Im Feuer der Smaragde
sie konnten ihn nicht finden.« »Was soll das heißen?« »Er ist verschwunden.«
Nungulla erduldete mit gesenktem Kopf die Beleidigungen, mit denen ihn sein Häuptling vor den Mitgliedern seines inneren Kreises bedachte. Er wagte nicht aufzublicken, damit der Magier nicht die anderen Neuigkeiten von seinem Gesicht ablesen konnte.
Nur wenige seiner Leute waren in diesem südlichen Gebiet geblieben. Die meisten langweilten sich und hatten das Interesse an einer Aufgabe verloren, die ihnen wie Zeitverschwendung vorkam. Sie waren davongezogen. Nungulla gab lieber zu, dass der Spion verschwunden war, als einzugestehen, dass seine eigenen Männer ihn hatten entkommen lassen. Die Krieger, die die Soldaten verfolgten, hatten berichtet, sie seien ein harmloser Haufen, der gemütlich dahinritt und sich die Zeit mit Spielchen am Flussufer vertrieb. Sie waren nicht wie die Krokodilaugen, die einen Kundschafter getötet und aufgehängt und ständig nach Beute gesucht hatten. Dann hatten sich die Kundschafter dem kleinen Kriegertrupp angeschlossen, um ein bisschen Spaß zu haben. Und – Nungulla graute davor, diese Information weiterzugeben – sie hatten dem Anführer gesagt, die Soldaten seien leichte Beute, ganz und gar keine Krieger.
Zu spät hatten sie herausgefunden, dass es nicht stimmte. Die Soldaten hatten wie Raubtiere gekämpft, waren mit gefletschten Zähnen über sie hergefallen!
Sie hatten ihre Toten eingesammelt und mitgenommen, im Augenblick gab es keinerlei Informationen über die Lage in der Region. Die Soldaten waren nicht mehr gesehen worden, und Nungulla hoffte, Bussamarai werde ihn nicht fragen, wo genau sie sich aufhielten. Er spielte insgeheim sogar mit dem Gedanken zu desertieren, zu seinen kleinen Söhnen heimzukehren, die ihren Vater brauchten, und sie in den Sitten der unbekannten Clans zu unterrichten, denen sie nun begegnen würden.
Sergeant Rapper und seine Männer durchkämmten zügig den Busch im Norden und waren bereits auf die Reste zweier Lagerfeuer gestoßen. Er bestand darauf, dass seine »Bauernburschen« die unmittelbare Nachbarschaft auf Pflanzen hin überprüften, von denen sich die Schwarzen ernährt haben konnten. Sie fanden verkohlte Tierknochen, für die sich Rapper nicht weiter interessierte, doch dann stießen sie auf Beeren, Nussschalen und Stücke von Knollen, die an Süßkartoffeln erinnerten.
»Na bitte!«, rief Rapper. »Ihr seid ja lernfähig. Jetzt wissen wir, wie wir die Vorratskammer der Schwarzen plündern können, und das ist erst der Anfang. Nun aber zum Geschäft. Aufsitzen, wir werden diesen kleinen Trupp verfolgen.«
Die Überlebenden des dezimierten Kriegertrupps trauerten noch um die Toten, als sie auf die Schäferhütte stießen, ein Symbol für die Dreistigkeit der Weißen, die ohne Erlaubnis Häuser auf dem Land der Tingum errichtet hatten. Bald stand die Hütte in Flammen, und sie schlachteten zusätzlich ein wildes Schwein und warfen es ins Feuer. Es zischte und prasselte, der köstliche Duft fetter, knuspriger Haut stieg mit dem Rauch in die Luft und wehte durch das trockene Gestrüpp. Dingos nahmen die Witterung auf und machten sich auf die Suche nach der Quelle.
Für kleine Tiere wie Wallabys, Bandikuts und Wombats war der Rauch gefährlich, und sie huschten eilig davon. Ein Falke, dessen Flügel sich rostrot vom blauen Himmel abhoben, verharrte neugierig, während Currawongs kühn hinabstießen, um das eine oder andere Stück Fleisch zu erhaschen.
Auch andere entdeckten den Rauch. Die Tingum-Männer in den Hügeln kannten den Geruch von altem Bauholz und lachten. Es wurde auch Zeit, dass jemand dieses hässliche Ding niederbrannte.
Ein Soldat mit Adleraugen sah ebenfalls den Rauch und
machte den Sergeant darauf aufmerksam. Rapper nickte und führte seinen Trupp in die Richtung, wobei er den Leuten bedeutete, sich ruhig zu verhalten.
Die Schwarzen hockten nackt am Lagerfeuer, stocherten in dem halb garen Schwein und warteten gierig auf das Mahl, was Rapper ihnen nicht verübeln konnte; auch ihm lief bei dem Duft das Wasser im Mund zusammen.
Doch er durfte keine Zeit verschwenden. Die Schwarzen konnten ihn jeden Moment entdecken. Angriff! Sie feuerten los, umzingelten die Eingeborenen, schlugen zu, man hörte Schüsse und Stöhnen und Schreie, wiehernde Pferde, dann herrschte wieder Stille. Es war heiß auf der kleinen Lichtung, vom prasselnden Feuer, von der Sonne, vom Schweiß der Männer und Pferde. Dingos stürzten zwischen den
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