Im Hauch des Abendwindes
die Hausecke gerannt kam.
Er war ganz außer Atem, sein Hemd war durchgeschwitzt, und der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Er hatte beobachtet, wie sein Geländewagen hinter Myras Haus verschwunden war, und dann auch die fremde schwarze Limousine bemerkt. Irgendetwas stimmte nicht, das sagte ihm sein Gefühl. Also waren er und Jacko losgerannt, aber Jacko hatte auf halber Strecke schlapp gemacht. Keiner von beiden war auf die Idee gekommen, Jackos Wagen zu nehmen.
Mick, der die drohende Haltung der beiden Fremden registrierte, schätzte die Situation sofort richtig ein. Er trat neben Myra und sagte: »Also? Was ist hier los?«
»Eine Regierungsangelegenheit«, erwiderte Kozlowski kurz angebunden.
»Sie hören von uns«, fügte Phillips an Myra gewandt hinzu. Dann drehten sich die beiden Männer um und gingen zu ihrem Auto.
»Die Mühe können Sie sich sparen«, murmelte Myra. Sie zitterte am ganzen Körper.
Als die Besucher außer Hörweite waren, wandte sie sich Mick zu. »Tut mir leid, dass ich mir deinen Wagen geborgt habe, ohne zu fragen. Aber als ich das schwarze Auto vor meinem Haus sah, geriet ich in Panik, und ich hatte keine Zeit für lange Erklärungen.«
»Was wollten die beiden denn von dir?«, fragte Mick verwirrt.
Statt einer Antwort lief Myra ins Haus, eilte von Zimmer zu Zimmer und kam dann in die Küche zurück. »O mein Gott, sie sind fort! Wo können sie nur sein?«, jammerte sie.
Mick verstand überhaupt nichts mehr. »Wer? Von wem redest du, Myra?«
»Von Ruby, Oola und Myall. Ich habe die drei allein hier zurückgelassen. Und jetzt sind sie nicht mehr da.« Myra knetete nervös ihre Hände. Ruby musste mit den Kindern aus dem Haus geflüchtet sein, das war die einzige logische Erklärung. Und jetzt waren sie irgendwo dort draußen, ihren Verfolgern wehrlos ausgeliefert. »Wir müssen sie finden, Mick! Wir müssen sie finden, bevor sie diesen Männern in die Hände fallen.«
Mick begriff zwar noch immer nicht, was eigentlich los war, aber er sah, wie verzweifelt Myra war. »Also gut. Komm, machen wir uns auf die Suche.«
Als sie die hintere Veranda hinuntergingen, nahm Myra eine Bewegung beim Hühnerstall wahr. Hinter dem Drahtgeflecht duckten sich Ruby und die beiden Kinder. Da der Hühnerstall bereits durchsucht worden war, hatte Ruby das für ein sicheres Versteck gehalten.
Myra fiel ein Stein vom Herzen. »Oh, Gott sei Dank, da seid ihr ja!«, rief sie erleichtert aus.
Charlie war mit seinen Gedanken ganz woanders, als er seine Kundschaft bediente. Und so kam es, dass er Salz in Zuckertüten füllte und Seifenpulver mit Mehl verwechselte. Mehrmals wurde er gefragt, ob ihm etwas fehle. Er habe sich nur den Magen verdorben, sagte er zu Connie Mitchell, worauf sie ihm anbot, ihm eine Suppe zu kochen. Zu Burt Wilkinson meinte er, er habe schlimme Kopfschmerzen.
»Kein Wunder, bei den vielen Bierchen, die du gestern Abend gezischt hast«, erwiderte Burt lachend, ohne zu ahnen, dass er Charlies Ängste damit nur schürte.
Charlie war allein im Laden, als zwei Männer eintraten: zwei Fremde in Anzügen. Der Ladenbesitzer erstarrte. Die Männer sahen aus wie von einer Behörde, und Charlie war sicher, wegen Girras Verschwinden verhaftet oder zumindest verhört zu werden.
»Mr. Gillard?«, fragte Nicholas Phillips.
»Ganz recht«, krächzte Charlie heiser. Dann räusperte er sich.
»Wir müssen uns mit Ihnen unterhalten, Sir«, sagte Leon Kozlowski.
Charlies Knie gaben nach.
20
Endlich erfuhr Mick von Myra und Ruby, was geschehen war.
»Diese Männer dachten, ich würde die Kinder bei mir verstecken, deshalb sind sie in mein Haus eingebrochen«, sagte Myra.
Ruby nickte. »Ja, ich hab gehört, wie der eine sagte, sie könnten durchs Küchenfenster einsteigen.«
»Und als sie den Wagen kommen hörten, haben sie das Haus schnell durch die Hintertür verlassen.« Myra schäumte vor Wut, dass sie es gewagt hatten, widerrechtlich in ihr Haus einzudringen. Dummerweise konnte sie die Männer nicht zur Rede stellen, ohne damit zuzugeben, dass sich jemand im Haus aufgehalten hatte. »Diese Typen werden sich bestimmt noch eine Weile in der Stadt herumtreiben. Ich muss die Kinder zur Schule bringen; dort sind sie in Sicherheit.«
»Ich fahr euch rüber«, bot Mick an.
»Und wenn sie uns nun sehen?«
»Wir könnten sie auf der Ladefläche unter einer Plane verstecken.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Ruby. »Ich werde mit ihnen unter die Plane kriechen, damit sie
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