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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sprösslinge aus der Schule nehmen, wenn sie erfuhren, dass Kinder der Ureinwohner zusammen mit ihrem Nachwuchs unterrichtet wurden. Aber Helen fand, dass sie eine moralische Verpflichtung hatte, den Kindern der Angiwarras zu helfen.
    Myra versprach, die beiden nach Schulschluss wieder abzuholen, wenn sie nicht vorher in Aktion treten musste. Ruby blieb in der Schule, damit Oola und Myall, die nach den Ereignissen des Tages ohnehin schon ganz verstört waren, sich in der fremden Umgebung nicht fürchteten.
    Myra dankte Helen und Ruby noch einmal, eilte hinaus und stieg wieder zu Mick ins Auto. Sie bat ihn, sie an der Hauptstraße abzusetzen.
    »Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich deinen Wagen genommen habe, ohne dich zu fragen, Mick«, sagte Myra, als sie gegenüber von Charlies Laden hielten. »Ich hatte solche Angst, als ich das Regierungsfahrzeug vor meinem Haus stehen sah.«
    »Ist schon in Ordnung, Myra, ich versteh schon«, erwiderte Mick mit einem flüchtigen Blick zu der schwarzen Limousine hinüber, die immer noch vor dem Laden parkte. »Aber vielleicht solltest du dich da raushalten, weißt du. Die Regierung wird schon wissen, was sie tut.«
    Myra war fassungslos. »Nein, sie weiß es eben nicht!«, widersprach sie heftig. »Es kann doch nicht richtig sein, diese Kinder ihren Eltern wegzunehmen!«
    »Sie werden schon ihre Gründe haben.«
    »Na, dann werde ich mir diese Gründe mal vorknöpfen«, gab Myra zornig zurück und stieg aus.
    Mick hatte keine Ahnung, was sie damit meinte, aber er hatte keine Zeit, Fragen zu stellen. Nachmittags herrschte Betrieb im Pub, er musste unbedingt zurück. Eine Staubwolke aufwirbelnd, fuhr er weiter.
    Myra überquerte die Straße und betrat forsch den Laden. Die beiden Regierungsbeamten drehten sich erstaunt zu ihr um, und Charlie lief feuerrot an, als er sie sah. Myra wertete das als Schuldeingeständnis und schäumte innerlich.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, meine Herren«, murmelte Charlie. »Ich möchte die Dame nur schnell bedienen.«
    »Ich kann warten«, entgegnete Myra kalt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Charlie grimmig an.
    »Nein, nein, wir haben Zeit, Mrs. Cratchley«, sagte Nicholas Phillips.
    Myra sah Charlie unverwandt an. Er war sichtlich erstaunt, dass die Männer vom Ausschuss zum Schutz der Aborigines ihren Namen kannten.
    »Stimmt etwas nicht, Charlie?«
    Er räusperte sich. »Nein, ich … äh … ich habe diesen Herren gerade erklärt, dass ein … ein Missverständnis vorliegt.«
    Myra zog eine Braue hoch. »Ein Missverständnis«, wiederholte sie. »Soso. Inwiefern?«
    Charlie wechselte die Farbe und nestelte an seinem Hemdkragen herum. Er sah aus, als müsste er sich dringend hinsetzen.
    »Wir gehen einer Beschwerde von Mr. Gillard nach, Madam«, sagte Leon Kozlowski.
    Myra starrte Charlie an. »Einer Beschwerde? Was hast du getan, Charlie?«, zischte sie.
    »Ich weiß es doch nicht«, flüsterte er zerknirscht. »Was es auch sein mag, ich wünschte, ich hätte es nicht getan.«
    Myra sah sich in ihrer Vermutung bestätigt. Charlie hatte sich offenbar mit der Behörde in Verbindung gesetzt, als er betrunken gewesen war, und jetzt konnte er sich an nichts mehr erinnern.
    Sie wandte sich den beiden Beamten zu. »Ich bin gut befreundet mit Mr. Gillard, deshalb plaudere ich kein großes Geheimnis aus, wenn ich Ihnen sage, dass er hin und wieder zu viel trinkt und dann Dinge tut, die er besser nicht tun sollte und an die er sich hinterher nicht mehr erinnern kann.« Sie sah Charlie an. »Das stimmt doch, Charlie?«
    »Ja, genauso ist es«, pflichtete er ihr eifrig bei. »Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, Ihrer Behörde geschrieben zu haben. Es tut mir wirklich leid, dass Sie umsonst hierhergekommen sind. Die fraglichen Kinder sind keineswegs vernachlässigt, ihre ältere Schwester kümmert sich um sie, und sie ist ein sehr zuverlässiges Mädchen.«
    »In Ihrem Schreiben behaupten Sie, zwei kleine Kinder würden tagelang in der Obhut einer Fünfzehnjährigen zurückgelassen, und die Kinder hätten weder ein Dach über dem Kopf noch genügend zu essen. Und jetzt sagen Sie, dass Sie das nur erfunden haben?« Kozlowski musterte ihn abschätzig.
    »Äh … nein, aber das Mädchen ist wie gesagt sehr zuverlässig …«
    »Charlie!«, fuhr Myra ärgerlich dazwischen. »Das ist nicht sehr hilfreich.«
    »Nun, wenn Ihre Angaben der Wahrheit entsprechen, müssen wir der Sache

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