Im Glanz Der Sonne Zaurak
Zaurak strahlt unverhüllt ihr grünes Licht herab.
„Was ist das?“ fragt Algert nervös. „Wenn wir jetzt bloß nicht in ein Unwetter geraten, bis zur Leviathan sind es immerhin knapp zwei Stunden!“
„Nein, nein. Das ist kein Gewitter“, antwortet Osmar. „Sieh doch zum Himmel! Kein Wölkchen. Außerdem haben wir, solange wir auf dem Planeten sind, noch nicht ein einziges Mal elektrische Entladungen von registrierbarer Stärke beobachtet!“
Sie starren angestrengt zum Horizont, aber die Erscheinung wiederholt sich nicht. Dafür hören sie plötzlich ein fernes Heulen und können sehen, wie sich ein winziger Punkt vom Horizont löst und im satten Grün des Planetenhimmels untertaucht. „Das waren welche vom Suchtrupp!“ sagt Algert.
Osmar pflichtet ihm bei und fügt hinzu: „Die sollen vorsic h tig sein; das Antriebsaggregat klingt sehr ungesund! Hört sich an, als ob der Generator heißgelaufen ist.“
„Nein, das klingt anders“, widerspricht ihm Algert. „Das ist mehr ein Brausen als ein Heulen.“
Osmar zuckt mit den Schultern. An den Pharao -Gleitern ist immer etwas nicht in Ordnung. Das rettete vor Wochen Pyron vor Ahabs Zorn. Die Männer des Suchtrupps müssen selbst wissen, was mit ihrem Fluggerät los ist. Warum soll er sich den Kopf darüber zerbrechen? „Gehen wir!“ sagt er.
Gemächlich schlendern sie zum Kolibri . Algert hat sich das Netz mit den leise zirpenden Ariels über die Schulter geworfen und geht voran. Eigentlich ist nichts Besonderes passiert. Ein Tag wie jeder andere. Man gewöhnt sich schnell an das Kundschafterleben.
Wie ein urtümlicher Käfer zwängt sich der Skarabäus durch die schmalen Lücken zwischen den Stämmen der Baumriesen. Drei Scheinwerfer leuchten wie gespenstische Augen im Bug des Geländefahrzeugs, in dessen gepanzerter Kanzel Leander und Pyron schon den zweiten Tag eingesperrt sind.
Ein vierter Scheinwerfer sendet infrarotes Licht aus, das vom Dyolit der durchsichtigen Kanzelverglasung in Licht des sichtbaren Spektralbereichs umgesetzt wird, so daß als Gesamteindruck ein deutliches, aber ungewohntes Bild von der Umgebung entsteht.
Leander hat mit der Steuerung des Skarabäus alle Hände voll zu tun. Askart hat ihnen strengstens untersagt, das Geländ e fahrzeug zu verlassen. Mehr als einmal konnte Leander nur schwer seine Neugier bändigen und der Versuchung widerst e hen, das Verbot zu übertreten.
Mitten im Dschungel, ein gutes Dutzend Kilometer vom Raumkreuzer entfernt, haben sie die Öffnungen von Gängen entdeckt, die ins Erdreich führen. Wie gerne würden sie in einen dieser fast mannshohen Tunnel eindringen, um die Bewohner dieser Maulwurfsgänge kennenzulernen! Aber Pyron will nicht mitmachen. Auch als Leander ihn daran erinnert, daß er noch etwas bei ihm guthat, weigert sich der kleine, ehrgeizige Kadett.
Pyron hat sich so an die Manipulatoren des Skarabäus g e wöhnt, die wie die Zangen eines Hirschkäfers anmuten, daß er sie wie seine eigenen Hände gebrauchen kann. Erst nachdem sie die Plätze einmal getauscht haben, merkt Leander, mit welcher Leichtigkeit und Eleganz Pyron diese mechanischen Greifo r gane handhabt. Bei ihm selbst wirken die Bewegungen der stählernen Arme wie die einer tolpatschigen Marionette, eckig und ungenau, bei Pyron dagegen leicht und spielerisch. Im stillen kämpft Leander gegen die Bewunderung an, die er für diese Fähigkeit des Kameraden empfindet. Er bewundert nicht gern andere Leute.
Sie rollen auf eine kleine Lichtung. Die Baumkronen über ihnen sind dicht und geschlossen, aber vor ihnen ragen flache Baumstümpfe aus dem Boden. Sie haben verkohlte, aber erstaunlich ebenmäßige Schnittflächen.
„Bestimmt ist hier irgendwo wieder so ein Loch im Boden“, sagt Leander. Jedesmal, wenn sie solch eine Lichtung fanden, entdeckten sie auch einen oder mehrere dieser geheimnisvollen Gänge.
„Fahr doch mal näher an diesen Baumstumpf heran!“ bittet ihn Pyron und zeigt mit dem rechten Manipulator auf die Überreste der gigantischen Säulen gleichenden Stämme.
Gekonnt bugsiert Leander den Skarabäus mit wenigen B e wegungen des Steuerbügels an das Ziel heran.
Die von Pyron bedienten Greifer tasten flink über die Schnittfläche. „Das ist beinahe wie mit dem Handwerfer durchsägt! Nicht ganz so sauber, aber immerhin erstaunlich“, stellt Pyron fest.
„Sieh mal, total verkohlt, aber nur bis zu einer Tiefe von knapp zwei Zentimetern. Das können keine Tiere getan haben!“
„Wer
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