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Im Gewand der Nacht

Im Gewand der Nacht

Titel: Im Gewand der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Nadel
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unschuldig ist. Er hätte das, was er getan hat, nicht tun dürfen. Seinetwegen sind zwei Frauen gestorben, ganz zu schweigen von Tepe und … einigen anderen.«
    »Schiwkow.«
    »Ja, und Ali Müren samt allerlei kriminellem Gesindel.«
    İkmen goss sich frischen Kaffee ein und häufte erneut löffelweise Zucker in seine Tasse. »Und Muazzez Heper«, fügte er bekümmert hinzu.
    Ardiç seufzte. »Ja.«
    İkmen schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Hikmet mir alles über den Tod von Hatice erzählt hat.«
    »Und Sie möchten, dass ich es Ihnen erzähle?«
    »Wissen Sie es denn?«
    »Ich glaube schon«, sagte Ardiç. »Es waren Schiwkow und seine Leute. Im Gegensatz zu den Sivas-Brüdern kümmerte der Bulgare sich selber um die Rekrutierung von Mädchen für den Harem. Ekrem und Celal Müren wurden von ihrem Vater angewiesen, nach geeigneten Kandidatinnen Ausschau zu halten, ohne dass man ihnen gesagt hätte, wofür. Soweit ich weiß, hat Ekrem Hatice in der Konditorei gesehen, als er von Hassan Şeker Schutzgeld kassierte. Offenbar hat Şeker sie zur Verfügung gestellt, obwohl er selbst mit ihr schlief. Andererseits konnte er Schiwkow auch schlecht eine Bitte abschlagen, oder? All das habe ich aber erst erfahren, als wir die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Hikmet Sivas tatsächlich aufgenommen hatten.«
    »Als Sie nach Ankara gefahren sind?«
    »Man hat Sie von dem Fall Sivas abgezogen, weil Sie genau das getan haben, was Sie jetzt wieder tun, İkmen.«
    »Was denn?«
    »Fragen stellen.« Ardiç zündete seine mittlerweile erloschene Zigarre wieder an und lächelte. »Ich erzähle Ihnen so viel ich kann, und dann hören Sie damit auf – um Ihretwillen und um meinetwillen. Einverstanden?«
    »Vielleicht«, sagte İkmen unbestimmt.
    Ardiç seufzte. »Vor etwa einem Jahr tauchte Schiwkow erneut auf der Bildfläche auf. Zusammen mit Vedat begann er, den Harem nach seinen eigenen Regeln zu führen, wozu auch Erpressung gehörte. Hikmets amerikanischen Freunden gefielen Schiwkows Methoden nicht, doch erst der Tod von Hatice İpek zwang Hikmet dazu, nach Istanbul zu kommen, um die Zügel wieder in die Hand zu nehmen und seine amerikanischen Geschäftsfreunde zu beruhigen. Es gab übrigens noch einen Grund, warum Vedat Schiwkow von den Fotos erzählte: Endlich hatte er jemanden gefunden, der mächtig genug war, sie an sich zu bringen und auf die Weise zu nutzen, die Vedat vorschwebte – nämlich um Macht zu gewinnen. Hikmet hatte seinen Mafiakontakten und anderen amerikanischen Freunden nichts von den Fotos erzählt: Sie hätten ihn umgebracht, wenn sie es gewusst hätten. Doch nachdem Kaycee getötet worden war und er Ihnen entwischen konnte, rief Hikmet erneut den Mann an, den er als seinen Agenten bezeich nete, einen gewissen G., und erzählte ihm von den Fotos. Kurz darauf kidnappte Schiwkow Hikmet und lud im Vertrauen darauf, dass Hikmet ihm die Fotos aushändigen würde, einige der führenden Mafiabosse zu einer regelrechten Auktion in den Malta Köşkü ein. Derweil bereitete G. mit Hilfe eines der geladenen Gäste und dank seiner, sagen wir mal, hervorragenden Beziehungen eine dauerhaftere Lösung des Problems vor. Eine mir unbekannte Instanz schickte ein paar bewaffnete Männer, die Angestellten des Malta Köşkü wurden von mir persönlich angewiesen, das Gebäude nicht abzuschließen, und schon konnte es losgehen.«
    »Aber wer sind diese Leute? Wer ist G.?«
    »Sie können es einfach nicht lassen, Fragen zu stellen.« Ardiç schenkte sich Kaffee nach und bot auch İkmen welchen an, der jedoch ablehnte. »Ich habe keine Ahnung, İkmen. Irgendwelche Leute. Ich stelle keine Fragen. Aus genau diesem Grund wurde ich von unserer Seite mit der Einsatzleitung betraut.«
    »Sivas und all seine Partner sind Amerikaner, also …«
    »Meine Anweisungen kamen über diverse Mittelsmänner, von Personen in so hohen Ämtern, dass es Ihre Phantasie übersteigt«, meinte Ardiç. »Deshalb unterhalten wir beide uns auch in dieser feuchten Touristenhöhle und nicht im Präsidium, in meinem Haus oder Ihrer Wohnung.«
    İkmen hatte das Gefühl, dass es mit einem Schlag etliche Grad kälter geworden war. Als er die Zigarette zum Mund führte, zitterte seine Hand leicht.
    »Die ›Geschäftsleute‹, mit denen solche Personen sich für gewöhnlich verbünden, sind üble Gestalten«, fuhr Ardiç fort, » aber wir, die Welt, verstehen sie, und sie verstehen uns. Vielleicht handeln sie mit Drogen,

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