Im Feuer der Smaragde
verzweifelt danach, so zu leben wie sie, statt nur der Adjutant des Gouverneurs zu sein.
Zunächst musste er billiges Land kaufen, doch wo sollte man so etwas in Neusüdwales noch finden? Die Squatter hatten sich schon vor Jahren die besten Parzellen geschnappt. Es schien, als läge das einzige Land, das er sich leisten konnte, Hunderte Meilen entfernt, weit im Westen, was für ihn natürlich nicht in Frage kam. Er hatte nicht vor, sich fern der Zivilisation zu begraben, der Witterung und den wilden Schwarzen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dann hatte er entdeckt, dass schmierige Zollbeamte beschlagnahmten Alkohol aus den Lagerhäusern am Hafen stahlen. Weitere Untersuchungen enthüllten, dass sich in diesen Lagern Hunderte Fässer und Flaschen mit Wein und Schnaps befanden. Sie blieben dort, bis der Zoll entrichtet war oder die Eigentümer als Schmuggler ihre Waren herausholten. Der größte Teil des Alkohols war längst vergessen, setzte Staub an und diente den Zollbeamten als private Kneipe. Major Ferrington zeigte die Herren nicht an, sondern schloss ein Abkommen mit ihnen. Er würde ihnen große Mengen abnehmen, um Platz für Nachschub zu machen. Er sah über die kleinen Diebstähle hinweg, und sie drückten für ein paar Münzen ein Auge zu, wenn große Lücken in den Regalen klafften. Kit hatte bemerkt, dass die offiziellen Nachweise völlig chaotisch geführt wurden, und verkaufte den Schnaps unbekümmert an eine Frau, der eine zwielichtige Kneipe namens The Rocks im Herzen der Hafenslums gehörte. Es hob seine Stimmung, wenn er an Bonnie Hunter dachte.
Das war vielleicht eine Frau! Eine schlaue Wirtin. Geldverleiherin. Pfandhausbesitzerin. Dreist, fröhlich, frech, kühn… und noch immer eine Schönheit, auch wenn sie keine zwanzig mehr war, wie sie gern behauptete, sondern sich wie Kit den dreißig näherte. Er war ihr ein paar Mal bei Sauftouren mit Offizierskameraden über den Weg gelaufen und hatte ihren Rat eingeholt, als es um den Verkauf des Schnapses ging, den er in einem verlassenen Keller lagerte.
Von da an waren sie »Busenfreunde« geworden, wie Bonnie scherzhaft sagte. Er hätte sie gern mit nach Hause genommen; sie war aufregend, lüstern und sexy, sie machte ihn ganz wild. Was hätten sie hier im Haus für einen Spaß haben können, statt sich in ihren schäbigen Zimmern hinter dem Pfandhaus zu treffen. Doch es ging nicht. Bonnie kannte ihren Platz im Leben. Sie war stolz, seine Geliebte zu sein, mehr aber nicht. Obwohl sie darauf bestand, dass sie sparte, um sich aus diesen stinkenden Gassen freizukaufen, würden ihre Welten nie zusammenpassen, so viel war klar. Sie wusste von seiner Verlobten Jessie Pinnock, der Tochter reicher Viehzüchter aus Parramatta, und von seinem Anwesen; sie hatte ihm sogar Geld geliehen, um es zu kaufen. Bonnie war ein prima Kumpel, doch diese Seite seines Lebens blieb ihr verschlossen.
Ein Vogel krächzte, es raschelte in den Kronen der Bäume. Weiße Kakadus stiegen in den dunklen Himmel auf, segelten über den Wipfeln durch die Luft, kreischten wütend über die Störung, bevor sie zu ihren Schlafplätzen zurückkehrten. Kit zog sein Hemd aus, ließ es zu Boden fallen und schenkte sich aus der Kristallkaraffe auf der Anrichte ein Glas Weißwein ein. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel und überließ sich den Erinnerungen. Er war mit den Vermessern nach Norden gezogen, wobei ihn die Gegend selbst wenig interessierte. Er lehnte das Angebot, beim Erstverkauf billige Stadtgrundstücke zu erwerben, rundweg ab. Danach hatte er nicht gesucht.
»Ich will Land. Gutes Farmland«, hatte er zu ihnen gesagt. »Diese Gegend ist noch nicht so weit, Major. Jenseits der Berge kommen Squatter durchs Landesinnere aus dem Norden und schnappen sich Riesenparzellen, aber sie liegen außerhalb der Zivilisation und werden schnell von Schwarzen angegriffen.« »Warum kann man das hier nicht tun?«
»Lassen Sie uns Zeit. Bis wir die Sträflingssiedlung los sind, gilt für dieses Gebiet eine Sperrzone von fünfzehn Meilen. Man braucht eine Sondererlaubnis, wie wir sie haben.« Doch Kit gab nicht auf. »Na schön. Ich möchte Land kaufen, das jenseits der Zone liegt. Zwanzig Meilen weit draußen. Wie sieht es da aus?« »Nach den alten Karten windet sich der Brisbane River wie eine Schlange hindurch. Nach fünfzehn Meilen ist man schon ein gutes Stück flussaufwärts, und soweit wir wissen, könnte es dort Mangrovensümpfe geben. Nutzloses Land, außer man entwässert
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