Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
gekommen sind.“
    „Ich denke, wir können bald mit der Rodung beginnen, Chefnavigator. Wir haben eine Methode gefunden, die pflanzlichen Lianen von ihren gefährlichen Zwillingen zu unterscheiden, bei denen es sich offenbar um die Tentakel einer Kraken ähnelnden Art von Landbewohnern handelt. Im Infrarotbereich erscheinen sie wesentlich heller. Gilbert hat übrigens vorgeschlagen, diese Dinger Teufelszungen zu nennen. Ich finde den Vorschlag nicht übel.
    Wenn die Männer einen Teil des Helmvisiers durch ein aktives Infrarotfilter abdecken, erkennen sie die Teufelszungen schon auf große Entfernung. Sie können also die Geländefah r zeuge verlassen.“
    „Nicht so voreilig, Sandies. Eine Gefahr haben Sie erkennbar gemacht; wer sagt Ihnen jedoch, daß es keine weiteren gibt?“
    „Sie haben recht, Chefnavigator. Wenn wir alle Risiken mit annähernd absoluter Wahrscheinlichkeit ausschließen wollen, brauchen wir aber Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte. Das geht nicht. Die Manipulatoren der Geländefahrzeuge sind sicher wunderbare Konstruktionen, aber sie sind an die doch relativ kompakten Fahrzeuge gebunden, die sich in diesem Dschungel kaum bewegen können. Irgendwann müssen unsere Leute aussteigen. Was wir bis jetzt tun, ist das gleiche, als wollte jemand mit dicken Winterhandschuhen auf den Händen Mikado spielen. Er wird immer verlieren.“
    Askart wiegt bedenklichen Gesichts den Kopf. Er trägt die Verantwortung, und die kann ihm der Ernährungsphysiologe Sandies nicht abnehmen.
    „Sehen Sie, Chefnavigator“, fährt Viktor fort, „die ökolog i sche Struktur der oberen Lebensplattform des Dritten ist uns in groben Zügen bekannt, doch was sich unter dieser Ebene im Dunkel zwischen den gigantischen Baumpflanzen abspielt, ist noch recht nebelhaft. Ich weiß außerdem überhaupt noch nichts über den Wasserhaushalt des Planeten, in dem dieser Wald eine große Rolle spielen muß, denn bis jetzt haben wir keine offenen Gewässer entdeckt.“
    „Gut, ich werde mit Infrafiltern ausgerüstete Männer entse n den“, sagt Askart mit einiger Überwindung.
    „Mir fehlt zwar die praktische Erfahrung, aber ich halte Angriffe von seilen der planetaren Fauna für unwahrscheinlich. Mir sind nur sehr wenige Erkundungsunternehmen der Vergangenheit bekannt, bei denen es zu Kämpfen kam. Und in diesen wenigen Fällen lag es ausschließlich am unbedachten Vorgehen der Erkunder, die voreilig handelten, ohne ihre Eingriffe in die natürlichen Regelmechanismen der Ökosyst e me überhaupt beurteilen zu können. Nie handelte es sich um banales Beutemachen der angreifenden Art. Auch nicht um Revierve r teidigung. Diese Verhaltensweisen können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ausklammern. Die Erkunder wurden so lange ignoriert, wie sie der sie umgebenden fremden Fauna nicht ein Gefühl der Bedrohung vermittelten.“
    „Sie haben fleißig gelernt, Sandies, meine Anerkennung!“ lobt Askart.
    Viktor antwortet treuherzig: „Wissen Sie, Chefnavigator, ich gehöre nicht zu den Naturbegabungen. Mir blieb nur Büffelei, um geradeso durch die Examina zu kommen. Es fällt mir nicht leicht, trotzdem macht mir das Lernen Spaß, vielleicht gerade deshalb.“
    „Jaja, ich habe das schon gemerkt: Sie sind ein Packesel, einer, dem das Arbeiten Freude bereitet, der nie klagt und schnurstracks auf sein ihm gestelltes Ziel zugeht…“, sagt Askart nachdenklich.
    Das Lob ist Viktor peinlich, und er wechselt schnell das Thema. „Hat eigentlich der Suchtrupp schon eine Spur gefunden?“ Er ahnt nicht, was er mit dieser Frage anrichtet.
    Marius Askarts Gesicht wird stumpf wie ein beschlagener Spiegel. Das Strahlen seiner schönen Augen verlischt. Er verkrampft die Fäuste. Sich abwendend, antwortet er tonlos: „Nein, noch nichts.“
    Viktor spürt sofort, daß in Askart etwas vorgeht. Was es ist, kann er nicht wissen, nur schwach erahnen. Askart tut ihm leid. Die schikanöse Behandlung, die der Chefnavigator ihm zuteil werden ließ, hat er längst vergessen, er ist nicht nachtragend. Die spürbare Änderung im Verhalten des Chefnavigators ist ihm Entschuldigung genug. Vorsichtig versucht er, seinen Fehler wiedergutzumachen. „Meiner Meinung nach haben die Männer der Agamemnon gute Überlebenschancen“, sagt er aufrichtig. Askart fragt hoffnungsvoll: „Meinen Sie, Viktor?“
    „Ja, das liegt auf der Hand. Sie haben sich doch aller Wah r scheinlichkeit nach mit ihrem letzten Funkspruch, für den sie die gesamte Energie aufbrauchten, vom

Weitere Kostenlose Bücher