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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ungeschminkte Wahrheit gesagt, nämlich dass sie einfach auf ihn warten musste. Sie musste sich bei ihm aufhalten, um so schnell wie möglich zu erfahren, dass ihm nichts zugestoßen war - um keinen Preis durfte sie einschlafen, bevor sie nicht wusste, dass er heil und gesund war.
    Das Bedürfnis hatte sie in der Sekunde durchflutet, als er bei Lord Montford aus ihrem Blickfeld verschwunden war. In diesem Moment war ihr schlagartig bewusst geworden, dass sie keinerlei Klarheit darüber hatte, welcher Lage er sich gegenübersehen würde. Das Spiel geht los. Wer konnte schon wissen, was Stokes damit gemeint hatte? In jener Sekunde hätte es bedeuten können, dass er den Teufel Alert durch die dunklen Gassen der Slums jagen musste, vielleicht sogar bis zum Hafen, inmitten wer weiß welcher Gefahren!
    Es mochte aber auch sein, dass er in Stokes’ Büro saß. Wer konnte das schon wissen?
    Angesichts ihres zwingenden Bedürfnisses, ihn in Sicherheit zu wissen, war es geradezu lachhaft, jetzt einzuschlafen. Zusammen mit ihrer Mutter war sie nach Hause gefahren, hatte ihrem Kutscher einen Wink gegeben, dann gewartet, bis es im Haus ruhig geworden war, um sich durch die hintere Tür hinauszustehlen und zu den Ställen zu gehen.
    Wie aus weiter Ferne drang ihr der Gedanke in den Kopf, dass sie sich wahrscheinlich umsonst sorgte.
    Aber das änderte nichts. Denn die Sorge blieb. Kraftvoll, beherrschend und mächtig genug, um ihr den Gedanken aufzuzwingen, dass genau dies der Platz war, wo sie jetzt hingehörte - hier, um darauf zu warten, dass er nach Hause kam, sodass sie sich mit eigenen Augen überzeugen konnte, dass ihm nichts zugestoßen war.
    Penelope zerbrach sich nicht den Kopf darüber, warum sie so empfand. Die Gründe kümmerten sie nicht. Denn es war einfach so, wie es war. Unleugbar, auf der Hand liegend, wie Lord Montford unmissverständlich klargemacht hatte.
    Schon bald würde sie sich darüber Gedanken machen müssen. Aber heute Nacht ... heute Nacht reichte es ihr, wenn Barnaby mit heiler Haut nach Hause kam. Der Rest kann warten. Bis auf Weiteres.
    Es war mitten in der Nacht, als Barnaby sich selbst einließ. Stokes und er hatten im Büro am Scotland Yard gewartet, ob vielleicht noch mehr Einbrüche gemeldet wurden, aber es war nichts passiert. Schließlich hatte sie eingesehen, dass bis zum Morgengrauen nichts mehr geschehen würde, und sich auf den Weg nach Hause gemacht.
    Barnaby schob den Riegel vor und eilte zur Treppe. Die Wohnzimmertür stand halb offen; er linste hinein - und erstarrte.
    In der roten Glut des ersterbenden Feuers war sie nicht mehr als ein unförmiges Bündel im Sessel, das Gesicht verborgen und an die Seite geschmiegt. Aber er wusste auf Anhieb, dass nur sie es sein konnte. Irgendwie steckte es ihm in den Knochen, sie zu erkennen, ganz gleich, wo sie sich aufhielt und welche Einzelheiten an ihr er erkennen konnte.
    Lautlos trat er ein und schlich zum Sessel.
    In diesem Moment fehlten ihm die Worte für das, was er empfand, für die aufwallenden Gefühle, die durch sein Inneres fluteten.
    Reglos stand er dort, machte keinerlei Geräusch, ließ die Sekunden verrinnen, sog die Gefühle und Empfindungen in sich ein, ließ sie in sein Herz strömen und genoss sie in vollen Zügen.
    Noch nie zuvor hatte jemand auf seine Heimkehr gewartet. Noch nie war jemand zu Hause gewesen, wenn er nach Hause kam, oftmals müde und niedergeschlagen, enttäuscht, manchmal desillusioniert. Unter allen Menschen auf der ganzen Welt gab es nur einen, von dem er wollte, dass er auf seine Heimkehr wartete: Penelope. Denn sie war diejenige, in deren Armen er sich behaglich fühlte.
    Sein erster Impuls war es gewesen, sie in die Arme zu nehmen und nach oben in sein Bett zu tragen. Aber dann dachte er darüber nach, warum sie zu ihm gekommen war.
    Nach ein paar Minuten ging er in die Hocke, fand ihre Hände irgendwo in den Falten ihres Umhangs und ergriff sie sanft. »Penelope? Wach auf, Liebste.«
    Beim Klang seiner Stimme rührte sie sich, blinzelte, riss die Augen auf und starrte ihn an, bevor sie sich in seine Arme warf. »Dir geht es gut!« Heftig umarmte sie ihn.
    Lachend fing er sie auf, setzte sich auf seine Fersen zurück und erhob sich mit ihr, anstatt sich rückwärts auf dem Teppich auszustrecken.
    Kaum hatte Penelope mit den Füßen den Boden berührt, als sie zurücktrat und den Blick über ihn schweifen ließ. Barnaby brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sie nach Verletzungen

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