Im Feuer der Smaragde
bemerkte, ihre roten Locken unter einem reizenden Hütchen aus perlenbesticktem Satin.
»Du siehst sehr elegant aus«, sagte er bemüht höflich.
»Danke, du selbst siehst auch nicht übel aus, irgendwie hager und interessant. Ich muss sagen, du hast viel erlebt, ein Drama nach dem anderen. Und wir alle, sogar Vater, waren sehr aufgebracht wegen deiner Sorgen mit Emerald Downs. Mein Gott, was hast du alles durchgemacht!« »Roxy, das ist jetzt vorbei.« »Aber ich mache mir dennoch Gedanken. Jasin Heselwood erzählte mir, der alte Colonel Gresham habe dir übel mitgespielt, also sagte ich ihm gründlich die Meinung. Ich habe erklärt, wenn er ein Mann sei, würde ich ihn niederschlagen.«
Kit stöhnte. »Vielen Dank. Ich warte noch auf seinen
Bericht.« »Wen interessiert denn sein alberner Bericht? Möchtest du mit uns zu Abend essen?«
Der Kellner brachte den Champagner, sodass Kit das
Thema wechseln konnte.
»Bist du zur Royal Show hier?« »Ja, ich reite zweimal mit. Habe auf Stargazer schon ein blaues Band gewonnen.« »Ich dachte, er sei allmählich ein bisschen zu alt für diese Turniere.« »Keine Sorge, der nicht. Der Champagner ist gar nicht schlecht.
Danke vielmals, ich hatte gehört, du seist ein wenig knapp bei Kasse. Also, warum kommst du morgen nicht mit zum Turnier…«
Jessie hatte sich gezwungen, in die Stadt zu gehen und dort vielleicht Kit zu treffen, herauszufinden, ob er ihre Hilfe oder sogar ihren Rat benötigte. Man wusste nie genau, was einen Menschen bedrückte. Vielleicht wollte er die Verlobung offiziell lösen.
Dann kam ihr ein anderer Gedanke, bei dem sie erschreckt zusammenfuhr. Wenn er nun eine andere Frau kennen gelernt hatte und reinen Tisch machen wollte? Aber nein, dafür war es gewiss noch zu früh.
Die Geschäfte waren nun, da die Dämmerung hereinbrach, hell erleuchtet, und alles wirkte sehr anziehend.
Jessie entdeckte ihr Spiegelbild in einem Schaufenster und bemerkte, dass ihr der italienische Strohhut, den ihre Mutter ausgesucht hatte, recht gut stand. Er war mit Blumen, Gazeband und heller Spitze geschmückt und passte zu ihrem eleganten Stadtkleid. Da sie nur mit den Kleidern, die sie trug, nach Sydney zurückgekehrt war, hatte Blanche in den besten Modesalons der Stadt eine neue Garderobe für sie ausgesucht, die nur aus den herrlichsten und modernsten Stücken bestand. Jessie hatte sich nicht beschwert, obwohl die Kleider heutzutage so eng waren, dass sie praktisch gar nicht mehr aus ihrem Korsett herauskam.
Sie wusste, wie gern ihre Mutter einkaufen ging, und gönnte ihr den Spaß nach den Enttäuschungen der letzten Zeit.
Allerdings musste Jessie auch zugeben, dass ihr die neuen Kleider das dringend benötigte Selbstbewusstsein verliehen, und Blanche war erfreut gewesen, als sich die Leute nach ihrer schönen Tochter umdrehten.
»Na bitte«, hatte sie geflüstert, »du siehst wundervoll aus. Ich habe dir doch gesagt, was Kleider bewirken können.«
Genau in diesem Moment war Jessie der Gedanke gekommen, ihre Mutter könnte sogar froh darüber sein, dass ihre Garderobe in Flammen aufgegangen war. Sie fragte sich, ob Kit wohl merken würde, dass sie auf einmal nach der neuesten Mode gekleidet war.
Das Grand Hotel war nicht weit entfernt, und sie begann zu trödeln, betrachtete ausgiebig die Schaufenster und fand sich plötzlich vor der hell erleuchteten Halle des Hotels wieder, in der sich gern die elegante Gesellschaft Sydneys traf.
Sie spähte hinein zu den exquisiten Kronleuchtern und goldverzierten Wänden, ging dann zum nächsten Fenster, betrachtete die eleganten Menschen, die sich prächtig zu amüsieren schienen.
Sie fürchtete, Kit könnte nicht da sein, wenn sie jemanden nach ihm fragte, und sie würde sich vielleicht lächerlich machen. Sie betrachtete eine Frau, die hinter der Scheibe saß und Champagner trank. Sie trug einen perlenbesetzten Hut aus Satin, ähnlich dem, den Blanche besaß. Roxy Maykin!, dachte Jessie entsetzt.
Vermutlich war sie zur Royal Show hergekommen und trank Champagner mit… Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Jessie rang nach Luft, als sie
sich abwandte und vom Hotel weggehen wollte, wobei sie unvermittelt gegen eine Frau prallte, die ihr entgegenkam.
»Oh, verzeihen Sie«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
»Nanu, das ist doch Jessie«, sagte die Frau. »Wie nett, Sie wiederzusehen. Wir sind uns seit der Fahrt auf der Argyle nicht mehr begegnet. Wie geht es Ihnen denn?«
»Danke,
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