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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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versteckt. Ihm zu essen gegeben. Ihm Kleider aus meinem Lager gegeben. Nun ja, es ist spät, also komme ich zur Sache. Ich setze euch für drei Wochen auf halbe Ration.« Er beachtete ihr Stöhnen nicht. »Und was dich betrifft, Albert, ich hatte dir die Verantwortung überlassen, und du hast mich enttäuscht.« »Nein, Sir«, entgegnete Albert. »Der Mann war schwer verletzt. Wir haben ihn nur aufgenommen, weil Sie es auch getan hätten.« »Maße dir nicht an, für mich zu denken. Das steht dir nicht zu. Man kann dir offensichtlich nicht vertrauen. Ich habe dir eine Chance gegeben, es hat nicht geklappt. Also gehst zu zurück ins Gefängnis und erhältst eine Verlängerung deiner Strafe.« Albert fiel auf die Knie. »Bitte, Sir, tun Sie das nicht. Ich habe nichts Schlimmes gemacht.« »Lügner!« Major Ferrington knallte seine Reitpeitsche gegen einen Pfosten. »Da bin ich ja gerade rechtzeitig zurückgekommen, was? Wolltest du diesen Schurken etwa bitten, mich für Proviant und Unterkunft zu entschädigen? Wohl kaum. Du wolltest ihm helfen, sich davonzumachen. Und wieso? Weil du wusstest, dass die Polizei nach ihm sucht. Also werde ich dafür sorgen, dass sie ihn finden. Aber was mache ich mit dir?« Er holte ein silbernes Etui aus der Tasche, zündete sich einen Stumpen an und sog mit sichtlichem Genuss das Aroma ein, während die Sträflinge ihn ängstlich beobachteten. »Albert! Du willst also nicht wieder ins Gefängnis? Schade, dass du dir das nicht früher überlegt hast. Aber ich lasse dir die Wahl.
    Sechzig Hiebe dort drüben am Pfosten oder das
    Gefängnis. Das ist fair. Wie sieht es aus?«
    Albert schloss die Augen und holte tief Luft. Was für eine Wahl! Sechzig Schläge mit der Katze konnten einem Mann den Rücken zerreißen. Die Hälfte der Arbeiter hatte derartige Narben aufzuweisen, doch er war unbeschadet über die Jahre gekommen. Boshafte Wärter hatten ihm Zähne ausgeschlagen, einer hatte ihm das Bein gebrochen – er hinkte noch heute –, man hatte ihm alle möglichen Verletzungen zugefügt, doch war er niemals ausgepeitscht worden. Allerdings war er oft Zeuge bei diesen widerlich blutigen Vorstellungen gewesen. Albert hatte so viel davon gesehen, dass allein das Wort ihm Angst einjagte. Er stöhnte innerlich. Seine Freiheit stand auf dem Spiel. Vielleicht würde ihn ein freundlich gesinnter Richter wieder ins Gefängnis schicken, ohne die Strafe zu verlängern. Vielleicht auch nicht.
    Die Nacht war warm. Eine angenehme Brise wehte vom Fluss herüber. Eine Eule schrie. Männer scharrten mit den Füßen. Ein Hund bellte. Wolken türmten sich hell vor dem dunklen Himmel auf, das schwere Aroma des Stumpens zog zu ihnen herüber. Jemand seufzte tief.
    »Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit«, knurrte der
    Major. Albert trat vor. »Ich nehme die Peitsche, Sir.«
    Dann kam Polly an die Reihe. Sie war außer sich. Der Boss war spät nach Hause gekommen, nicht weiter ungewöhnlich, und hatte an die Tür gehämmert, sodass sie sich rasch anziehen und in die Küche rennen, den Ofen anzünden und ihm das Abendessen zubereiten musste. Sie hatte gerade den Wasserkessel auf den Herd gestellt, als sie ihn draußen mit jemandem sprechen hörte. Sie lauschte angestrengt und erkannte die Stimme Tom Loks.
    »Hier? In meiner Scheune?«, brüllte der Major. »Das werden wir ja sehen.«
    Polly eilte zur Tür und sah noch, wie er den Collier- Revolver lud, auf den er so stolz war, und wütend aus dem Haus stürmte.
    Kurz darauf erklang die Feuerglocke. Vermutlich rief der Boss sie alle nach draußen, was er besonders gern tat, wenn er schlechte Laune hatte, doch diesmal schien die Lage ernster. Offenbar hatte er Jack entdeckt und den armen Mann nach draußen gezerrt. Sie wünschte, Albert wäre nie gekommen, um sie in die Scheune zu holen. Warum hatte sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert?
    »Gott steh uns bei«, betete sie und beeilte sich mit dem
    Abendessen.
    Er saß im Wohnzimmer, die großen Fenster ließen eine leichte Brise herein. Er las Zeitung und trank Wein, als sie das Tablett hereintrug. Da er zehn Tage weg gewesen war, befanden sich kaum frische Lebensmittel in der Vorratskammer, doch zum Glück hatte Polly am Morgen noch gebacken. Sie servierte ihm frisches Brot mit Butter, kaltes Corned Beef, eine Käseplatte mit Zwieback, einige Scheiben von ihrer selbst gemachten Schweinskopfsülze mit eingelegtem Gemüse und eine Kanne Tee. Sie verneigte sich dankbar, als er das Handtuch anhob

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