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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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geworden.
    »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie zurückkommen werden«, murmelte Charlie nervös.
    »Vielleicht wollten sie dir nur einen Streich spielen«, meinte Myra, glaubte es aber selbst nicht, und Charlie wusste das.
    »Das war kein Streich, Myra. Ich glaube, ich werde heute Nacht im Laden schlafen. Für den Fall, dass sie es noch einmal versuchen sollten.«
    Myra nagte an ihrer Unterlippe. Sie sorgte sich um Charlie. »Nein, mach das nicht, Charlie. Aber sieh zu, dass draußen nichts Brennbares herumliegt.«
    Er nickte ernst.
    Myra und Charlie trafen zeitgleich mit Mick, der Jed und Ruby bei Bernie abgeholt hatte, vor dem Pub ein. Jacko, der in Micks Abwesenheit hinter dem Tresen gestanden hatte, war mittlerweile einem Nervenzusammenbruch nahe. Es herrschte Hochbetrieb im Pub, und die Männer machten sich einen Spaß daraus, den ohnehin etwas begriffsstutzigen Jacko vollends zu verwirren, indem sie alle gleichzeitig auf ihn einredeten, behaupteten, er habe nicht richtig gerechnet oder das Wechselgeld falsch herausgegeben. Zu guter Letzt schrieb sich der arme Kerl auf, wer was bestellt hatte. Doch kaum hatte er ihnen den Rücken zugekehrt, strichen die Männer die Zahlen durch oder änderten sie.
    Als Mick zurückkam, hatte sich Jacko ein Bier gezapft, um seine flatternden Nerven zu beruhigen, worauf Mick ihm vorwarf, bei der Arbeit zu trinken. Alle lachten schallend. Als Jacko kurz darauf den Schankraum verließ und zur Toilette stapfte, gestanden die Männer Mick, was für Scherze sie mit ihm getrieben hatten, und da musste auch Mick lachen.
    Myra hatte sich etwas zu trinken bestellt. Nachdem sie einen Schluck genommen hatte, bat sie um Ruhe. »Alle mal herhören, Charlie hat euch etwas zu sagen!«, rief sie in die Runde.
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte Bernie.
    Charlie holte tief Luft und beichtete mit leiser Stimme, dass er Girra bedroht und ihr gegenüber handgreiflich geworden war. Myra und Ruby hatten unwillkürlich Mitleid mit ihm. Die Männer starrten ihn ungläubig an.
    Alle schwiegen, als Charlie geendet hatte. Dann fragte Bernie: »Aber du hast dem Mädchen nie etwas angetan, oder?«
    »Ein bisschen Herumschäkern, du meine Güte, da ist doch nichts dabei«, meinte Ernie.
    Wäre Connie mitgekommen, hätte er sich eine solche Bemerkung nicht erlauben dürfen. Aber er wollte nicht, dass Charlie sich wie ein schlechter Mensch vorkam, da so viele andere Männer intime Beziehungen zu Aborigine-Mädchen unterhielten. Keiner von ihnen hatte das Recht, Charlie zu verurteilen.
    Myra war empört über diese Verharmlosung. »Habt ihr denn nicht zugehört? Charlie hat euch etwas sehr Ernstes gebeichtet! Und jetzt wird Girra vermisst.«
    Mick runzelte die Stirn. »Willst du damit andeuten, Charlie hat etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?«
    »Ich will gar nichts andeuten. Ich weiß nur, dass ich heute Nacht Schreie gehört habe.«
    Burt sah Charlie zweifelnd an. »Wenn du dich nach dem Genuss von Alkohol an nichts erinnern kannst, woher weißt du dann, dass du dem Mädchen gegenüber zudringlich geworden bist?«
    Charlie zögerte. »Myra hat es mir erzählt.«
    »Und woher weißt du das?«, wandte sich Burt an Myra. »Von dem Mädchen? Die Kleine könnte sich das alles auch ausgedacht haben.«
    Myra machte ein ärgerliches Gesicht. »In der Nacht, als Ruby nach Silverton kam, wurde sie zufällig Zeugin, wie Charlie Girra im Flussbett bedrängte. Später gab das Mädchen zu, es sei nicht das erste Mal gewesen.«
    »Ich habe ihn dann mit meinem Koffer niedergeschlagen, weil er nicht von ihr ablassen wollte«, fügte Ruby leise hinzu. Sie brachte es nicht fertig, Charlie dabei in die Augen zu sehen.
    »Charlie konnte sich an nichts erinnern«, fuhr Myra fort. »Und daran war nur die Kombination von Medikamenten und Alkohol schuld.«
    Außer einem gleichmütigen Schulterzucken zeigte keiner der Männer eine Reaktion.
    Myra konnte es nicht fassen. »Wie könnt ihr nur so gleichgültig sein?«
    Sein öffentliches Geständnis hatte Charlie große Überwindung gekostet, doch das schien niemanden zu beeindrucken. Scheinbar nahm keiner die Angelegenheit so ernst, dass sie eine Suche nach Girra gerechtfertig hätte.
    »Ich glaube, du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, sagte Burt. »Charlie wollte dem Mädchen doch nicht ernsthaft etwas tun.«
    Myra und Charlie wechselten einen Blick. Er wusste, was sie dachte, und senkte betreten den Kopf.
    »Wir wissen nicht sicher, dass er ihr nichts getan hat«, sagte

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