Im geheimen Garten des Scheichs
führte sie den Säulengang entlang nach draußen zu einem mit halbhohen Mauern umgebenen blühenden Garten, der von Fackeln erleuchtet wurde. Ehrfürchtig seufzte Lauren auf, als sie den Blick über das abendliche Al-Shafeeq zur Wüste in der Ferne schweifen ließ, und blieb unwillkürlich stehen. Die Luft war erfüllt von aromatischen Düften, und es wehte eine sanfte, kühlende Brise. Auch die ersten Sterne funkelten schon am Himmel.
„Ich könnte glatt weinen. So etwas Magisches habe ich noch nie gesehen.“
Ähnlich empfand er es auch immer, wenn er hier an seinem Lieblingsplatz im Palast war. „Wenn die Arbeit mich erdrückt, habe ich zuweilen das Bedürfnis, aus dem Büro zu verschwinden und hierherzukommen, um den Abend zu fühlen.“
„Du kannst den Zauber ebenfalls spüren“, stieß sie überrascht hervor und wandte sich zu ihm.
Das Licht einer Fackel spiegelte sich in ihren faszinierenden grünen Augen, die ihn so seelenvoll anschauten. „Ist dir kalt?“, fragte er auf der Suche nach einem Vorwand, sie ein zweites Mal in die Arme zu nehmen.
„Nein, noch nicht.“ Ihre Stimme bebte.
„Dann lass uns essen.“
Er führte sie zu dem Tisch, den das Personal seinen Anweisungen gemäß vor einem breiten Rankgitter für sie gedeckt hatte. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick auf den Garten. Höflich rückte er Lauren den Stuhl zurecht.
„Wie wunderschön“, sagte sie leise, nachdem sie sich hingesetzt hatte und ihre Umgebung betrachtete.
„Die königliche Familie nennt diesen Teil des Palasts den Garten des Entzückens“, erklärte Rashad und hörte, wie sie einatmete.
„Ich verstehe, warum. Er ist fantastisch und vermittelt ein Gefühl von Frieden und Verzauberung zugleich.“
„Ja, er ist perfekt.“
Lauren hatte eine Gänsehaut. Dies war der Garten, von dem ihre Großmutter gesprochen hatte. Sie war in die Wüste gereist, um auf Celias Spuren zu wandeln. Wer hätte gedacht, dass sie es so unmittelbar tun könnte!
Sie hatte sich immer für einen realistischen, vernünftigen Menschen gehalten. Aber irgendeine Macht, die sie nicht verstand, war hier am Werk. Und diese Macht ging nicht zuletzt von dem Mann aus, der ihr gegenübersaß.
Deutlich spürte sie, dass er den Blick auf sie gerichtet hatte und nicht auf den herrlichen Garten. Sie selbst wagte es nicht, Rafi direkt anzuschauen. Er sah so umwerfend attraktiv aus und besaß eine unglaublich faszinierende Ausstrahlung.
Etwas musste mit ihr noch immer nicht in Ordnung sein, dass er sie dermaßen in seinen Bann ziehen konnte. Sie war normalerweise so nüchtern und sachlich. Doch dieser Mann fesselte sie so sehr, dass sie sich wie berauscht fühlte.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich energisch, als Bedienstete wie aus dem Nichts erschienen und das Essen servierten. Köstlich duftendes Lamm mit kleinen Kartoffeln und verschiedenen Gemüsen sowie mehreren Soßen. Appetitlich angerichtete Melonen- und Fruchtstückchen. Diverse Nüsse und auch eine Schale mit Rosinen.
Lauren trank einen Schluck von dem heißen, süßen Tee. „Du arbeitest offenbar sehr viel und lang, Rafi. Hast du keine Frau, die auf dich wartet?“
„Jeder Topf braucht den passenden Deckel. Ich habe meinen noch nicht gefunden.“
Sein Geständnis ließ ihr Herz höher schlagen. „Womit du mir wohl in deiner unnachahmlichen Weise sagen möchtest, dass ich mich um meine Angelegenheiten kümmern soll.“ Sie lächelte ihn an und ließ sich das Essen schmecken. Nichts konnte absurder sein, als dass dieser umwerfend attraktive Mann sich mit einem Topf verglich.
„Es freut mich, dass ich dich zum Lächeln gebracht habe. Du solltest es viel öfter tun.“
„Ich konnte nicht anders. Deine Bemerkung mit dem Topf hat mich an die Geschichte von Ali Baba erinnert. An all die Räuber in den abgedeckten Töpfen mit dem siedenden Öl. Was für eine hinterlistige Sklavin.“
„Ja, das war sie“, bestätigte er leise und lachte dann, was Lauren durch und durch ging.
„Es fällt mir schwer zu glauben, dass du ein eingefleischter Junggeselle bist.“
„Das bin ich nicht“, erwiderte er sachlich. „Aber wenn der Tag kommt, an dem ich heirate, wird es keine Ehe sein, wie du sie dir vorstellst.“ Er trank einen Schluck Tee. „In den Sternen steht es anders geschrieben.“
„Du hast doch dein Schicksal sicher selbst in der Hand.“
„Bis jetzt wohl.“
„Hast du Angehörige hier in der Oase?“
Rashad blickte sie forschend an. „Eltern und
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