Im Glanz Der Sonne Zaurak
machen sich auf den Weg. Das niedrige Buschwerk aus ineinander verfil z ten und verknoteten, schlangengleichen Pflanzenstengeln reicht ihnen nicht einmal bis zur Brust. Es steht in lockeren Gruppen beieinander. In der ersten Etage kommt man gut vorwärts. Askart hat Osmar und Algert mit Bedacht zusammengesteckt. Er hält nichts von Ahabs Absicht, aus Leander und Algert ein Gespann zu bilden.
Osmar und Algert tragen dunkle Kombinationen unter dem transparenten Bioskaphander, denn die Erkunder haben herausgefunden, daß die Ariels auf helle Bekleidung ängstlich und scheu reagieren, vor allem auf verchromte, blitzende Ausrüstungsgegenstände. „Wozu braucht Ekalla noch zwei von diesen netten Fledermäusen?“ fragt Osmar den Gefährten, während sie durch Büschel dünnfaseriger Flechten oder Moose stampfen. Ein Schwarm winziger Fluginsekten umkreist sie, unter ihren Füßen krabbelt und flüchtet es nach allen Seiten. Die Insektenartigen sind auf dem Dritten erstaunlich zahlreich vertreten.
„Er hat festgestellt, daß die Ariels unter einem Parasiten leiden, der ihnen arg zu schaffen macht und den Bestand unmerklich reduziert. Nun will er sie von dieser Qual befreien. Das ist schon richtig zur fixen Idee geworden“, antwortet Algert.
„Na, nichts einfacher als das! Wozu der ganze Aufwand? Wir versprühen einfach ein streng modifiziertes Desinfekt i onsmittel über die Kolonien, und fertig!“ schlägt Osmar erstaunt vor.
„Quatsch.“ Algerts Gesicht nimmt einen überlegenen Au s druck an. „Du hast ja keine Ahnung! Dieser Parasit ist nicht einfach ein Käfer, eine Laus oder ein Floh, auch kein Wurm oder so etwas. Gilbert hat gesagt, dieses mikroskopisch kleine Lebewesen unterscheidet sich von allem, was wir bisher untersucht haben, am deutlichsten von irdischen Lebensfo r men. Er ist sich noch nicht endgültig klar darüber, ob es mehr ein Symbiont als ein Parasit ist. Dann würde der Schaden durch die Vernichtung des Parasiten unter Umständen weitaus größer sein als der, den der Parasit selbst anrichtet.“
„Verstehe ich nicht“, antwortet Osmar gleichgültig, „davon habe ich keinen blassen Schimmer.“
„Macht nichts“, sagt Algert großmütig. „Dafür kenne ich mich darin ein wenig aus. Was der Gilbert vorhat, ist eine kompl i zierte Geschichte, und deshalb braucht er zwei Ariels. Er muß sich über einige physiologische Dinge Klarheit verschaffen.“
„Tötet er sie?“ fragt Osmar kurz.
Algert verzieht das Gesicht und schweigt eine Weile. Dann beantwortet er widerwillig Osmars Frage. „Wenn man wissen will, wie ein Herz aufgebaut ist und wie es arbeitet, dann muß man es aufschneiden, immer noch. Wie in der Urzeit. Wenn es Gilbert gelingt, was er sich vorgenommen hat, bedeutet das Rettung für die zum Untergang verurteilten Ariels – um den Preis von nur drei Tierleben.“
„Weißt du“, sagt Osmar nachdenklich, „ich habe mal eine Kurzgeschichte gelesen, da wollten Roboter einem Menschen die Adern mit Salzsäure ausspülen, um die Kalkablagerungen zu eliminieren und das Leben des Menschen somit zu verlä n gern. Sie kamen sich bedeutend klüger vor als der Mensch…“
„Gilbert weiß, was er tut!“ sagt Algert.
Osmar wiegt den Kopf. „Keiner hat die Ariels gefragt, ob sie das überhaupt wollen.“
Auflachend klopft Algert ihm auf die Schulter. „Meine Güte, die Ariels können nicht sprechen. Und ein Lebewesen, das nicht sprechen kann, vermag auch nicht zu denken. Also müssen das andere besorgen.“
Osmar bleibt plötzlich stehen und hebt die Hand. „Pst! Hörst du?“
Algert lauscht angestrengt. Über ihnen rauscht der Wind, zu ihren Füßen rascheln Kleintiere zwischen den dünnen Haarb ü scheln der hiesigen Flora, und von weitem hört man das vergnügte Zirpen und Pfeifen der Ariels. „Ich höre nichts…“, sagt er.
„Was? Du hörst sie nicht?“ fragt Osmar vorwurfsvoll. „Wie kannst du behaupten, die Ariels besäßen keine Sprache! Höre, wie sie miteinander sprechen… Wir verstehen sie nicht, das ist es!“
„Das ist doch Wortklauberei!“ schimpft Algert und geht weiter.
Da werden sie von den ersten Ariels entdeckt. Als führe der Wind in einen zusammengeharkten Laubhaufen, so wirbelt eine Wolke vom Boden auf und treibt ihnen entgegen. Inne r halb weniger Sekunden sind sie umringt von kleinen, aufgeregt pfeifenden Plüschkugeln, die ihre Hautflügel zusammenfalten und in einer Hautfalte auf dem Rücken verschwinden lassen. Sodann trippeln sie auf
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