Im Feuer der Smaragde
schwarzen Familien nach Norden weitergezogen.« »Wie sieht es jenseits der Berge aus?« »Ungefähr so wie hier.« »Ich habe gehört, dort sei Wüste.« »Wüste? O nein, die liegt viel weiter westlich.« »Ich habe vor, dem Flusslauf zu folgen. Mich gründlich umzusehen. Das wollte ich schon immer mal tun…«
Jack hörte zu, wie Ferrington über das Tal und seine Umgebung schwafelte und die Notwendigkeit, die Gegend genau zu kennen, wenn man ein erfolgreicher Viehzüchter werden wollte. Er hatte offenbar seine Rolle gefunden. Offensichtlich wollte er die Reise nicht in Begleitung von Sträflingen unternehmen, was gefährlich war und überdies keinen guten Eindruck gemacht hätte.
Allein konnte er im Busch nicht bestehen. Nicht alle Schwarzen waren von den Weißen vertrieben worden; vermutlich hatten sie sich in die dicht bewaldeten Berge zurückgezogen. Ferrington wusste das und würde einen Führer, der die Sprache der Eingeborenen beherrschte, zu schätzen wissen.
»Wie heißt der Fluss?«, erkundigte sich Jack. »Brisbane River.« »Der Name, den die Schwarzen dafür haben, könnte mir einen Hinweis darauf geben, wo ich eigentlich bin.« »Was soll das heißen? Ich kann dir genau zeigen, wo wir uns befinden. Komm, sieh dir meine Landkarten an.«
Ja, dachte Jack bei sich, du weißt, wie es auf dem Papier aussieht, aber die Schwarzen haben andere Namen dafür. Ich kenne meine Orientierungspunkte. Mit etwas Glück erkenne ich sie wieder. Er unterdrückte ein Lachen. Natürlich beherrschte er die Sprache der Schwarzen. Jedenfalls die der Kamilaroi, und auch die war eigentlich nur ein Dialekt. Wusste dieser Narr denn nicht, dass es Hunderte verschiedener Sprachen und Dialekte gab? Woher sollte er wissen, wie die Leute hier sprachen? Jack zuckte die Achseln und folgte dem Major ins Haus, wobei sie an einem Schrank vorbeikamen, den ein Spiegel schmückte.
Er sah jemanden darin, erkannte sich selbst, trat zurück, um sich besser betrachten zu können, blieb wie angewurzelt stehen… Das Gesicht eines alten Mannes. Grau meliertes Haar und schwere Brauen, wie mit Schnee bepudert. Sein Gesicht war schmäler, die Augen blickten ernsthaft und eindringlich; sie schienen das humorvolle Zwinkern verloren zu haben. Seine Haut sah ledrig aus, und die Verbrennungen auf der Wange wirkten abschreckend. Hässlich war er, vor allem aber furchtbar alt. Er rechnete. Vierzig, erst vierzig, und er sah aus wie sechzig. Oder noch älter!
Ferrington wartete auf ihn. »Bewunderst du dich im
Spiegel, Drew?« Jack wandte sich langsam um, wie betäubt. »Nein. Mir ist nur klar geworden, welche Spuren die zehn harten Jahre bei den Eingeborenen hinterlassen haben.« »Warum bist du so lange geblieben?« »Ich war sicher, ich würde Gold finden.« Das war der glaubwürdigste Teil seiner bruchstückhaften Geschichte, dachte er seufzend. Und dabei hatte er sich in einen alten Mann verwandelt.
Ferrington bat Drew gar nicht erst, mitzukommen, sodass Jack auch nicht ablehnen konnte. Er betrachtete es als selbstverständlich, dass ihn der Fremde begleiten würde. Drew war stur, das war offensichtlich, stur bis zum Wahnsinn, wenn er so lange nach Gold gesucht hatte. Auch hatte er nicht hinnehmen wollen, dass Alberts Strafe notwendig gewesen war, und stand seinem Boss kritisch gegenüber. Andererseits war diese Haltung ganz typisch für die Angehörigen der Arbeiterklasse, man musste einfach aufpassen und auf der Hut sein. Dennoch wäre Jacks Teilnahme an einer Erkundungstour durch den Bezirk mehr als beruhigend.
Der Major ging in den Salon, wo die Stuckateure arbeiteten. Er war so stolz auf die zarten Rosen an den Simsen, als hätte er sie mit eigener Hand geformt. Dann marschierte er durch die Hintertür hinauf auf die schlammigen Felder, um seinen täglichen Rundgang aufzunehmen. Er hatte sich viel länger als erwartet in Brisbane aufgehalten, weil Treiber eine große Viehherde auf den Markt bringen sollten, doch das Geschäft war nicht zustande gekommen. Zu seinem Ärger hatte er erfahren, dass sie die Tiere unterwegs verkauft hatten, ohne sich um die wartenden Kunden zu kümmern.
»Das musste ja passieren«, hatte Rollo Kirk bemerkt.
»Es kommen so viele neue Siedler in die Stadt. Sie sollten besser einen Makler beauftragen.«
Er kam an einer Hecke aus Grevilleen vorbei, deren rote Blüten wie Flammen im Grün aufleuchteten, und dachte, wie sehr sie Jessie gefallen würden. Als er sich umsah, fand er sein Anwesen trotz des Regens
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