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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Bergwerksstädte.
    »Stimmt, das wäre es ganz sicher nicht«, stimmte sie ihm zu.
    »Aber müssen wir denn unbedingt Aborigine-Kinder in die Schule aufnehmen?«, fragte Sandy.
    »Haben wir eine andere Wahl?«, fragte Helen zurück. »Es gibt keine Arbeit hier, also ziehen auch keine neuen Familien hierher. Je mehr Schüler wir haben, farbige oder weiße, desto mehr Gelder werden wir von der Regierung bekommen. Wir werden Bücher, Schreibmaterial, Spielsachen kaufen können. Ihr wisst doch selbst, dass sich das Schulhaus in einem desolaten Zustand befindet.«
    Sandy legte ihre Stirn in Falten. »Das ist schon richtig, aber …«
    »Aber was?«, warf Helen ein. »Alle Kinder haben das Recht, eine Schule zu besuchen und eine Ausbildung zu bekommen. Wir sind alle Australier, oder etwa nicht?«
    »Ja, sicher«, räumte Sandy ein.
    »Dann sollten wir auch zusammenhalten«, sagte Myra. Sie warf einen nervösen Blick auf die schwarze Limousine, die auf das Schulhaus zusteuerte.
    Phillips und Kozlowski wunderten sich, dass sämtliche Einwohner der Stadt zur Schule strömten. Die beiden Männer wechselten einen vielsagenden Blick.
    »Ich glaube, wir haben die Kinder gefunden«, sagte Kozlowski.
    Sein Partner nickte. »Holen wir sie und verschwinden von hier.«
    Der Wagen wirbelte eine Staubwolke auf, als er vor der Schule anhielt. Die beiden Männer stiegen aus.
    »Wir suchen die Angiwarra-Kinder«, sagte Phillips. »Sie sind nicht zufällig da drin, oder? Falls doch, ist es Ihre Pflicht, sie unverzüglich herauszugeben.«
    Ruby, die drinnen mit den Kindern spielte, warf einen Blick aus dem Fenster. Falls sich die Situation zuspitzte, würde sie nicht davor zurückschrecken, noch einmal mit Oola und Myall zu fliehen.
    Es war Helen, die Phillips antwortete. »Da irren Sie sich. Die beiden Kinder sind in dieser Schule angemeldet, Sie können sie nicht ohne Weiteres mitnehmen.«
    »Warum wollen Sie sie eigentlich in ein Heim stecken?«, fragte Sandy neugierig. Es interessierte sie, ob die Eltern ihre Kinder vielleicht schlecht behandelt hatten.
    »Die Kinder werden vernachlässigt, die Einweisung in ein Heim geschieht in ihrem eigenen Interesse«, antwortete Kozlowski.
    Myra schnaubte ärgerlich. »Vernachlässigt! Das ist doch gar nicht wahr!«
    »Inwiefern vernachlässigt?«, fragte Sandy.
    »Nun …«, antwortete Phillips mit einem Seitenblick auf Charlie, der Roy Holloway und Dr. Blakes Frau Vonnie mitgebracht hatte. »Nach unseren Informationen werden die Kinder sich selbst überlassen, während die Eltern auf walkabout sind. Das ist Vernachlässigung.«
    »Aber das ist bei den Aborigines nun einmal so, das ist Teil ihrer Lebensweise«, sagte Sandy, und Burt, ihr Mann, nickte zustimmend. »Die große Schwester passt auf die Kleinen auf, wenn die Eltern auf Wanderschaft gehen, und das Mädchen ist die reinste Glucke, glauben Sie mir.«
    »Genau«, pflichtete Myra ihr bei. »Sie kümmert sich ausgezeichnet um die Kinder, das wird Ihnen jeder hier bestätigen.«
    Phillips warf Charlie abermals einen vielsagenden Blick zu.
    »Hast du irgendetwas mit der Sache zu tun, Charlie?«, fragte Burt. Ihm war aufgefallen, dass sich Charlie nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte.
    Charlie senkte den Blick. Als er nach einer Weile wieder aufschaute, sah er, dass alle ihn anstarrten.
    »Hast du uns etwas zu sagen, Charlie?«, fragte Mick.
    Charlie räusperte sich und lockerte mit einem Finger seinen Hemdkragen. »Es gibt da etwas, das ihr nicht von mir wisst«, begann er zögernd.
    Vonnie Blake nickte ihm aufmunternd zu. Sie war Krankenschwester gewesen und hatte ihrem Mann in seiner Praxis assistiert, daher kannte sie die Krankengeschichte jedes Patienten so gut wie Cyril selbst.
    »Und das wäre?«, fragte Sandy.
    »Na ja, ich bin Epileptiker, wie ihr wisst –«
    »Und was hat das mit der Sache hier zu tun?«, fiel Burt ihm ins Wort.
    »Nun lass ihn doch mal ausreden«, fuhr Myra ihn an.
    Die beiden Beamten versuchten unterdessen, den günstigen Augenblick zu nutzen und in den Schulhof zu schlüpfen, doch Mick und Jed versperrten ihnen den Weg.
    Charlie schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: »Ich muss Medikamente gegen die epileptischen Anfälle nehmen. Eigentlich darf ich dann keinen Alkohol trinken, weil das zu Blackouts und Gedächtnislücken führt. Ich mache dann die dümmsten Sachen und weiß es hinterher nicht einmal mehr.«
    Mick machte ein finsteres Gesicht. »Warum hast du das nicht schon früher gesagt?«
    »Ich

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