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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nachgehen«, sagte Kozlowski. »Und die Kinder sollten gemeinsam mit ihrer älteren Schwester für die Dauer der Untersuchung zu ihrem eigenen Besten in einem Heim untergebracht werden.«
    »Die ältere Schwester wird vermisst«, brach es aus Charlie heraus.
    »Vermisst?« Die beiden Beamten horchten auf.
    »Nein, nein, das … äh … das hat sich aufgeklärt«, rief Myra hastig dazwischen.
    Charlie sah sie erstaunt und erleichtert zugleich an. »So?«
    »Ja, sie … sie hat einen anderen Clan besucht.« Myra wandte sich den Beamten zu. »Hören Sie, was Sie da erzählen, dass die Kinder in einem Heim besser untergebracht wären, ist doch völliger Quatsch. Seit wann sind Kinder in der Obhut des Staates besser aufgehoben als bei ihren Eltern?«
    »Seit diese Eltern ihre minderjährigen Kinder tagelang sich selbst überlassen«, antwortete Kozlowski. »Das ist Vernachlässigung. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, und die lautet, diese Kinder zu ihrem eigenen Schutz von hier wegzubringen. Falls die Eltern dagegen vorgehen wollen, werden sie rechtliche Schritte einleiten müssen.« Er und sein Kollege nickten Myra und Charlie kurz zu und wandten sich dann zum Gehen.
    »Sie wissen doch ganz genau, dass ihnen die Mittel dazu fehlen«, rief Myra ihnen empört nach. Sie ballte die Fäuste und funkelte Charlie zornig an.
    Dieser lief den beiden Männern nach. »Hören Sie, dieser Brief, den ich Ihnen geschrieben habe, war ein großer Fehler. Ich hatte kein Recht, solche Behauptungen aufzustellen. Das war alles ein großes Missverständnis!«, sagte er verzweifelt.
    »Ich fürchte, es ist zu spät, Ihre Anschuldigungen zurückzunehmen, Mr. Gillard, auch wenn Sie sich jetzt dazu genötigt fühlen«, sagte Phillips mit einem bedeutungsvollen Blick in Myras Richtung. »Wir werden die Kinder schon finden«, fügte er drohend hinzu.
    Myra presste ihre Lippen zusammen.
    Charlie schaute der schwarzen Limousine nach, die sich rasch entfernte, und drehte sich dann zu Myra um. »Es tut mir wirklich leid, Myra«, murmelte er.
    »Dann beweis es«, erwiderte sie.
    »Wie denn? Ich habe doch versucht, ihnen zu erklären, dass alles nur ein Missverständnis war.«
    Myra dachte kurz nach. »Trommle so viel Leute wie möglich zusammen und bring sie zur Schule hinüber. Wenn diese Typen dorthin kommen, um die Kinder mitzunehmen, müssen wir sie aufhalten.«
    »Können wir das denn? Legal, meine ich?«
    »Ich hoffe es.«
    Charlie stutzte. »Wieso Schule? Was machen die Kinder in der Schule?«
    »Wir haben sie kurzerhand dort angemeldet und zu den anderen Kindern in das Klassenzimmer gesteckt, zu ihrem eigenen Schutz. Ich geh gleich mal rüber.«
    Viele Einwohner, darunter Mick, Jacko und Jed und etliche andere Pub-Besucher, waren dem Aufruf nachgekommen und herbeigeströmt.
    »Was ist denn passiert?«, wollte Colin Barnes von Helen wissen. »Was sollen wir denn hier?«
    »Ich weiß auch nicht«, antwortete die Lehrerin kopfschüttelnd. »Das war Myras Idee.«
    In diesem Moment kam Myra herein. Sie war ganz außer Atem und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Ich werde euch alles erklären«, keuchte sie. Als sie wieder Luft bekam, fuhr sie fort: »Ihr habt doch bestimmt diese schwarze Limousine gesehen, die ein paar Mal hier durch die Stadt gefahren ist.«
    »Sind das diese Gangster, diese Camilleri-Brüder?«, fragte Agatha Barnes besorgt.
    »Nein, das sind zwei Männer vom Ausschuss zum Schutz der Aborigines. Sie wollen die beiden Jüngsten der Angiwarras mitnehmen.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte Connie Mitchell.
    »Die Beamten behaupten, die Kinder seien vernachlässigt, aber das ist nicht wahr. Ihre Familie kümmert sich rührend um sie. Außerdem werden sie von jetzt an die Schule besuchen.«
    »Was?«, rief Sandy Wilkinson ungläubig aus. Sie sah Helen an, und diese nickte.
    »Da Sam von hier wegziehen wird, haben wir zu wenig Schüler; die Schule würde also geschlossen werden. Ich müsste Frederick und Sonya in einer Schule in Broken Hill anmelden, und das würde bedeuten, wir müssten von hier wegziehen. Oder aber die Kinder jeden Tag hin- und herkutschieren. Euch würde es nicht anders ergehen. Das ist euch hoffentlich klar.«
    »Für die Stadt wäre es gar nicht gut, wenn du von hier fortzögest, Helen«, sagte Mick. Er dachte ans Geschäft. Silverton lief ohnehin bereits Gefahr, eine Geisterstadt zu werden, so wie viele ehemalige

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