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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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der Tür läuten.
    »Er kommt gerade zur rechten Zeit.« Griselda schlüpfte in eine weite Jacke mit zerrissener Tasche und stülpte sich eine schäbige Mütze über ihr Haar. Dann hörten sie Barnabys feste Tritte die Treppe nach unten gehen. Griselda schaute in den Spiegel an Penelope vorbei, richtete sich die Haube und nickte. »Ich bin fertig. Lassen Sie uns auch nach unten gehen.«
    Griselda ging auf der Treppe voran. Als sie den Vorhang erreicht hatte, ergriff Penelope ihre Hand und zog sie zurück. »Was ist mit Ihren Lehrlingen? Werden die Mädchen uns nicht für verrückt erklären?«
    »Zweifellos. Und noch viel mehr.« Griselda lächelte zuversichtlich. »Aber es sind gute Mädchen. Ich habe sie angewiesen, die Augen offen zu halten, den Mund aber fest verschlossen. Die beiden haben begriffen, dass sie hier eine gute Stellung haben, die sie niemals durch ein loses Mundwerk riskieren würden.«
    Penelope nickte. Sie ließ Griseldas Hand los und atmete tief durch; sie fühlte sich, als hätte sie Lampenfieber wie beim Auftritt auf einer großen Bühne.
    Griselda ging voran. Penelope schaute an ihr vorbei und entdeckte Barnaby und Stokes, die mitten im Laden standen und sich unterhielten, zwei große, kräftige Gestalten, gänzlich unpassend eingerahmt von Federn und Tand.
    Der Anblick ließ ihre Mundwinkel amüsiert zucken. Griselda blieb kurz an der Theke stehen, um mit ihren Lehrmädchen zu sprechen. Auch Stokes und Barnaby unterhielten sich immer noch angeregt; Stokes, der mit dem Gesicht zur Theke stand, entdeckte sie zuerst - und unterbrach sich.
    Barnaby war alarmiert über die plötzliche Ausdruckslosigkeit im Gesicht seines Freundes und wirbelte herum.
    Und entdeckte sie, Penelope Ashford - die jüngste Schwester des Viscounts of Calverton, durch Geburt und Heirat mit den ältesten Familien der gehobenen Gesellschaft verbunden -, in einer Verkleidung, die sie, einschließlich ihrer Brille und allem, was dazugehörte, vollkommen verwandelte, und zwar in die bezauberndste, umwerfendste Dirne, die je durch die Straßen von Covent Garden geschlendert war.
    Beinahe hätte er die Augen geschlossen und laut gestöhnt.
    Atemlos murmelte Stokes ein paar unverständliche Worte, die Barnaby aber auch gar nicht verstehen musste, um zu wissen, dass er den ganzen Tag über fest an Penelopes Seite kleben würde.
    Sie kam zu ihnen, lächelte erfreut und war ganz offensichtlich sehr angetan von der Maskerade.
    Selbst als er ihr in die dunklen Augen schaute, formte sich eine nagende Warnung in seinem Kopf. Jedes Mal, wenn er, wie jetzt auch, in die Fußstapfen des Menschen in einer sozialen Stellung weit unter ihm trat, hatte er es immer als recht einfach empfunden, die Fesseln der Etikette eines Gentlemans von Stand abzuschütteln.
    In vielerlei Hinsicht bewies Penelope nun, dass sie ihm darin sehr ähnlich war.
    Barnaby biss die Zähne zusammen, bis es ihn schmerzte.
    »Nun? Komme ich durch?«, drängte sie mit Blick auf ihn.
    Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder im Griff hatte. »Gut genug.« Er schaute über ihren Kopf hinweg und bemerkte Griselda, die zu ihnen kam. »Kommen Sie.« Er wollte nach Penelopes Arm greifen, ermahnte sich aber sofort und schnappte stattdessen nach ihrer Hand.
    Penelope erschrak über die unerwartete Berührung, lächelte ihn aber an, immer noch sichtlich erfreut, und umschloss seine Finger mit ihren.
    Barnaby verschluckte den Fluch auf seinen Lippen, drehte sich um und zerrte sie zur Tür.
    Für die Fahrt nach Petticoat Lane quetschten sie sich in eine Droschke.
    Sie vertrieben sich die Zeit mit einem Gespräch darüber, in welcher Reihenfolge sie die Namen auf Stokes’ Liste abarbeiten wollten, und überlegten, ob sie sich in zwei Gruppen aufteilen sollten -verschoben die Entscheidung aber auf später, wenn sie sich im East End befanden und ihre Möglichkeiten erkundet hatten.
    Am nördlichen Ende der langen Straße ließen sie die Droschke stehen und tauchten in die Menschenmenge, die sich in den schmalen Pfad zwischen den Marktständen an beiden Seiten des Gehwegs ergoss. Kein Kutscher würde auch nur im Traum daran denken, sich mit seinem Gefährt in die Straße zu wagen, wenn der Markt in vollem Gange war.
    Geräusche und Gerüche aller Art stürmten auf sie ein. Barnaby linste zu Penelope hinüber, fragte sich, ob sie wohl das Handtuch warf. Stattdessen gab ihre Miene zu verstehen, dass sie begierig war, noch tiefer einzutauchen. Es schien ihr keinerlei Schwierigkeiten zu

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