Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
einem verfallenen Haus auf einem verlassenen Grundstück hauste. Sie hatte es erst geglaubt, als Eve ihr eines Tages in der Stadt über den Weg gelaufen war und Letitia sie danach gefragt hatte. Evangeline hatte es weder zugegeben noch geleugnet, doch sie hatte sehr zufrieden dreingeschaut, als Letitia ihr vorwarf, ihre Familie zum Gespött zu machen.
    Die Mädchen wechselten einen entsetzten Blick.
    »Stimmt«, meinte Lexie erschrocken. »Elias hat mir erzählt, dass sie in Eden lebt. Er sagte, sie kümmert sich dort um einen alten kanaka , der früher für die Hales gearbeitet hat.« Sie seufzte tief. »Oh, verflixt! Das hatte ich ganz vergessen!« Sie verzog das Gesicht. »Warum muss ausgerechnet sie es sein, die jetzt mit Jordan Hale zusammenlebt?«
    »Ach, Unsinn. Sie lebt bestimmt nicht mit Jordan zusammen«, meinte Celia und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wahrscheinlich hat er sie nach seiner Rückkehr am Kragen gepackt und von seinem Grund und Boden befördert – falls er sie unter all den kanakas und Aborigines, die sich in Eden herumtreiben, überhaupt bemerkt. Er hat sie bestimmt verjagt.«
    »Vielleicht aber auch nicht«, sagte Letitia. Sie fühlte sich stets verpflichtet, ihre jüngste Tochter zu verteidigen, was ihre beiden Ältesten gar nicht schätzten. Sie hatten Letitia schon oft den Vorwurf gemacht, Evangeline nur aus einem Schuldgefühl heraus zu schützen, weil sie bei einem Onkel und einer Tante aufgewachsen war.
    »Ganz bestimmt«, beharrte Celia. »Wenn Jordan Eden wirklich neu aufbauen will, wird er sich nicht mit illegalen Siedlern aufhalten.«
    Doch Lexie schäumte noch immer vor Wut, und Letitiasah, wie sie bei dem Gedanken, dass Jordan Evangeline vielleicht doch nicht von Eden vertrieb, vor Neid erblasste.
    Celia hob trotzig den Kopf. »Eigentlich ist es kein Wunder, dass wir dir nichts sagen können. Wir bekommen Evangeline ja kaum zu Gesicht, und wenn wir ihr doch einmal begegnen, behandelt sie uns von oben herab.«
    »Ich glaube, es ist eher umgekehrt, Celia«, bemerkte Letitia. »Seid wenigstens so ehrlich und gebt es zu. Ich habe gehört, dass ihr sie nicht einmal grüßt, wenn ihr sie in der Stadt trefft.« Es stimmte Letitia traurig, dass Celia und Lexie sich ihrer jüngsten Schwester gegenüber so schändlich benahmen. Doch auch Letitia konnte die Wahrheit nicht leugnen: Evangeline selbst hatte unmissverständlich klar gemacht, dass sie mit keinem von ihnen etwas zu tun haben wollte. Kein Wunder also, dass Celia und Lexie selten an ihre so fremde jüngste Schwester dachten, ja, sie kaum einmal erwähnten. Und wenn doch, dann nur, um sich über Evangelines Kleidung oder ihr Benehmen lustig zu machen. Wenn die Leute in der Stadt von ihr sprachen, überhörten sie es und schoben sie beiseite wie eine ferne, ungeliebte Cousine. Und nicht nur, dass Eve sich so abgerissen kleidete wie ein Waisenjunge – viel schlimmer noch waren ihre radikale Ansichten darüber, wie eine Zuckerrohrplantage zu führen war, was die Plantagenbesitzer natürlich verärgerte, ihren Vater eingeschlossen. Deshalb waren Celia und Lexie froh darüber, dass Eve den Namen Courtland abgelegt hatte.
    »Jetzt, wo Jordan zurück ist, wird Daddy bestimmt von Evangeline erfahren, falls sie Eden nicht sofort verlässt«, meinte Celia.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Letitia. »Wir haben es doch bisher auch geschafft, die Sache vor ihm geheim zu halten.«
    »Bis jetzt war es ja auch leicht, weil niemand auf der Plantage ein und aus ging«, erwiderte Celia. »Aber das wird sich nun ändern. Jemand wird es Daddy sagen, und er wird es Eve nichtdurchgehen lassen. Auch wenn er nach ihren Zeitungsartikeln wie ein Dummkopf dastand und es nicht einmal mehr ertragen konnte, Eves Namen zu hören – er wird es nicht zulassen, dass sie mit Jordan Hale in Eden lebt. Die Leute werden sich die Mäuler zerreißen, und Dad wird wieder zum Gespött.«
    Letitia dachte an die schlimme Zeit, als Evangeline in der Gazette mehrere Artikel veröffentlicht hatte. Sie hatte ihren Vater den Anführer einer Bewegung genannt, die das geplante Gesetz gegen die Zwangsrekrutierung von Plantagenarbeitern auf den Pazifikinseln zu Fall bringen wollten. In einem anderen Artikel hatte Eve angeregt, die kanakas auf ihre Heimatinseln zurückzubringen. Max hatte gedroht, Eve zurück nach Sydney zu schicken, zu ihrer Tante und ihrem Onkel. Allein die Tatsache, dass Eve alt genug war zu tun, was sie wollte, hatte Max daran gehindert.
    »Max glaubt

Weitere Kostenlose Bücher