Im geheimen Garten des Scheichs
nicht sein Gast. Ist er auch ein guter König? Du musst mir die Frage nicht beantworten, wenn du es nicht kannst oder möchtest.“
Etwas schimmerte in seinen Augen auf. „Die Welt könnte von einem Herrscher wie ihm lernen.“
„Dann muss er großartig sein, und du wirst immer für ihn arbeiten wollen.“ Tief atmete sie ein. „Herzlichen Dank, dass du mich durch diesen wunderschönen Palast geführt und mir so viel von deiner Zeit geschenkt hast. Mir ist klar, dass du zu den wichtigsten Angestellten des Königs zählst. Du musst jetzt wirklich nicht noch mehr deiner kostbaren Zeit mit mir verbringen.“
Rashad neigte sich etwas zu ihr. „Hast du vielleicht Angst, du könntest gleich beim Canasta gegen mich verlieren?“
„Ja“, log sie. Wenn sie noch länger mit ihm zusammen war, machte sie sich womöglich lächerlich und tat etwas, das sie vielleicht irgendwann bereute.
„Keine Sorge.“ Frech blitzte er sie an. „Wenn ich gewinne, werde ich dich nur ein kleines bisschen weiter anknabbern.“
Sie erinnerte sich noch gut, wie sich sein Mund an ihrem Hals angefühlt hatte. Ihre Haut begann stark zu kribbeln, und ihr Herz fing an wie verrückt zu klopfen. Doch als sie die Gartensuite erreichten, hatte sie sich wieder halbwegs gefangen.
Sie ließen sich an dem niedrigen Tisch nieder, auf dem man ihnen diverse kalte Köstlichkeiten serviert hatte. So konnten sie spielen und zwischendurch das Essen genießen.
Anders als gestern Abend siegte Lauren heute mit großem Punktvorsprung. Offenbar hatte Rafi beschlossen, sie gewinnen zu lassen. Es war ihr egal. Ihr reichte es völlig, dass sie beisammen waren. Und plötzlich hatte sie das seltsame Empfinden, sie könnten es für immer sein.
„Du hast mich haushoch geschlagen“, erklärte er und legte den Kartenstoß in die Tischmitte. „Was hast du dir als Preis vorgestellt? Sag es, und er ist dein.“
Ihr wurde es abwechselnd heiß und kalt. „Wäre es vielleicht machbar, dass ich vor meiner Abreise dahin zurückkehre, wo die Karawane in den Sandsturm geraten ist?“
Rashad runzelte die Stirn, und Lauren wünschte sich, sie hätte nicht davon angefangen. Ihre Frage schien die Stimmung zwischen ihnen verändert zu haben. „Warum möchtest du wieder zu dem Ort, der nur eine schreckliche Erinnerung für dich bergen kann?“
„Mein Anhänger ist nirgends aufgetaucht, und Dr. Tamam hat mir erzählt, sein Personal hätte gründlich danach gesucht. Es könnte sein, dass Mustafa die Kette beschädigt hat, als er mich vom Kamel gezerrt hat, und der Schmuck noch da draußen liegt. Ich würde alles darum geben, ihn wiederzufinden.“
Forschend blickte Rashad sie an. „Ist dir nicht klar, dass der Anhänger unter einem Haufen Sand begraben ist, sollte er in der Wüste sein?“
„Du hast sicher recht“, antwortete sie leise, während er aufstand.
„Du schaust müde aus.“ Er half ihr hoch. „Ich verabschiede mich jetzt und komme morgen wieder.“ Er küsste sie auf die Stirn und war verschwunden, bevor Lauren ihn zurückrufen konnte.
Warum hatte sie den Mund nicht gehalten. Rafi hatte alles getan, damit sie glücklich war, und sie hatte es ihm mit einer Bitte um einen weiteren Gefallen gedankt. Damit hatte sie eine Grenze überschritten, was nicht zuletzt sein schneller Abgang bewies. Sie konnte es ihm nicht verübeln, wenn er in ihr die größte Egoistin auf Erden sah.
Lauren setzte sich an den Schreibtisch und verfasste einen Brief an den König. Sie dankte ihm für die Gastfreundschaft und die Dienste von Dr. Tamam und seinen Leuten sowie vom Sicherheitschef des Palasts. Anschließend schrieb sie noch ein paar Zeilen an Rafi.
Als sie fertig war, legte sie die beiden Umschläge im Flur zur Gartensuite auf ein Tischchen. Dann kehrte sie in den Wohnraum zurück, nahm den Telefonhörer auf und wählte die Eins.
„Hier spricht Nazir. Wie kann ich Ihnen helfen, Mademoiselle?“
„Bitte entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich möchte den Palast morgen früh verlassen und brauche einen Fahrer, der mich zum Hotel bringt. Könnten Sie das für mich arrangieren?“
„Natürlich. Ich werde jemanden zu Ihnen schicken, nachdem Sie gefrühstückt haben.“
„Vielen Dank. Und wären Sie auch so freundlich, dafür zu sorgen, dass die beiden Briefe auf dem Tischchen draußen vor der Suite zugestellt werden.“
„Selbstverständlich, Mademoiselle.“
Sie wünschte Nazir eine gute Nacht und legte den Hörer wieder auf. Sobald sie morgen im Hotel war,
Weitere Kostenlose Bücher