Im geheimen Garten des Scheichs
verließ. Es tat so schrecklich weh, dass er sie verdächtigte, etwas Schlimmes im Schilde zu führen.
Als sie eben das Kleid ausgezogen hatte, war es in der Absicht geschehen, ihn zum Handeln zu provozieren. Ein solches Verhalten hatte sie noch nie zuvor an den Tag gelegt. Wie sehr hatte sie sich auf dieser Reise verändert. Sie kannte sich selbst nicht mehr.
Und wie verrückt war es erst, dass sie sich irgendwo wünschte, Rafi würde sie für immer hier festsetzen. Dann wäre sie nicht von ihm getrennt. Natürlich wusste sie tief in ihrem Innern, dass er das nicht machen würde. Es war nicht seine Art. Aber er würde sie morgen früh fortschicken!
Lauren schlug die Bettdecke zurück und stand auf. An Schlaf war nicht zu denken, dazu war sie viel zu aufgewühlt. Sie zog die Bluse und die Hose an und ging schließlich hinaus in den Garten.
Tief atmete sie die kühle Nachtluft ein, die erfüllt war vom Duft der Blumen. Hier draußen hatten Rafi und sie das erste Mal zusammen gegessen. Es war ein so herrlicher, zauberhafter Abend gewesen. Lauren schlenderte ein wenig umher, bis ihr kalt wurde und sie in die Suite zurückkehrte. Allerdings dauerte es noch Stunden, bis sie endlich eingeschlafen war.
Am Morgen fühlte sie sich irgendwie benommen. Nachdem sie gefrühstückt hatte, holte Nazir sie ab. Er geleitete sie aus dem Palast zu dem wartenden Hubschrauber. Um ihr Gepäck hatten sich vorher schon zwei Zimmermädchen gekümmert.
Von Rafi war weit und breit keine Spur. Auch wenn Lauren es eigentlich nicht anders erwartet hatte, tat es schrecklich weh. Sie kletterte in den Helikopter und schnallte sich auf dem Sitz neben einem Sicherheitsbeamten an. Nazir setzte sich auf den Platz des Kopiloten, und Momente später hoben sie ab. Lauren konnte sich nicht dazu bringen, aus dem Fenster zu blicken. Starr vor Schmerz saß sie da und schloss die Augen.
„Geht es Ihnen nicht gut, Mademoiselle?“
Nazir erfüllte immer seine Pflichten. Er würde Rafi jedes Vorkommnis berichten. Also riss sie sich zusammen. Ihr Stolz verbot es ihr, dass sein Getreuer ihm womöglich erzählte, sie wäre auf dem Flug nach El-Joktor ein Häufchen Elend gewesen.
„Alles ist bestens. Ich bin nur noch etwas schläfrig.“ Sie lächelte ihn an, und er nickte. Aber er glaubte ihr nicht, wie sie zweifelsfrei erkannte. Und ehe sie es verhindern konnte, stöhnte sie hörbar auf.
Schnell sah sie nach draußen. Heute war der erste Tag, an dem die Sonne nicht von einem strahlend blauen Himmel herabbrannte. Es gab ein paar hohe, dünne Wolken, die jedoch keinen Niederschlag versprachen. In der Wüste Nefud regnete es im Jahr nur äußerst selten, wie sie gelesen hatte.
Lauren hing ihren Gedanken nach und hörte irgendwann, wie der Pilot über Funk mit jemandem sprach. Vermutlich war es ein Fluglotse aus dem Tower in El-Joktor. Für die sechzig Kilometer lange Strecke brauchte eine Karawane zwei Tage. Aber mit dem Hubschrauber mochte es bloß fünfzehn Minuten dauern oder sogar noch weniger. Und sie waren schon eine Weile in der Luft.
Sie blickte erneut aus dem Fenster. Ja, sie näherten sich El-Joktor. Als sie genauer hinschaute, stutzte sie. Die Stadt war kleiner und lag an einer Hügelkette. „Nazir, wo sind wir?“
„Im Anflug auf Raz, Mademoiselle.“
„Warum landen wir hier? Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Seien Sie unbesorgt. Alles ist bestens. Sie sind hier vollkommen sicher.“
Der Pilot setzte den Helikopter neben einem verzweigten einstöckigen Gebäude auf, das auf einem Bergbaugelände zu stehen schien.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden, Mademoiselle“, sagte Nazir, nachdem sie ausgestiegen war. Schweigend geleitete er sie in die klimatisierte Eingangshalle. Es handelte sich offenbar um ein Bürohaus, das mit allem modernen Komfort ausgestattet war. „Hier entlang.“ Er deutete zu einem Korridor und führte sie um eine Ecke. Schließlich öffnete er eine Tür und ließ Lauren eintreten. Der Einrichtung nach zu urteilen, musste es das Büro des Generaldirektors sein. „Bitte nehmen Sie Platz, Mademoiselle.“ Nazir zeigte zu einem der Ledersessel, bevor er kurz nach nebenan ging, um mit einer Wasserflasche zurückzukehren und sie ihr zu reichen.
„Vielen Dank.“
„Keine Ursache. Wenn Sie mich dann jetzt entschuldigen würden“, meinte er und verließ den Raum.
Lauren schraubte die Flasche auf und trank mehrere Schlucke, während sie darauf wartete, was nun passierte. Als Rafi plötzlich über die Schwelle einer
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