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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Leander vorsichtig.
    „Muß ja keiner erfahren. Ich halte dicht und du doch sicher auch!“ flüstert Algert aufgeregt. Der Schreck von vor zwei Stunden ist vergessen. Außerdem gibt es hier keine Teufel s zungen, nur gewöhnliche Lianen.
    „Los! Gehen wir!“ sagt Leander, darüber erfreut, daß Algert der gleichen Meinung ist. Sie schnallen die Handwerfer um und klettern hintereinander aus der Luke. Vor dem Eingang bleiben sie stehen und sehen sich mißtrauisch um. Der Wald schweigt. Nichts regt sich. „Also darin.“ Leander betritt gebückt den Stollen. Algert folgt ihm dicht auf den Fersen.
    Mit leichtem Gefalle führt der Gang in die Tiefe. Ihre Schri t te hallen wie in einem Schacht. Staunend betrachtet Algert die fluoreszierenden Wände, die für Leander nichts Neues sind. Nach vierzig Metern biegt der Gang nach links ab und wird steiler.
    Algerts Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt. Früher wäre er niemals freiwillig in den Stollen hinabgestiegen, aber er hat beschlossen, sich selbst eine Prüfung aufzuerlegen. Vorhin hat er gesehen, daß auch Leander Malden Angst haben kann. Dann ist Angst also etwas ganz Natürliches? Nur Dummköpfe haben keine Angst – diese Weisheit war bisher der Schutzschild, hinter dem er sich verkrochen hat, wenn ihm der Schweiß auf die Stirn trat.
    Trotzdem hat er Leander um seine Tollkühnheit sehr bene i det. Daß auch er Angst zu empfinden in der Lage ist, wäre vor wenigen Monaten noch ein Triumph für Algert gewesen, eine tiefe Genugtuung. Jetzt ist es für ihn nur noch Trost und gibt ihm ein Gefühl der Sicherheit. Ja, er fürchtet sich. Immer wieder dreht er sich ängstlich um. Doch der Anblick von Leanders breitem Rücken flößt ihm Vertrauen ein.
    Tief gebückt marschieren sie immer weiter hinunter. Nach etwa drei Minuten gabelt sich der Weg. Der eine Gang verläuft waagerecht, der andere führt weiter in die Tiefe. „Da entlang!“ entscheidet Leander und steigt hinab. Immer weiter dringen sie in das Reich der Asseln ein. „Ihre Wohnhöhlen liegen sicher sehr tief, da sind sie sicherer“, sagt er im Gehen.
    An einer Kreuzung bleibt Leander stehen. Links und rechts führen die Stollen nach unten. Aber sie sind etwas niedriger.
    „Wie es scheint, befinden wir uns sozusagen auf der Haup t straße“, versucht er zu scherzen, aber die Worte kommen gepreßt aus seinem Kehlkopf.
    „Also weiter“, antwortet Algert dumpf. Obwohl sie flüstern, hat Algert das Gefühl, ihre Worte dröhnten durch den Stollen wie Paukenschläge. „Ob sie schon wissen, daß wir in ihre Behausung eingedrungen sind?“ sagt er kaum hörbar.
    „Es ist so still, als ob sie uns belauern“, haucht Algert.
    „Wo sollen sie sich hier denn verstecken? Aber du hast recht. Es ist schon merkwürdig, daß sie keine Wachen an den Eingängen postieren…“
    „Nach Viktors Meinung sind sie eigentlich ganz friedliche Tiere, die sich nur wehren, wenn man sie bedroht oder wenn sie sich bedroht fühlen.“ In seinen Worten schwingt geheime Hoffnung mit.
    Leander lächelt still in sich hinein. Den gleichen Gedanken hat er auch gehabt. In diesem Augenblick meldet sich sein Sinn für Humor. Leander stellt sich vor, wie einem eingeweihten heimlichen Beobachter zumute sein muß, der sieht, wie ausgerechnet sie beide einträchtig hintereinanderher stolpern. Wir sind ein Paar! denkt er und kichert leise.
    „Lach doch nicht“, sagt Algert vorwurfsvoll und ein wenig beleidigt. Daß Malden nie von seinem hohen Roß herunte r kommt!
    Leander klärt ihn kurz auf.
    Da schnauft Algert friedlich und kommentiert Leanders gedankliche Eskapaden mit einem „Hm“.
    Der Gang erweitert sich unmerklich. Plötzlich stehen sie in einem blasenförmigen Hohlraum. Fünf Stollen münden in diesen Raum. Alle verlaufen sie waagerecht.
    „Wir sind angelangt“, sagt Leander leise und greift nach seinem Handwerfer.
    „Findest du es nicht auch verdächtig, daß wir noch nicht auf Asseln getroffen sind?“ fragt Algert.
    Leander zuckt nur die Schultern, dann sagt er: „Gehen wir weiter?“
    Algert nickt zögernd. „Wo entlang?“
    Sie sehen sich unschlüssig um. Die Höhle ist etwa so groß wie Viktors Kombüse, mit spiegelglatten, grün leuchtenden Wänden.
    „Gehen wir da rein!“ Leander hat ohne langes Besinnen gewählt. Einen Augenblick lang ärgert sich Algert darüber, daß er immer Leander die Initiative überläßt, aber er ist nun mal ein Mensch, der lieber andere entscheiden läßt. Und Leander ist ein Mensch, der

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