Im Feuer der Smaragde
mit der Post schicke.«
»Wie unfreundlich manche Menschen doch sind. Ich werde dafür sorgen, dass Adrian ihn mitnimmt. Unsere Hochzeit findet am Samstag um zehn Uhr statt. Sie kommen doch, nicht wahr?« »Das ist aber ein bisschen kurzfristig, was? Für Sie, meine ich.« »O nein. Ich habe mir selbst ein Hochzeitskleid aus Stoffen genäht, die Bonnie mir geschenkt hat. Ich hatte es schon seit Wochen fertig und kann gar nicht abwarten, es zu tragen.«
Danach ging er zu Bonnies Haus und spähte durchs Fenster, wollte aber nicht weiter vordringen. Er hatte geschäftliche Dinge zu erledigen, also zog er zunächst aus seiner billigen Pension aus und nahm sich ein Zimmer im prachtvollen Grand Hotel in der Castlereagh Street. Dann kaufte er sich, wobei er im Stillen Bonnies Großzügigkeit dankte, anständige Kleidung und verbrannte seine alten Sachen im Kamin.
Mit neuem Selbstbewusstsein begab er sich in die Kanzlei und unterzeichnete die erforderlichen Papiere, sodass er die Besitzurkunde für Bonnies Haus erlangen und dieses zum Verkauf anbieten konnte. Genauso verfuhr er mit den Anteilen an dem Kaufhaus, die er auf seinen Namen überschreiben ließ. Er erklärte sich bereit, sie zu dem Preis zu veräußern, den Bonnie festgesetzt hatte.
»Gab es keine Probleme mit der Bank?«, erkundigte sich der Anwalt. »Nicht die geringsten, Sir. Ich war überrascht, dass man mir das Geld so bald zur Verfügung stellte.« »Dafür hat mein Sekretär gesorgt. Ein fähiger Bursche. Die anderen Angelegenheiten werden allerdings etwas länger dauern.«
»Selbstverständlich.«
Kit, dem angesichts der neuen Entwicklungen noch immer ein wenig schwindlig war, ging zum Cemetery Hill, um Bonnies Grab zu besuchen. Bei einem Steinmetz gab er einen Stein in Auftrag, der das kleine Holzkreuz ersetzen sollte. Das war das Mindeste, was er tun konnte. Doch auf dem Rückweg schweiften seine Gedanken zu Jessie ab. Er war enttäuscht, dass er trotz seines unerwarteten Reichtums keinen Drang zum Feiern verspürte. Er vermisste Jessie zu sehr. In seinem Brief hatte er sich für seine Grobheit entschuldigt und sie um Verzeihung gebeten, weil er ihr die Schuld an Pollys Tod aufgebürdet hatte. Er erklärte ihr seine tiefe Liebe und bat sie, sich mit ihm zu treffen, damit sie sich in Ruhe unterhalten könnten.
Er nahm eine Droschke zu Flo und erkundigte sich, ob sie eine Antwort von Jessie hätte.
»Sie hat Ihren Brief erhalten«, erklärte Flo, »sagte aber,
sie wolle Sie nicht sehen. Es tut mir furchtbar Leid, Major, schließlich wollten Sie ja bald heiraten, aber ich würde nicht so schnell aufgeben, sondern einfach hingehen. Lassen Sie sich nicht von Mrs. Pinnock abschrecken.« Dann fügte sie stolz hinzu: »Das hat Adrian auch nicht getan, er hat ihr getrotzt.«
Gut und schön, aber er war auch ihr Sohn, dachte Kit. Und da war noch die furchtbare Sache mit der Fehlgeburt. Die arme Jessie! Und zu alledem musste sie noch Blanches Vorwürfe ertragen. Kein Wunder, dass sie ihn nicht sehen wollte.
Was tun? Er konnte nicht die Hände in den Schoß legen. Heimfahren und Jessie vergessen? Je länger er darüber
nachdachte, desto eher war er geneigt, Flo Recht zu geben.
Er würde die Pinnocks aufsuchen und auf einem Gespräch mit Jessie bestehen. So heikel das auch sein mochte, ihm blieb keine andere Wahl.
»Rose Bay«, sagte er zum Kutscher, lehnte sich in die abgewetzten Lederpolster und lauschte dem gleichmäßigen Hämmern der Pferdehufe auf dem Pflaster.
»Miss Pinnock ist nicht zu Hause, Sir«, sagte das
Hausmädchen.
»Wirklich nicht?«, fragte er und wollte an ihr vorbeispähen.
»Natürlich, Sir.« »Wohin ist sie gegangen?« »Das weiß ich nicht«, entgegnete das Mädchen verwundert.
»Würden Sie mir bitte Papier und Schreibzeug bringen, ich möchte eine Nachricht hinterlassen.«
Er hätte ihr sagen können, dass das Briefpapier in der
Garderobenschublade aufbewahrt wurde, wartete aber, bis sie zurückkam, und nahm Papier und Federhalter entgegen.
Zum Glück kannte ihn das Mädchen nicht. Er steckte ihr einen Shilling zu und bat sie augenzwinkernd, die Nachricht Jessie persönlich zu übergeben. Sie strahlte ihn an.
»Natürlich, Sir, und vielen Dank.« Sie verstaute die
Nachricht tief in den Falten ihres langen Rocks.
Mit dem Gefühl, Fortschritte gemacht zu haben, bestieg Kit seine Kutsche. Immerhin wusste Jessie jetzt, wo er wohnte und dass er sie verzweifelt zu sehen wünschte.
Ja, dachte er, genau das hatte er
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