Im geheimen Garten des Scheichs
würde sie im Reisebüro in Montreux anrufen. Sicher konnte man dort veranlassen, dass sie noch am selben Tag nach El-Joktor aufbrechen konnte. Sei es mit einer Karawane oder sogar per Helikopter. Was es kostete, war ihr ganz egal.
Sie war hergekommen, um auf den Spuren von Celia und ihrem Geliebten zu wandeln. Auch wenn die eine oder andere Frage noch nicht beantwortet war, wusste sie doch eines: Sie musste unbedingt von Rafi weg, der ihr Herz erobert hatte.
Rashad hatte gerade sein Telefonat beendet, als Nazir bei ihm klopfte. Sein Assistent überreichte ihm zwei Umschläge und informierte ihn, dass Mademoiselle Viret morgen früh den Palast verlassen wolle.
Nicht, dass es Rashad erstaunte. Er erklärte Nazir, dass er sich um alles kümmern würde, und war Momente später wieder allein. Zunächst las er den Brief an seinen Vater und öffnete dann den an ihn.
Lieber Rafi,
Prinzessin Farah hat mir gesagt, dass weder Du noch Dr. Tamam für Euren Einsatz nach dem Sandsturm bezahlt werden wolltet. So kann ich Dir lediglich von Herzen dafür danken, dass Du mir das Leben gerettet hast. Ich werde Dich nie vergessen.
Lauren
Auch er würde sie nie vergessen. Vorhin hatte er sie so sehr begehrt, dass er geglaubt hatte, er würde daran zugrundegehen. Ein solches Verlangen hatte er noch nie gespürt. Es war nicht nur körperlich gewesen, sondern hatte ebenfalls seine Seele erfasst.
Und Lauren hatte sich von ihm angezogen gefühlt, seit sie ihn zum ersten Mal neben ihrem Bett hatte sitzen sehen. Sie beide hatten sich gegen ihre Empfindungen gewehrt. Doch je stärker sie die leidenschaftliche Sehnsucht bekämpft hatten, umso größer war sie geworden.
Lauren verfolgte einen Plan, davon war er überzeugt. Aber die knisternde Atmosphäre zwischen ihnen war trotzdem echt. Niemand konnte sich so verstellen. Vorhin hatte sie ihn mit ihren faszinierenden grünen Augen angeschaut und zu betören versucht. Ihre Blicke hatten ihn beschworen, sie zu lieben.
Sein Leben lang hatte er Verlockungen gekannt und ihnen widerstanden, denn er hatte eine heilige Pflicht. Wäre er all die Jahre nicht vorsichtig gewesen, wäre er inzwischen schon tot. Sein Vater vertraute nur wenigen Personen, und er tat es ihm gleich. Und er sollte ganz bestimmt nicht dieser blonden Frau vertrauen, die geschickt worden war, um seine Wachsamkeit zu verringern. Das wusste er sicher.
Farah hatte ihm vorhin am Telefon den Beweis geliefert. Zunächst hatte sie ihm nichts Hilfreiches berichtet, und sie hatte so geklungen, als hätte Lauren sie verzaubert. Als er dann gedacht hatte, seine Schwester hätte nichts Wesentliches herausgefunden, hatte sie ihm die Sache mit dem Garten des Mondes erzählt.
Das war genau der Anhaltspunkt gewesen, auf den er gewartet hatte. Hier lag eine Verbindung zu dem Anhänger. Nach dem Gespräch mit Farah hatte er sofort Mustafa angerufen. Dieser hatte ihm geschworen, dass er den Garten des Mondes gegenüber Mademoiselle Viret nicht erwähnt hatte. Mustafa zufolge war Lauren auf dem Weg von El-Joktor ungewöhnlich schweigsam gewesen und ziemlich geistesabwesend.
Rashad hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben, und legte sich schließlich schlafen. Irgendwann in den nächsten Tagen würde er Lauren bestimmt ein Geständnis entlocken können. Aber erst einmal würde er ihr geben, was sie wollte.
„Guten Morgen, Mademoiselle. Ich bin Nazir.“ Der etwa vierzigjährige, typisch arabisch gekleidete Mann, der vor der Tür der Gartensuite stand, lächelte Lauren an. „Wir haben gestern Abend miteinander telefoniert, sind uns jedoch noch nicht begegnet. Mir wurde aufgetragen, Sie zum Westtor zu führen.“
„Vielen Dank für Ihr Kommen. Haben Sie die Briefe gefunden?“
„Ja. Sie wurden bereits zugestellt.“
So schnell? „Wunderbar … Ich bin dann so weit.“ Lauren wollte die Koffer nehmen.
„Lassen Sie das Gepäck hier, Mademoiselle.“
„Warum?“
„Man wird es Ihnen erklären, wenn Sie mich begleiten.“
Das Ganze konnte nur mit Rafi zusammenhängen. Er hatte ihr Schreiben erhalten und wurde als Sicherheitschef offenbar über alles sofort unterrichtet. „Wie Sie meinen.“
Sie folgte Nazir diverse Korridore entlang. Der Palast war fast so etwas wie eine kleine Stadt. Schließlich gelangten sie zu einem Säulengang, an dessen Ende ein herrlicher Garten mit Palmen und Wüstenpflanzen lag.
„Hier entlang“, sagte Nazir, und dann erblickte Lauren in der Ferne einen Helikopter.
Neugierig schlenderte sie darauf zu.
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