Im geheimen Garten des Scheichs
von der verbotenen Frucht fern. Der stärkste Mann kann in Versuchung geraten, davon zu kosten. Wenn er es getan hat, wird er sie ganz essen und deshalb von seinem Weg abkommen.
Du, mein Sohn, kannst dir diesen Luxus nicht erlauben. Würde dir das passieren, würdest du deine Mutter und mich enttäuschen. Doch dies wäre nichts verglichen mit der Scham und Schande, die du über dich selbst bringen würdest. Hat man seine Ehre einmal verloren, kann man sie nicht wiedererlangen. Du kannst dann kein achtbarer Ehemann und Vater mehr sein, geschweige denn einem Land dienen, das seinen besten Sohn als Herrscher braucht.“
Als er kurz davor gewesen war, sich zu vergessen, hatte er vor seinem inneren Auge seine Hochzeitsnacht mit der unschuldigen Prinzessin Azzah gesehen. Dieses Bild hatte ihn nicht losgelassen und das Feuer in ihm erfolgreich bekämpft.
Morgen früh würde Nazir Lauren nach El-Joktor begleiten. Wie er es gestern schon hätte tun sollen, wäre ich nicht schwach geworden, dachte Rashad. Sein Verlangen nach ihr war so groß gewesen, dass er mit ihr in die Wüste geritten war. Seine Qualen hatten jetzt den Höhepunkt erreicht.
Heute würde er nach Raz fliegen und sich in die Arbeit stürzen. Vielleicht übernachtete er auch dort in seinem Apartment. Wenn er erst nach Laurens Abreise in den Palast zurückkehrte, würde er nicht erneut in Versuchung geraten. Nicht, dass er diesen Plan besonders einfallsreich fand. Aber er war ein verzweifelter Mann.
Selbst wenn er Lauren so unter Druck setzte, dass sie ihr Geheimnis verriet, würde es ihm nichts helfen. Sein Lebensweg war ihm von Geburt an vorgegeben. Lauren war die verbotene Frucht, von der er sich fernhalten musste.
Rashad blickte zur Uhr auf dem Schreibtisch. In zwanzig Stunden würde Lauren fortgeflogen sein. Für immer. Diese beiden schrecklichen Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er eilte nach nebenan und konnte sich nicht schnell genug anziehen, um nach Raz aufzubrechen.
Doch dort gelang es ihm nicht wirklich, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Sicher, er war vom Schicksal reich beschenkt worden. Allerdings musste er auf das eine verzichten, das einen Mann so richtig glücklich machte.
Seinem Vater zufolge konnte er es nicht haben. Diese Art von Glück war den Normalbürgern wie Tariq vergönnt, aber nicht dem Prinzen. So konnte sein Sekretär es abends kaum erwarten, zu der geliebten Frau nach Hause zurückzukehren.
Letzte Nacht hatte er Lauren in den Armen gehalten. Ja, sein Vater hatte zweifellos in einem recht: Die verbotene Frucht schmeckte unendlich süß. Er würde sich sein restliches Leben lang danach sehnen. Dies war seine Strafe.
Wie viele Jahre würde ihn wohl die Erinnerung an ihren Geschmack quälen? Schon dieser eine Fehler, den er gemacht hatte, war nicht spurlos an seiner Seele vorübergegangen.
Wenn man hinsichtlich der arrangierten Ehe überhaupt von Segen reden konnte, war es vermutlich der Umstand, dass Prinzessin Azzah keine Erwartungen hegte. Sie würde höchstwahrscheinlich auch eine geheime Liebe haben, von der sie sich abwenden musste, um ihrem Vater zu gehorchen. Rashad konnte sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als dass sie beide bloß miteinander schliefen, um Kinder zu zeugen.
Sein Vater hatte es getan, und seine Mutter ebenfalls. Und genauso war es bei seinem Großvater und bei seiner Großmutter gewesen. Irgendwie hatten sie es hinter sich gebracht und es überlebt. Geht es letztlich nur ums Überleben? fragte er sich grimmig, als sein Handy klingelte.
Er holte es aus der Tasche und blickte aufs Display. Was wollte Farah denn von ihm? War etwas mit ihrem Vater? Oder kontaktierte sie ihn womöglich wegen Lauren? Deutlich spürte er, wie sein Blut schneller in den Adern zu pulsieren begann.
„Farah?“
„Entschuldige die Störung. Kann ich kurz mit dir sprechen?“
„Ja. Ist etwas mit Vater?“
„Nein. Ich rufe dich wegen Lauren an.“
Rashad versteifte sich auf seinem Schreibtischstuhl. „Ich höre.“
„Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.“
„Komm einfach zum Punkt.“
„Lauren ist nicht wie die anderen Frauen, mit denen du dich bislang amüsiert hast, Rafi. Ich fürchte, sie hat deine Aufmerksamkeit zu ernst genommen.“
Er ballte eine Hand zur Faust. „Warum meinst du das?“
„Weil ich heute Nachmittag mit ihr zusammen war. Sie hat mir erzählt, dass sie morgen abreisen wird. Aber meinem Eindruck nach will sie es
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