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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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liegen - wie gerade wieder bewiesen worden war -, dass ebenjene Weitläufigkeit, mit der diese Männer durch die Salons der besseren Gesellschaft schlenderten, deren eigentliche Verkleidung war. Erst wenn sie, wie Barnaby es jetzt getan hatte, die äußeren Attribute der zivilisierten Höflichkeit ablegten, konnte man einen Blick auf die wahren Tatsachen erhaschen.
    Und was diese Tatsachen betraf ... sie war sich nicht sicher, was sie mit deren Entdeckung anstellen sollte. Wie sie reagieren sollte...
    Ob sie überhaupt reagieren oder nicht vielmehr so tun sollte, als hätte sie nichts bemerkt.
    Schweigend verbrachten sie die Fahrt, Penelope in ihre Grübelei versunken, die durch ihre aufkeimende Neugier nur noch angefacht wurde.
    Schließlich hielt die Kutsche draußen vor Griseldas Laden. Barnaby öffnete die Tür und stieg aus, wühlte in seiner Tasche und warf dem Kutscher ein paar Münzen hoch - und ließ Penelope allein aussteigen.
    Ohne seine Hilfe kletterte sie aus dem Wagen und schloss die Tür. Barnaby warf ihr einen scharfen, prüfenden Blick zu und stopfte die Hände in die Taschen, während er zu Griseldas Laden schlurfte. Dort stieß er die Tür auf und wartete, dass Penelope sich ihm anschloss - und fiel dann vollkommen aus der Rolle, als er sie mit eleganter Höflichkeit durch die Tür in den Laden komplimentierte.
    »Himmel noch mal! Ein feiner Pinkel!«
    Der unterdrückte Fluch stammte vom Kutscher auf dem Bock.
    Penelope blieb auf der Schwelle stehen und musterte Barnaby, als der sich aufrichtete und den Kutscher anschaute; die hageren Züge erschienen härter, kantiger, als sie es je zuvor gesehen hatte. Seine blauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Auf den unterdrückten Fluch des Kutschers folgte schnell das Geräusch klappernder Hufe, als er die Peitsche über den Pferden knallen ließ und davonrollte.
    Ohne seinen Blick aufzufangen, rauschte sie in das geheiligte Innere des Ladens und war sich nicht sicher, ob sie die Vorbehalte des Kutschers gegenüber dem Mann, der ihr auf den Fersen folgte, nicht sogar teilte.
    Griselda hatte das bimmelnde Glöckchen gehört. Durch den Vorhang hinter der Theke trat sie nach vorn, richtete den Blick auf Barnaby - und stolperte beinahe rückwärts. Mit ihren aufgerissenen Augen erinnerte sie ein wenig an die beiden Lehrlingsmädchen, die am Tisch zwischen Vorhang und Theke gearbeitet und mit den Nadeln in den Fingern mitten in der Bewegung innegehalten hatten.
    Nach einer angespannten Sekunde wandte Griselda den Blick auf Penelope.
    Die lächelte. »Guten Morgen, Miss Martin. Ich nehme an, dass Sie uns bereits erwartet haben?«
    Griselda zwinkerte irritiert. »Oh, ja, selbstverständlich.« Ihre Wangen hatten sich leicht gerötet, als sie den Vorhang zurückschob. »Bitte kommen Sie durch.«
    Barnaby hielt sich an Penelopes Schulter, als sie ein paar Schritte nach vorn machten, und sie stellte fest, dass er sich anders - aggressiver - bewegte. Die beiden Mädchen senkten den Kopf, als sie an ihnen vorbeikamen.
    Mit offener Bewunderung schüttelte Griselda den Kopf, als er vor ihr stehen blieb, winkte ihn dann durch. »Gehen Sie schon mal nach oben. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Penelope stieg die Treppe hinauf. Hinter sich hörte sie Griselda, die ihren Lehrlingen mit erstickter Stimme erklärte, welche Arbeiten sie an diesem Tag noch zu erledigen hatten.
    Penelope blieb stehen, nachdem sie das Wohnzimmer betreten hatte. Barnaby ging an ihr vorbei bis ans Fenster und ließ den Blick über die Straße schweifen. Sie nutzte die Gelegenheit, ihn zu betrachten, wieder einmal die elementare Kraft und die Härte zu erkunden, die durch seine ungewohnte Verkleidung durchschimmerte.
    Es dauerte nicht lange, bis Griselda dazukam.
    »Nun ...«, wie Penelope betrachtete Griselda die Gestalt am Fenster, »kein Wunder, dass Sie glatt durchgehen.«
    Barnaby drehte sich zu den beiden Frauen und deutete dann mit dem Kinn auf Penelope. »Dann lassen Sie uns mal sehen, was Sie aus ihr zaubern können.«
    Griselda fing Penelopes Blick auf und deutete mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer. »Wir gehen dort rein. Ich habe die Kleidung schon ausgebreitet.«
    Kleinlaut löste Penelope den Blick von der Gestalt am Fenster und folgte Griselda in das Schlafzimmer.
    Es brauchte seine Zeit, aber es brachte viel Freude, Penelope in eine Blumenverkäuferin aus Covent Garden zu verwandeln. Griselda hatte die Schlafzimmertür fest verschlossen, damit sie ungestört arbeiten

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