starrte ihn an. »Was war los?«
    Er ließ den Blick über sie schweifen, bückte sich, nahm sie in seine Arme und setzte sich mit ihr auf dem Schoß wieder in den Sessel.
    Penelope machte es sich bequem und schmiegte sich so in seine Arme, dass sie ihn anschauen konnte. »Nun?«
    Barnaby erzählte ihr alles, berichtete sogar, wie enttäuscht Stokes gewesen war. Noch über die kleinste Einzelheit des Einbruchs ließ sie sich aufklären und stellte dann Vermutungen an, was wohl geschehen sein mochte; wie einer der Jungen sich durch das Fenstergitter geschlängelt und die Vase an sich genommen hatte.
    »Es muss eine kleine Vase gewesen sein«, mutmaßte sie stirnrunzelnd.
    »Stimmt. Stokes und ich haben den Hauswart verhört, bevor er wieder gegangen ist. Dem Vernehmen nach war es nur eine chinesische Vase, aber eine sehr alte, die aus Elfenbein geschnitzt worden ist. Nur der Himmel weiß, was sie heute wert ist.«
    Penelope schwieg einen Moment. »Er hat es auf Sammlerstücke abgesehen, nicht wahr?«
    Barnaby nickte. »Was auch zu unserer Vermutung passt, dass er Auftragsdiebstähle begeht. Er stiehlt ausgewählte Dinge, von denen er weiß, dass gewisse Individuen sie haben wollen und auch dafür zahlen, ohne lästige Fragen nach der Herkunft zu stellen.«
    »Traurig genug, aber wenn es um diese gierige Sammlerleidenschaft geht, dann gibt es so manchen, der skrupellos genug ist, um ins Bild zu passen.«
    Er antwortete nicht. Denn sie hatten sich sämtliche Fakten durch den Kopf gehen lassen, soweit sie bekannt waren; ganz gleich, wie sehr es auch drängte, die beiden vermissten Jungen zu finden, es gab nichts, was sie in dieser Nacht noch hätten in die Wege leiten können.
    Nichts, was noch zu ermitteln gewesen wäre.
    Barnaby blieb nicht verborgen, dass sie sich immer noch den Kopf zerbrach. Wie abwesend rieb sie ihre Wange an seiner Brust. Die schlichte unwillkürliche Zärtlichkeit ließ ... nein, kein Verlangen in ihm aufkeimen, sondern ein Bedürfnis, das viel tiefer lag.
    In seinen Armen kam sie zur Ruhe, fühlte sich wohl.
    Die Gelegenheit bot sich ihm, falls er zupacken wollte. Und doch ... er empfand die gefühlvollen Sekunden als etwas ganz Besonderes, als so neu und auf friedvolle Weise herrlich, dass er es nicht übers Herz brachte, dem ein Ende zu setzen.
    Nach Lord Montfords Bemerkung, nachdem sie zu ihm gekommen war und angesichts seiner Reaktion nach der Entdeckung, dass sie auf ihn wartete, konnte es keinen Zweifel mehr daran geben, was zwischen ihnen war. Barnaby wollte, dass sie mit ihm sprach, dass sie vorschlug, sie sollten heiraten, um ihn aus der Not zu erlösen, selbst das Wort an sie richten zu müssen.
    Mochte Barnaby den inneren Drang, sie als seine Frau bei sich zu haben, insgeheim immer noch als Verwundbarkeit begreifen, so kam es doch keinesfalls mehr infrage, seine Bedürfnisse zu verstecken. Oder genauer ausgedrückt, das Verstecken war nicht länger der Grund dafür, sich das zu nehmen, wonach es ihn verlangte und was er schlicht haben musste.
    Wenn Penelope nicht bald das Wort ergriff, würde er es tun.
    Aber diese Nacht war nicht der passende Zeitpunkt.
    Denn sie waren beide müde, und der nächste Tag schien all ihre Kräfte zu fordern. In dieser Nacht brauchten sie Ruhe. Brauchten das, was sie in den Armen des anderen finden würden. Behaglichkeit und einen Schlaf des Vergessens, der ihnen neue Kräfte schenken würde.
    Barnaby erhob sich vorsichtig, hielt sie sicher in den Armen und machte sich auf den Weg zur Tür. »Wartet dein armer Kutscher irgendwo draußen vor der Tür?«
    Penelope lehnte den Kopf an seine Schulter, hatte die Arme locker um seinen Nacken geschlungen. »Nein. Ich habe ihn nach Hause geschickt. Wir müssen eine Droschke rufen. Später.« Als er sich zur Treppe wandte, lächelte sie und murmelte: »Viel später. Im Morgengrauen.«

22
    Am nächsten Morgen versuchte Penelope angestrengt, sich auf die Verwaltungsarbeit im Findelhaus zu konzentrieren. Nichts auf ihrer Tagesordnung war ungewöhnlich; aber die Frage, welcher Lieferant die nächste Bestellung Handtücher erhalten sollte, war schlicht nicht anspruchsvoll genug, um ihren Geist aus der Zwickmühle der ständig kreisenden Gedanken zu befreien.
    Als sie Dicks Verschwinden bemerkt hatte, hatte sie sich in mancher Hinsicht persönlich verantwortlich gefühlt.

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