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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Kopf gesenkt hielt, während Letitia das Glas, aus dem Lexie getrunken hatte, unter dem Buch verbarg, in dem sie gerade las.
    »Hast du mit Warren schon einen neuen Termin für die Hochzeit vereinbart, Celia?«, fragte Max.
    Celia hatte allmählich genug davon, vom eigenen Vater unter Druck gesetzt zu werden, wagte es aber nicht, es Max ins Gesicht zu sagen. »Nein, Vater«, erwiderte sie stattdessen nur.
    »Dann schlage ich vor, du tust es. Du bist zweiundzwanzig, da wird es höchste Zeit, dass du mir ein Enkelkind schenkst. Deine Mutter hatte in deinem Alter schon drei Kinder vorzuweisen!«
    Vorzuweisen!, dachte Letitia wütend. Als würde er von einer Zuchtstute reden, nicht von einer Frau!
    Nachdem Celia einmal dabei gewesen war, als eine der polynesischen Frauen ihr Kind zur Welt brachte, erschreckte sie allein der Gedanke, selbst Mutter zu werden. Zwar hatte es sich um eine besonders schwierige Geburt gehandelt – und Celia war erst zwölf gewesen und besonders empfindsam, wie viele Kinder in diesem Alter –; dennoch war sie jetzt noch fest entschlossen, keine eigenen Kinder zu haben. »Ja, Vater«, sagte sie leise und ging ins Haus.
    »Ich weiß nicht, was mit diesem Mädchen los ist«, murmelte Max.
    Dann herrschte für eine Weile Stille. Letitia beobachtete ihren Mann, der unruhig auf der Veranda auf und ab ging.
    »Warum hast du dich so über Jordan Hale aufgeregt?«, fragte sie schließlich behutsam. Inzwischen glaubte sie, dass Max gar nicht in Eden gewesen war, und falls doch, dass er zumindest Evangeline nicht gesehen hatte.
    Max unterbrach seine unruhige Wanderung. »Da kommt dieser Bursche hierher zurück und glaubt, er könnte alles verändern. Der Junge hat kein Rückgrat, genau wie sein Vater. Er lässt sich sogar von den kanakas einwickeln! Er zahlt ihnen denselben Lohn wie den anderen Arbeitern!«
    Letitia lag die Bemerkung auf der Zunge, dass es höchste Zeit dafür sei, doch die Furcht vor ihrem Mann hielt sie zurück.
    »Weißt du, was dieser Verrückte uns damit einhandeln kann?«, stieß Max hervor. »Unsere Arbeiter werden unruhig! Seine Dummheit kann sogar zu einem Aufstand führen, und das können wir gerade jetzt nicht gebrauchen, verdammt noch mal!«
    Letitia zuckte zusammen, schwieg aber. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Max fluchte, und sie teilte auch seine Meinung nicht, doch sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass es besser war, zu schweigen und ihre Gedanken für sich zu behalten. Unwillkürlich dachte sie an Catheline Hale und erinnerte sich, dass Max ihr immer zugehört hatte, wenn sie anderer Meinung gewesen war als er.
    »Hattest du Streit mit Jordan?«, fragte sie und schluckte ihre Bitterkeit hinunter.
    »Ich bin in bester Absicht nach Eden geritten«, stieß Max hervor. »Aber ich habe schnell festgestellt, dass Jordan Hale nur zurückgekommen ist, um Ärger zu machen. Ich will nicht, dass du und die Mädchen euch mit ihm abgebt, verstanden? Wenn er die Frechheit besitzt, hierherzukommen, schlagt ihm die Tür vor der Nase zu!«
    Zornig sagte Letitia: »Ich habe nicht die Absicht, einen Nachbarn so unhöflich zu behandeln. Immerhin hast du viel Zeit in Eden verbracht, als seine Eltern noch lebten.«
    Max wusste, worauf seine Frau anspielte, denn sie hatten wegen Catheline Hale heftige Auseinandersetzungen gehabt. »Jordan hat mir gedroht, Letitia.«
    »Womit denn?«
    »Ach, nichts von Bedeutung. Aber tu, was ich sage. Und hör auf zu trinken! Kein Wunder, dass die Mädchen so aufsässig sind, wenn ihre Mutter sich das Hirn ständig mit Rum vernebelt!«
    Max polterte die Stufen hinunter, wild entschlossen, Jordan so rasch wie möglich Einhalt zu gebieten. Letitia blieb schäumend vor Wut zurück und goss sich trotzig einen weiteren Drink ein.
    »Jede Frau, die mit dir verheiratet wäre, würde sich in den Alkohol flüchten«, murmelte sie.
    Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ihr Leben war so leer. Hätte sie die Chance, würde sie vieles anders machen. Zwar liebte sie ihre Töchter, doch sie wünschte, deren Vater niemals geheiratet zu haben. Die ersten Jahre ihres Zusammenlebens mit Max waren zugleich die glücklichsten gewesen; es war die Zeit gewesen, als sie kämpfen mussten und Seite an Seite für dasselbe Ziel arbeiteten. Doch der Erfolg ihres Mannes hatte für Letitia nur Einsamkeit und Entfremdung gebracht.
    Letitia war Max zum ersten Mal begegnet, als sie mit ihren Eltern Hilary und Ralph Rochester während einer Reise von England nach

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