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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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überqueren und von irgendeinem Hafen aus nach China gelangen. Daher wartete er ungeduldig, bis er endlich an Deck gelangen und die Hügel mit eigenen Augen sehen würde. Mit klirrenden Ketten kletterte er hinauf, und dort unter dem unglaublich blauen Himmel von Neusüdwales erhaschte er den ersten Blick auf sein Gefängnis. Verwundert blickte er sich um.
    Am Kai standen Menschen, winkten und jubelten, als kämen Könige zu Besuch und nicht ein Haufen Sträflinge. Sie sangen und ermutigten die Gefangenen, als diese schwankend an Land gingen, begleitet von Soldaten in roten Röcken, die auf weitere Anweisungen warteten. Im Hafen ragten die hohen Masten wie kahle Winterweiden empor. Das Wasser glitzerte so blau im warmen Sonnenschein, dass Jack sich vorstellte, wie er die Hand hineintauchte und blau gefärbt wieder herauszog.
    Und dann geschah etwas Seltsames. Jack Drew, Straßenräuber, eine der übelsten Gestalten, mit denen der Kapitän der Emma Jane je zu tun gehabt hatte, musste lächeln. Er blickte über den weiten Hafen mit dem leuchtend grünen Ufer, zu den weißen Häusern und dem fernen Kranz der blauen Hügel und verspürte zum ersten Mal im Leben etwas wie Frieden. Als könnte er in einer klar umrissenen Welt die Hand ins Unendliche ausstrecken. Über ihm segelten bunte Vögel träge im Wind und schwangen sich zu den Hügeln hinüber. Um ihn herum herrschte geschäftiges Treiben, Offiziere brüllten Befehle, Männer wurden in Reih und Glied gestoßen, und die Zuschauer wichen vor den rauen Stimmen zurück, doch Jack gehörte nicht länger dazu. In dieser herrlichen Landschaft sind all diese Menschen Eindringlinge, sagte er sich mit einem Seufzen.
    Dieses Bild erfreute ihn immer wieder. Er hatte es all die Jahre in sich getragen, obwohl er bei seinen Wanderungen durch das Land der Schwarzen auch andere prachtvolle Landschaften gesehen hatte. Doch dieses Bild gehörte ihm allein.
    An das, was dann folgte, mochte er sich nicht gern erinnern… die öffentlichen Auspeitschungen, die Beleidigungen, das Gefühl, Abschaum zu sein und auch so behandelt zu werden. Er dachte nur gelegentlich daran, dass auch O’Meara und ein kleiner Bursche namens Scarpy von Mudies Gefängnisfarm geflohen und untergetaucht waren. Jack fragte sich oft, was aus ihnen geworden sein mochte. Vielleicht lebten sie in Sydney. Sie waren die einzigen Weißen, die er mit Namen kannte.
    Im Grunde war es wie eine Wiedergeburt. Zu dumm, dass er angegeben hatte, er heiße Jack Drew, ein Name, der ohnehin falsch war. Doch hätte er sich vor dem englischen Gericht als Jack Wodrow, Straßenräuber erster Güte, zu erkennen gegeben, hätte ihn der Strick und nicht die Deportation erwartet. Doch auch als Jack Drew trug er einen Sträflingsnamen. Er war nicht geistesgegenwärtig genug gewesen. Er hätte sich besser etwas Erstklassiges wie Wellington oder Marmaduke ausgesucht und dazu einen anständigen Vornamen wie John. Plötzlich fühlte er sich viel besser. Muss wohl am Futter liegen, dachte er.
    Die Tage vergingen, und er spürte die Spannung, als Polly und Albert sich wegen der Rückkehr ihres Bosses sorgten, obwohl Jack nicht einsah, weshalb sie keinen Verwundeten bei sich aufnehmen durften. Doch als er Albert mitteilte, er wolle aufbrechen, brachten sie ihm sofort einen aufgerollten Schlafsack, den sie Swag nannten und in dem auch der Proviant verstaut war.
    »Sieht aus, als müsstest du noch viel lernen, Kumpel, wenn du nicht mal weißt, was ein Swag ist«, meinte Albert. »Ich habe damals keine Zeit verschwendet. Hörte in Sydney, dass es in den Hügeln Gold gibt, und bin sofort losgezogen. Ich wusste, dass die Straßen nicht mit Gold gepflastert sind, wie man so sagt.« »Das mit deinem Gold ist schlimm. Wo hattest du es denn gefunden?« »Das ist ja das Problem. Ich habe es nicht selbst gefunden. Einige Schwarze wussten, dass ich nach gelben Steinen suchte, und fanden schließlich welche. Wo, weiß ich nicht. Damit wollte ich dann nach Hause. Dachte, ich hätte mein Glück gemacht. Kurz darauf habe ich alles verloren.« »Furchtbar«, meinte Albert mitfühlend. »Und du hast keine Ahnung, woher sie es hatten?« »Nur ganz vage.« »Himmel, wenn du jemals einen Partner für die Suche brauchst, denk an mich.«
    »Klar doch. Aber fürs Erste habe ich vom Busch die
    Nase voll.« Albert gab ihm einige Seiten, die er aus dem Hauptbuch gerissen hatte. »Ich habe ein paar Karten gezeichnet. Dies ist die Straße nach Brisbane. Dann noch ein grober

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