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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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immer noch, dass Eve bei der Schwester von Jules Keane wohnt, und wir werden ihm nichts anderes sagen«, erklärte Letitia mit Bestimmtheit. »Wenn er gewusst hätte, dass sie widerrechtlich auf verlassenem Land lebt, noch dazu mit einem kanaka , wäre er außer sich gewesen. Es ist für uns alle am besten, wir lassen ihn in dem Glauben, dass Eve bei Mary Foggarty wohnt. Sie ist eine Einzelgängerin und ein bisschen seltsam. Außerdem kann sie euren Vater nicht ausstehen, also wird er es nie erfahren. Corona Byrne sagte mir, sie habe Evangeline für Mary einkaufen sehen. Corona glaubt also, dass eure Schwester bei Mary lebt, und es scheint, als wären auch die anderen Frauen im Ort dieser Meinung.«
    Eve hatte nach ihrer Rückkehr aus Sydney tatsächlich ein paar Wochen lang bei Mary Foggarty gewohnt, doch Letitia vermutete, dass Eve das Zusammenleben mit Marys vielen Tieren nicht ertragen hatte: ein temperamentvoller Wombat – eine Art Beutelratte –, drei mutterlose Kängurujunge, die Mary mit der Flasche aufzog, zehn Katzen, mehrere Hunde und ein Lamm. Und ihre anderen, »normalen« Tiere – Hühner,Gänse und ein Pferd – gingen im Haus offenbar nach Belieben ein und aus.
    »Irgendjemand wird Daddy von Evangeline erzählen«, meinte Lexie beinahe mit Genugtuung, doch Letitia hörte ihr kaum noch zu. Sie dachte an die Zeit vor zehn Jahren, an Eden und die Hales. Sie gelangte zu dem Schluss, dass Jordan inzwischen Mitte zwanzig sein musste. Im Unterschied zu den Einheimischen besaß er Welterfahrenheit und wäre eine gute Partie für Lexie, die schon mit ihren knapp zwanzig Jahren einen zweifelhaften Ruf besaß, was es ihr nicht gerade leichter machte, einen Ehemann zu finden, obwohl sie eines der hübschesten Mädchen in der Gegend war.
    Celia hingegen hatte eine »Vereinbarung« mit Warren Morrison, einem langweiligen jungen Mann. Fade, aber verlässlich, wie Celia sagte, und leider kein Märchenprinz. Der alte Morrison besaß eine eigene Plantage, die Warren später erben würde; außerdem behauptete er, Celia zu lieben. Doch sogar Letitia sah, dass es schon eines Buschfeuers bedurfte, um in dem langweiligen Warren so etwas wie Leidenschaft zu entzünden, und sie bezweifelte, dass Celia der Typ war, der so etwas konnte. Die Hochzeit war auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden, weil Celia noch ein bisschen warten wollte, bevor sie einen so einschneidenden Schritt tat. Sie besaß viele gute Eigenschaften, doch sie hübsch zu nennen wäre bei Licht besehen eher geschmeichelt gewesen. Deshalb hatte Max geraten, Warren nicht zu lange warten zu lassen, damit er sich nicht anderswo nach einer Frau umschaute.
    »Könnten wir Jordan nicht mal zum Tee einladen?«, fragte Lexie ihre Mutter. »Das ist doch unter Nachbarn so üblich. Jemand muss ihn schließlich in der Heimat willkommen heißen.«
    Letitia erwiderte nichts. Ihre vom Rum umnebelten Gedanken schweiften unwillkürlich weiter in die Vergangenheit. Sie erinnerte sich an Catheline Hale, Jordans Mutter, die eineschöne Frau gewesen war – und zu sympathisch, um sie zu hassen, obwohl Letitia dies versucht hatte. Sie hatte gewusst, dass Max von Cathelines Reizen gefangen genommen war, und den Verdacht gehegt, zwischen den beiden habe sich mehr als bloß Freundschaft entwickelt. In Letitias Augen war das auch der Grund für Max’ Abneigung gegen Patrick Hale gewesen – die sich nun vermutlich gegen dessen Sohn Jordan richtete. Andererseits waren inzwischen zehn Jahre vergangen, und Max schien mit der Zeit ein wenig ruhiger geworden zu sein.
    »Wir werden euren Vater fragen, wenn er zurückkommt, Lexie«, erwiderte Letitia.
    Celia wirkte erfreut, Lexie eher skeptisch. Sie wusste, dass ihr Vater niemals mit einem Nachbarn verkehrte, wenn es ihm keinen Nutzen brachte; außerdem hatte er über Patrick Hale, Jordans Vater, nie ein freundliches Wort verloren.

    Von Eden zur Willoughby-Plantage war es nur ein kurzer Ritt, sodass Max Courtlands Zorn sich noch nicht gelegt hatte, als er nach Hause kam. Als er durch das schmiedeeiserne Tor am Eingang zu seiner Plantage ritt, war das Fell des Pferdes nass von Schweiß, und sein eigener Atem ging schwer.
    Während der vergangenen zehn Jahre war Maximillian Courtland immer wieder von Schuldgefühlen geplagt worden, weil er Patrick Hale so zugesetzt hatte, bis dessen Herz versagte, doch seit der Auseinandersetzung mit Jordan war sein schlechtes Gewissen verstummt.
    Dort, wo die Auffahrt zu den Ställen seinen Weg

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