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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Feindseligkeit hatte ihm sein letztes Selbstvertrauen geraubt, und er blickte nervös zur Tür, zuckte bei jedem Schritt zusammen und war froh, wenn derjenige weiterging und nicht eintrat.
     
    Sam Dignam besuchte sie als Erster. Er hatte von dem
    Brand auf der Farm erfahren, als er nach einer Versammlung der Vereinigung der Viehzüchter ins Büro zurückkehrte. Die Versammlung hatte sich zu einer Feier ausgewachsen, da man aus Sydney gehört hatte, die Landvermesser seien schon dabei, die Grenzen einer neuen Kolonie nördlich von Neusüdwales zu vermessen.
    Die meisten Viehzüchter stammten aus den Darling Downs, und ihr Vorsitzender Reece Maykin teilte erfreut mit, ihr Bezirk werde zur neuen Kolonie gehören, deren Hauptstadt Brisbane werden solle. Sam war begeistert – eine neue Kolonie, ein neuer Gouverneur, ein neues Parlament! Nun ging es zur Sache! Aus dem Courier, der bislang nur zweimal wöchentlich erschien, könnte eine richtige Tageszeitung werden.
    Als er in sein Büro kam, war der publicitysüchtige Kirk bereits verschwunden und hatte dem Redakteur, der nun aufgeregt zu Sam gelaufen kam, eine schillernde Geschichte hinterlassen.
    »Hör dir das an! Die beste Story überhaupt… Eine Tragödie nach der anderen, Brisbane ist wirklich gut zu uns. Wie klingt diese Schlagzeile: Tod, Gewalt und Leidenschaft?« »Plump. Worum geht es eigentlich?«
    »Setz dich. Leidenschaft und Selbstmord. Brandstiftung. Himmel, ist das eine Story, Sam. Da musst du unbedingt dranbleiben.«
    Sam las die Notizen und fuhr plötzlich zusammen. »Wie, Ferringtons Farm ist abgebrannt? Eine Gefangene hat sich erhängt? Das kann doch nicht wahr sein! Meine Freunde verwalten den Besitz, während er unterwegs ist.« »Dann haben sie keine gute Arbeit geleistet. Die würde ich nicht anheuern.« »Wo sind Adrian Pinnock und seine Schwester jetzt?« »In der Stadt, es geht ihnen gut. Ich glaube, Inspektor Kirk sagte, sie seien im Lands Office Hotel abgestiegen.« Sam stürzte davon, die Straße entlang und ins Hotel, wo er Miss Pinnocks Zimmernummer erfragte. Man schickte ihn auf Zimmer vier, und er rannte die Treppe hinauf und klopfte an.
    Zuerst antwortete niemand, dann öffnete Adrian vorsichtig die Tür.
    Sam entdeckte am Ende des Raums ein Himmelbett mit Moskitonetzen, in dem er Jessies Gestalt ausmachen konnte.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte er leise. Adrian trat achselzuckend beiseite. »Ich höre, ihr hattet Probleme auf der Farm. Ist das wahr?« »Ja«, sagte Adrian wie betäubt. »Das kann man… so sagen.« »Geht es dir gut? Und Jessie auch?« »Weiß nicht. Sie ist endlich eingeschlafen. War nahezu hysterisch…« »Warum hast du keinen Arzt gerufen?« »Sie wollte nichts davon hören.«
    Sam schloss die Tür und führte Adrian auf den Balkon.
    »Du siehst fertig aus, Kumpel. Können wir trotzdem reden? Ich habe eine Story über die Ereignisse auf der Farm, möchte sie aber überprüfen. Ich halte Kirks Version für unzuverlässig.«
    Adrian schauderte. »Gott steh uns bei! Wenn du dich auf sein Wort verlässt, wird es schlimm für uns enden. Alles ist schief gelaufen, wir konnten es nicht verhindern.«
    »Jemand ist gestorben. Die Köchin hat sich erhängt. Stimmt das?« »Ja. Damit hat alles angefangen. Kirk behauptet, sie sei Ferringtons Geliebte gewesen, aber das stimmt nicht. Das ist doch Quatsch!« »Warum hat sie sich umgebracht?« »Woher soll ich das wissen? Sie war Köchin und Haushälterin, hat nur ihre Arbeit getan. Sie hat uns nicht ins Vertrauen gezogen.« »Wer hat sie gefunden?« »Keine Ahnung. Ach ja, der chinesische Koch war es.« »Er kocht für die Arbeiter?« »Ja.« »Und was ist danach geschehen?«
    Sam hörte aufmerksam zu, als Adrian die Ereignisse der Nacht beschrieb. Es musste eine furchtbare Zeit für die beiden gewesen sein, doch er begriff noch immer nicht, wie es zu dem Aufstand gekommen war. Hatten die Männer die irische Köchin so gern gehabt, dass sie durchdrehten, weil sie sich in aller Stille erhängt hatte? Er spürte, irgendetwas fehlte, eine Tatsache, die sie erst erfahren würden, wenn sie einen der Aufrührer ausfindig gemacht hatten. Es musste eine Erklärung geben…
    »Wer ist da?«, rief Jessie vom Bett her. »Ich bin es«, antwortete Sam und sprang auf, um sie zu begrüßen, als sie die Spitzenvorhänge auseinander schob und durch die Flügeltür auf den Balkon trat.
    Er war entsetzt. Ihr Haar war ungebürstet, ihr Gesicht grau und die Augen rot und geschwollen vom Weinen.

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