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Im Gewand der Nacht

Im Gewand der Nacht

Titel: Im Gewand der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Nadel
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schwer damit getan.
    »Der Presse ist mitgeteilt worden, dass unsere Leute gestern Abend am Palast in eine Schießerei mit Mitgliedern verschiedener krimineller Banden verwickelt wurden«, fuhr Ardiç nüchtern fort. »Dabei ist ein Schwerverbrecher bulgarischer Herkunft ums Leben gekommen. Leider zählt auch ein Polizist zu den Opfern, aber ansonsten war der Einsatz erfolgreich.«
    »Bis Schiwkows Gorillas anfangen, unsere Männer der Reihe nach auf der Straße abzuknallen.«
    »Das wird nicht geschehen.« Ardiç nippte an seinem Kaffee.
    »Warum nicht? Alle tot, oder was?« Die Vorstellung war so absurd, dass İkmen grinsen musste.
    Ardiç sah ihn mit sehr ernster Miene an. »Ja. So ist es.«
    İkmen stutzte kurz, bevor er anhob: »Und wir …« Doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    »Ja, das ist auch unser Werk.« Ardiç wandte den Blick ab wie jemand, der seinem Gegenüber bei einer Lüge nicht in die Augen schauen will.
    »Da waren wir aber wirklich fleißig«, stellte İkmen sarkastisch fest. »Fragt sich nur, warum wir so lange gewartet haben, wenn wir so gut sind. Wir hätten Schiwkow und seine Kumpane schon längst auffliegen lassen können, oder nicht? Mein …«
    »Ja, schon gut, İkmen, ich habe verstanden!«
    İkmen probierte den Kaffee, fand ihn ziemlich bitter und gab drei gehäufte Löffel Zucker hinein. Dann drückte er seine Zigarette aus und steckte sich sofort eine neue an.
    »Wenn ich bereit bin zu glauben, dass wir Schiwkows Leute erledigt haben«, sagte er, »und wir beide wissen, dass ich gestern Abend im Yıldız-Palast war – wobei ich noch nicht ganz verstehe, auf welche Weise Sie davon erfahren haben –, dann bleibt nur die Frage, wer die Männer in den Uniformen eines Sondereinsatzkommandos waren.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, nun kommen Sie schon!«
    »Nein, wirklich, ich schwöre auf den heiligen Koran.«
    »Die Männer sind bis zum letzten Moment unsichtbar geblieben, waren mit so ziemlich allem bewaffnet, womit ein Mensch bewaffnet sein kann, und haben untereinander Englisch gesprochen …«
    »Ich weiß nicht, wer sie waren!«
    »Aber Sie müssen es wissen!«
    Ardiç beugte sich wütend über den Tisch und sah İkmen in die Augen. »Ich weiß es nicht, weil ich nicht danach gefragt habe! Ich will es nicht wissen, und Sie wollen es auch nicht wissen!« So rasch wie sie aufgeflackert war, verflog Ardiçs Wut wieder. »Und jetzt muss ich wissen, ob Hikmet Sivas mit Ihnen gesprochen hat.«
    İkmen war sofort wieder auf der Hut. »Wann soll ich denn mit ihm geredet haben?«
    »Als Sie sich gestern Abend in dem Raum versteckt haben, in dem er gefangen gehalten wurde.«
    »Oh, Sie wissen sogar, wo in dem Gebäude ich mich aufgehalten habe.«
    »Wenn ich es nicht wüsste, würden Sie gar nicht mehr leben, İkmen.«
    Die beiden Männer sahen sich an, während İkmen überlegte, was das zu bedeuten hatte.
    »Er hat mir erzählt, dass er Fotos von Prominenten gemacht hat, die in diese Haremsache verwickelt waren.« İkmen schaute Ardiç immer noch direkt in die Augen. »Ich nehme an, davon wissen Sie.«
    »Ein exklusiver Erotikclub für die Reichen und Mächtigen, ja«, erwiderte Ardiç mit einem Ausdruck äußerster Abscheu.
    »Gegründet von Hikmet Sivas zur Förderung seiner Karriere.«
    »Er hat mir erzählt, sein Bruder Vedat habe das Unternehmen de facto an Schiwkow verkauft. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Und zusammen mit dem Unternehmen auch die Aussicht auf die Fotos, die Hikmet meines Wissens nur für den Fall gemacht hat, dass diese Männer ihn eines Tages loswerden wollten.«
    Ardiç nickte. »Um Karriere zu machen, hat sich Hikmet Sivas mit ein paar sehr gefährlichen Leuten eingelassen. Er brauchte eine Art Versicherung.«
    »Er hat sich nur mit ihnen eingelassen, weil er Türke war«, gab İkmen verbittert zurück.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sivas hat mir erzählt, dass ihn niemand empfangen wollte, als er nach Hollywood kam. Er sah gut aus, war jung, sprach Englisch und wäre bereit gewesen, jede Rolle zu übernehmen, doch niemand hat ihn empfangen.« İkmen griff nach seiner Tasse und trank den letzten Schluck Kaffee. »Und als er dann doch von jemandem vorgelassen wurde, interessierte der sich nur für unsere Harems oder was er sich darunter vorstellte. Hikmet Sivas hat den Harem geschaffen, um sich eine Existenz aufzubauen. Die Vorurteile, denen er begegnete, sind erschreckend!«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte Ardiç. »Aber das bedeutet nicht, dass er

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