Im Feuer der Smaragde
richtig dicken Fisch an die Angel kriegten.«
Kirk nickte argwöhnisch, hörte aber zu. »Welchen dicken Fisch, Harvey? Damit meinst du wohl kaum dich selbst.« »Haben Sie je den Namen Wodrow gehört?«
»Nein.« »In der alten Heimat ist er ganz schön berühmt.« »Als was? Spuck es aus, Harvey, was willst du von mir?« »Es geht eher darum, was ich nicht will. Bewahren Sie mich vor Norfolk Island, und ich liefere Ihnen den dicken Fisch.« »Wen? Diesen Niemand Wodrow? Vergiss es.« Er wollte gehen, doch Harry gab nicht auf. »Er ist berühmt, ehrlich. Ein Straßenräuber, einer der ganz Großen. Und Sie könnten ihn schnappen. Wenn die Polizei in England davon hört, schicken sie glatt ihre Leute her.« »Schön, dann kannst du ihnen ja deine Geschichte auftischen.«
Mit diesen Worten schlenderte Kirk davon.
Doch die Sache ließ ihm keine Ruhe. Wenn Harvey nun wirklich etwas wusste? Er fragte Grimes, ob ihm der Name etwas sage, und erhielt zu seiner Überraschung eine Bestätigung.
»Ja, Hector Wodrow. Er war kürzlich hier. Der arme
Kerl ist mit der Arabella untergegangen.«
»Ende der Geschichte. Angeblich soll er in der alten
Heimat ein berühmter Straßenräuber gewesen sein.« Grimes schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich
hab ihn mal kurz gesehen, der war kein Straßenräuber.« Er wandte sich an Tomkins: »Rollo hier scheint Wodrow für einen Straßenräuber zu halten. Sah mir eher wie ein Prediger aus.«
Kirk bemerkte Tomkins’ aufflackerndes Interesse, Misstrauen keimte in ihm auf.
»Nein, er war nicht der Typ dafür«, sagte Tomkins. »Er suchte hier seinen Bruder, angeblich ein reicher Viehzüchter, fand ihn aber nicht. Ich dachte, der Bruder könnte vielleicht Jack Wodrow sein. Mein Freund Fred Watkins sagt, er werde noch immer gesucht. Da er einen Mord begangen hat, ist seine Strafe nicht verjährt. Wissen Sie, wo der Bruder steckt, Rollo?« »Nein. Jemand muss seinen Namen auf der Passagierliste der Arabella gelesen und sich an ihn erinnert haben.«
»Wer war das denn?« »Hab ich vergessen. Es war in irgendeiner Kneipe. Nichts Wichtiges.« Er eilte aus der Wache und betrat das Pub gegenüber.
»Nichts Wichtiges«, bemerkte Grimes ätzend, »aber er erinnert sich an den Namen und fragt uns danach.«
Wodrow existierte also, dachte der Inspektor und kippte einen billigen Whisky herunter. Und wo steckte er?
Tomkins wusste es vermutlich. Er würde sich ebenso sehr wie er selbst für Harveys Aussage interessieren. Wie aber sollte er dem durchtriebenen Kerl sein ganzes Wissen entlocken? Er ging zurück zum Gefängnis und ließ Harvey in eine Einzelzelle neben dem Haupteingang führen.
»Womöglich könnte es einen Burschen namens Wodrow geben, der in dein Bild passt«, sagte er. »Womöglich. Wo ist dein Mann?«
Harvey lehnte sich zurück. »Wo ist der Beweis, dass ich nicht nach Norfolk geschickt werde?«
»Erzähl mir ein bisschen mehr über ihn. Wo ist Wodrow jetzt?« »Hab ich Ihnen doch gesagt. Eine Hand wäscht die andere.« »Moment, ich meine, ist er noch im Land? Sonst hat das alles keinen Sinn.« »Ja, er ist hier.«
»Und wird noch immer gesucht?« »Das wissen Sie, sonst wären Sie nicht hier. War eine rasche Kehrtwende, Inspektor. Was haben Sie denn auf die Schnelle herausgefunden?« »Egal, ich rede mit dem Richter, wenn du mir Wodrows Aufenthaltsort nennst.« »Geht nicht, tut mir Leid.« »Ich mache kein Geschäft, bevor ich sicher weiß, dass es derselbe Kerl ist. Wurde er deportiert?« »Mag sein. Reden Sie mit dem Richter.«
Sosehr es ihm auch missfiel, sich Tomkins anzuvertrauen und vielleicht die Hälfte des Ruhms an ihn zu verlieren, brauchte Rollo doch weitere Informationen.
»Ich habe den Typen aus der Kneipe aufgetrieben, da Sie sich so für diesen Wodrow interessieren. Viel konnte er mir nicht sagen.
Ich wüsste gern, ob dieser Straßenräuber hierher deportiert wurde.« »Laut den Akten nicht. Falls er im Land ist, muss er aus eigenen Stücken hergekommen sein. Das würde zu Hector Wodrows Suche passen. Wir vermuten, er könnte sich hier mit seinem illegal erworbenen Reichtum zur Ruhe gesetzt haben.«
»Ist er ein reicher Mann?« »Schwer zu sagen. Im Übrigen stimmt an dieser Theorie eines nicht. Hector hat über die Zeitung nach Jack Wodrow gesucht.
Wäre sein Bruder ein bekannter Verbrecher, hätte er das wohl kaum gewagt. Vielleicht sind wir völlig auf dem Holzweg.« »Wann hat man in England zuletzt von ihm gehört?« »Vor zehn
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