im Geisterschloss
damit?“, rief Jürgen.
„Passt auf“, sagte Peter, „wenn Heinz es fast geflickt hat, lassen wir die Hülle halb voll Wasser laufen. Dann wird das Loch ganz geschlossen.“
„Und dann?“, erkundigte sich Hanni neugierig.
„Das werdet ihr schon sehen!“, antwortete Peter.
Heinz gab sich alle Mühe. Sein Chef nickte Peter zu. „Schafft Heinz es allein?“
„Klar, Herr Herrmann. Danke schön! Eigentlich hätten wir es selber machen können. Aber in der Werkstatt geht’s schneller.“
Er bezahlte am Schluss eine Mark, nahm das halb mit Wasser gefüllte Krokodil unter den Arm und schwang sich auf sein Rad. Die anderen folgten ihm. Das Wasser gluckerte und gurgelte in der Hülle, wenn Peter den Arm drehte, und das Tier nahm die merkwürdigsten Formen an. Jenny kicherte wieder laut und ansteckend.
Peter machte einen weiten Bogen um Rottleben und fuhr dann in Richtung Geisterschloss. Am Teich machte er Halt.
„Nun werden wir das Biest noch mit Luft vollpumpen und es in den See befördern“, erklärte er. „Jürgen, kannst du es aufpumpen?“
Er selber stand bald in der Badehose auf einem Baumstamm, der ins Wasser ragte. Mit dem prallen Krokodil unterm Arm sprang er in den Teich. Etwa in der Mitte setzte er das Plastiktier aus und schwamm zurück. Jetzt wurde den anderen klar, was das Ganze sollte und was Peter sich bei all dem gedacht hatte: Das Krokodil tauchte zur einen Hälfte ins Wasser, zur anderen ragte es über die Oberfläche. Durch die Bewegung im Wasser nickte es auf und ab und schien zu schwimmen.
„Das ist ja beinahe wie das berühmte Ungeheuer in dem See in Schottland“, rief Jürgen, „im Loch Ness.“
„Richtig!“ Hanni begriff sofort. „Dies ist Nessie Nummer zwei, Nessie vom Geisterschloss.“
Na, das war ein Spaß! Solange Peters Schwimmbewegungen Wellen im Teich verursachten, klappte es herrlich. Zu ihrem Vergnügen gab es aber auch sonst Leben im Teich – durch die Wasservögel und durch den Wind. Nessie blieb in Bewegung.
„Verratet niemandem etwas davon!“, sagte Peter. „Wir wollen abwarten, ob jemand unser Krokodil entdeckt.“
Schneller, als sie gehofft hatten, trafen die ersten Nachrichten ein.
Schon am nächsten Tag erzählte Erna beim Mittagstisch: „Stellt euch vor: Im Geisterschloss ist es doch nicht geheuer! Die Bäckersfrau ist gestern Abend mit dem Rad durch den Park gefahren, um den Weg von der Alten Mühle abzukürzen. Und da hat sie im Dämmerlicht gesehen, dass mitten im Teich irgendein seltsames Tier herumschwamm. Es war ihr ganz unheimlich zumute, hat sie gesagt.“
Herr Huber sah seine jungen Gäste an. Sie hatten dunkelrote Gesichter bekommen und tauschten verstohlene Blicke – auf einmal prusteten sie los.
„Erna“, rief Nanni lachend, „du darfst es der Bäckersfrau nicht weitersagen. Aber im Teich schwimmt das Krokodil, das Jürgen am Sonntag aus dem Kellersee gefischt hat.“
Verdutzt hörte Erna sich die Erklärung an. Dann lachte sie mit den anderen.
Herr Huber amüsierte sich köstlich. „Ihr habt recht, man sollte es wirklich nicht weitersagen“, meinte er. „Erst müssen wir mal sehen, was für Blüten der Aberglaube treibt.“
Die Bäckersfrau erzählte allen, die bei ihr Brot und Semmeln holten, ausführlich von dem „Untier am Geistersee“, wie sie es nannte. Und das „Untier“ wurde dabei immer größer und furchterregender.
„Wer weiß, was das bedeutet“, sagte beim Kaufmann eine alte Frau, als die Zwillinge für Erna einkauften. „Vielleicht kommt eines Tages doch noch einer, dem das Schloss gehört.“
Sie und ein paar andere Kundinnen steckten die Köpfe zusammen. Die Mädchen verstanden nichts weiter.
Doch einige Jungen mussten wohl auch von der Sache gehört haben. Neugierig fuhren sie zum Schlossteich. Weil es ihnen aber doch nicht recht geheuer war, blieben sie in einiger Entfernung vom Ufer stehen.
So merkten auch sie nicht, wer in Wirklichkeit hinter der ungeheuerlichen Nessie steckte ...
Als Hanni und Nanni wieder einmal zum Vergnügen der Tischrunde einen Bericht vom „Ungeheuer im Geistersee“ gaben, so, wie sie ihn unterwegs gehört hatten, sagte Erna: „Ich muss mir das auch mal anschauen!“
Nach Dienstschluss holte Herr Huber also den Wagen aus der Garage. Jürgen und die drei Mädchen schwangen sich auf ihre Räder und ab ging‘s – Richtung Geisterschloss. Hubers waren natürlich eher dort und beobachteten vom Ufer aus, wie das Plastikkrokodil langsam nickend herumschwamm – immer
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