Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
dem Grundstück mit dem verfallenen Landhaus kam, das Patrick Donahugh rücksichtsloserweise erworben hatte.
Im siebzehnten Jahrhundert war es als Mühle geplant worden, doch lange vor der Fertigstellung hatte man den Lauf des Mühlbaches umgeleitet und das Bauwerk stand nutzlos in der Landschaft. Etwa fünfzig Jahre später hatte ein wagemutiger Architekt es zu einem herrschaftlichen Landsitz ausgebaut und die nachfolgenden Generationen fanden es zu groß, um darin zu leben, und zu historisch und erhaltenswert, um es abzureißen.
Althea hatte keine Eile, ihren Hund einzuholen, ihr verstecktes Gewächshaus entlockte ihr heute nicht mehr dieselbe Begeisterung wie früher, jetzt, da sie wusste, dass sie es vermutlich bald würde aufgeben müssen. Sie war es durchaus gewöhnt, Dinge zu verlieren: Schlüssel, Quittungen, ihre Handtasche – all diese Gegenstände entwickelten scheinbar eigenständige Fortbewegungsmethoden und machten sich einen Spaß daraus, ihr zu entwischen. Aber in letzter Zeit hatte sie irgendwie angefangen Dinge zu verlieren, die wirklich wichtig waren. Ihren Job zum Beispiel, ihr Gewächshaus und jetzt ihr Preisgeld. Bald würden auch ihre Kinder eins nach dem anderen fortgehen und sie nicht nur arm, sondern obendrein auch noch einsam zurücklassen. Wie würde sie wohl zurechtkommen, nur mit Bozo, drei Katzen und zwei Meerschweinchen zur Gesellschaft?
Sie öffnete das Törchen zu dem verwilderten Garten. Notfalls könnte ich immer noch als Kindermädchen bei Juno anfangen, überlegte sie. Aber der Gedanke ließ sie schaudern. Juno als Schwester zu haben, war eine Herausforderung, Juno als Arbeitgeber ein Ding der Unmöglichkeit. Nein, bleib lieber Gartenarchitektin. Falls es dir gelingt, ohne Geld einen neuen Garten zu erschaffen. Pflanzen konnten ebenso anspruchsvoll sein wie eine Schwester, aber wenigstens verbalisierten sie ihre Kritik nicht. Wenn ihnen nicht gefiel, wie die Dinge liefen, verkümmerten sie einfach, warfen ihre Blätter ab und starben in aller Stille. Und sie sagten einem nie, man müsse abnehmen.
Bozo kratzte mit den Vorderpfoten an der Tür, als Althea sie einholte. Althea war gerade im Begriff ihr vorzuhalten, wie dumm es doch sei, an die Tür eines verlassenen Hauses zu klopfen, als die Tür sich öffnete und Bozo drinnen verschwand. Nach einem Augenblick kam sie jaulend wieder herausgeschossen, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt.
Patricks breite Gestalt füllte den Türrahmen des Gewächshauses beinah gänzlich aus.
»Was tun Sie hier?«, fragte Althea, nachdem sie Bozo über den schweren Nervenschock hinweggetröstet hatte. Dann wünschte sie, sie hätte nachgedacht, ehe sie den Mund aufmachte. Es war immerhin sein Gewächshaus. Sie war hier der Eindringling, nicht er.
»Ich wollte nur ein bisschen Luft schnappen und mal nachsehen, was Sie hier eigentlich so treiben. Topaz kocht das Abendessen.«
Althea konnte es sich lebhaft vorstellen. Vermutlich handelte es sich um Fisch, auf diese oder jene Weise fettarm gegart, mit ein paar frischen Kräutern angerichtet, dazu reichte sie gedünstetes Gemüse und, falls heute sein Glückstag war, vielleicht ein paar neue Kartoffeln. Ein Gläschen gut gekühlter Chardonnay dazu und anschließend ein bisschen Frischobst, fein gerieben oder mit Vanillestangen gebacken. Vermutlich stammte das Rezept aus dem zum Bestseller avancierten Buch »Fit statt fett« irgendeines magersüchtigen Hollywood-Sternchens und enthielt an Nährwert absolut nichts außer ein oder zwei Spurenelementen. Althea fühlte sich mit einem Mal hungrig und befürchtete, man werde ihr anmerken, dass sie zu viel billigen Wein getrunken hatte.
»Also schön, ich zeig Ihnen, was ich hier so mache«, sagte sie und versuchte nicht schroff zu klingen. Es war ein Schock, ihn plötzlich wiederzusehen, auch wenn es ihr so vorkam, als sei ihr gemeinsames Wochenende schon Ewigkeiten her. Dabei waren sie erst vor ein paar Stunden zurückgekommen.
Sie zwängte sich an Patrick vorbei und führte ihn zum hinteren Ende des Gewächshauses, wo die Glasscheiben sauber waren, selbst wenn sie teilweise Risse zeigten oder ganze Ecken herausgebrochen waren. Es war ein Abschnitt von gut drei Metern Länge. Althea löste eine grüne, schattenspendende Abdeckplane und schob sie beiseite. Sie enthüllte ein paar Rahmen, in denen das fehlende Glas durch Plastikfolie ersetzt worden war, die sie mit Isolierband befestigt hatte. Doch die Stellagen waren tragfähig und durchaus
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