Im geheimen Garten des Scheichs
Wenn ich nicht dafür sorgen kann, kümmert sich jemand anderes darum.“
„Ist sie je schon einmal ausgeblieben, sodass du sie hast suchen müssen?“
„Sie kommt immer zurück. Was zweifellos damit zusammenhängt, dass ich mich als junger Mann Stunde um Stunde mit ihr abgegeben und sie abgerichtet habe.“
„Sie muss also ziemlich alt sein.“
„Ja.“ Rashad wandte den Kopf und sah sie an. „Schätzungsweise wird sie nur noch dieses Jahr überleben.“
„Wirst du danach erneut einen Falken ausbilden?“
„Nein, dafür werde ich keine Zeit mehr haben.“
Warum klang er plötzlich so trübsinnig? „Vielleicht wenn du eines Tages ein Kind hast, das von der Falknerei genauso begeistert ist wie du?“
Lauren bemerkte, wie ein grimmiger Ausdruck in seine faszinierenden dunklen Augen trat, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtete. Ein Schauer überlief sie. Hätte sie doch bloß nicht ein so persönliches Thema angeschnitten.
„Entschuldige, wenn ich dich verärgert habe.“
Erneut schaute er zu ihr hin. „Du hast nichts Falsches getan. Wir alle haben irgendwelche Dämonen, gegen die wir zuweilen kämpfen. Lass uns den restlichen Morgen einfach genießen und sehen, ob Joharas Alter ihre Fähigkeiten schmälert, Beute zu machen. Früher hat sie sie aus einer Entfernung von anderthalb Kilometern erspäht.“
Rashad gab Gas, bog dann von der Straße ab und brauste quer durch die öde Wüste. Nach zehn Minuten verlangsamte er das Tempo und stoppte schließlich bei einem provisorischen Zeltdach, unter dem ein gedeckter Tisch und zwei Stühle standen.
„Wir frühstücken hier, während wir auf Johara warten.“
Wie herrlich. Lauren stieg aus und schenkte ihnen wenig später aus der bereitgestellten großen Thermoskanne Kaffee ein. Ohne jeden Zeitdruck ließen sie sich die Sandwiches und Datteln schmecken, die Rafi zu lieben schien. Geduldig beantwortete er ihre Fragen über die Jagd, und sie befriedigte seine Neugier hinsichtlich ihrer Reisen mit ihrer Großmutter und Richard. Es war ihr letztlich egal, worüber sie redeten. Einzig ihr Zusammensein zählte, und daran würde sie sich für immer erinnern.
Irgendwann nahm er plötzlich seinen Handschuh. Und während er sich erhob und unter dem Zeltdach hervortrat, sah auch sie den dunklen Fleck am wolkenlosen Himmel. Rafi streckte den Arm aus, und Momente später ließ sich der Falke majestätisch auf dem Handgelenk nieder.
Lauren hielt sich etwas abseits, während er leise mit dem Vogel sprach. „Hat Johara heute kein Glück gehabt?“, erkundigte sie sich schließlich.
„Nein, hat sie nicht. Aber es gibt immer ein Morgen. Und das habe ich ihr gerade gesagt.“
Seine Worte berührten sie sehr und verrieten ihr viel über ihn. Er schien wirklich ein einzigartiger Mann zu sein. Verblüfft beobachtete sie, wie er zum Jeep ging, das Tier auf die Rückbank setzte und ihm eine Haube überstülpte.
„So fühlt Johara sich sicherer“, erklärte er, als er sich wieder zu Lauren umwandte. Zweifellos hatte er ihre Verwirrung erahnt. „Brechen wir auf? Einer der Angestellten wird unser Restaurant wieder abbauen.“
Lauren schwang sich auf den Beifahrersitz. „Ich habe schon in vielen Lokalen gegessen, doch dieses wird immer das schönste für mich sein.“ Ihre Stimme bebte, aber es war ihr egal. Rafi sollte ruhig wissen, wie viel ihr dieser Morgen bedeutete.
Er fasste ihre Hand. „Selbst wenn es nicht wahr ist, habe ich beschlossen, es zu glauben.“
Diese seltsame Antwort beschäftigte sie auf der ganzen Rückfahrt. Als er sie schließlich zur Gartensuite zurückbegleitete, war ihr immer noch nicht klar, was er damit hatte ausdrücken wollen.
„Vielen Dank für den herrlichen Ausflug.“ Wenn er nur nicht schon zu Ende wäre. Leider hatte Rafi jedoch einen Job und konnte nicht jede Minute mit ihr verbringen. „Ich werde ihn nie vergessen.“
„Ich auch nicht. Ruh dich aus. Ich hole dich um sechs Uhr wieder ab.“
Lauren freute sich riesig und hätte ihn am liebsten umarmt.
Was passierte bloß mit ihm! Kaum war er in seinem Apartment, rief Rashad seine Zwillingsschwester Farah an und bat sie, baldmöglichst zu ihm zu kommen. Alle seine drei Schwestern waren verheiratet, aber Farah war die weichherzigste von ihnen.
Binnen Kurzem erschien sie in seinem Wohnzimmer. Sie hatte einen rosafarbenen Kaftan an und trug das lange schwarze Haar offen. Sie war eine ausgesprochene Schönheit wie so viele Frauen in seinem Land. Trotzdem wurde er
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