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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zurück.«
    »Warum? Was hat er damit zu tun?«
    »Er hat Charlies Hemd mitgenommen; er will es in Broken Hill untersuchen lassen. Charlie hat eine sehr seltene Blutgruppe. Falls die Blutflecken diese Blutgruppe haben, ist es höchst unwahrscheinlich, dass das Blut von jemand anderem stammt.« Myra verstummte einen Augenblick. »Vonnie meinte, Cyril werde morgen zurückkommen. Ich hoffe es!« Sie blieb unvermittelt stehen. »Weißt du, was? Ich könnte die Frauen zusammentrommeln.«
    »Was hast du vor?«
    »Vielleicht kriege ich sie dazu, mir zu helfen. Vielleicht können sie ihre Männer überreden, eine Suche zu starten.«
    »Das ist eine gute Idee, Myra. Sie haben bestimmt Einfluss auf ihre Männer.«
    »Wollen wir’s hoffen.«
    Myra sorgte sich zwar um Girra, aber viel größere Sorgen machte sie sich um Charlie. Das Feuer konnte eine Warnung gewesen sein. Sie hatte gehört, dass Aborigines Sühnemorde verübten. Falls sie wirklich glaubten, Charlie habe etwas mit Girras Verschwinden zu tun, schwebte er in großer Gefahr.

21

     
    Ruby hatte sich so sehr an die Stille im Outback gewöhnt, dass sie ihr ganz selbstverständlich geworden war. Das Gackern der Hühner und das gelegentliche Krächzen eines Raben waren die einzigen Geräusche rings um Myras Haus: Geräusche, die seltsam beruhigend wirkten. Ruby hatte sogar die zarte Schönheit des ersten Morgenlichts, das auf die ausgedorrte Landschaft fiel, zu schätzen gelernt. Doch stand die Sonne erst einmal hoch am Himmel, sahen die Stadt und ihr Umland so trostlos und öde aus wie eh und je. Ruby vermisste den Großstadttrubel, die Vegetation und das subtropische Klima an der Ostküste Australiens. Außerdem hatte sie Sehnsucht nach ihren Freunden und nach ihrer Mutter.
    Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie am darauffolgenden Morgen auf Jed wartete. Er holte sie in seinem eigenen Wohnmobil ab, um mit ihr zu Bernie hinauszufahren.
    »Hast du keine Angst, die Camilleris könnten das Auto erkennen?«
    »Ich hab keine Lust, mich für alle Zeit vor diesen Gangstern zu verstecken«, knurrte Jed. »Außerdem kann ich es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Ich warte nur darauf, dass meine Rippen wieder richtig verheilt sind.« Diese Verbrecher hatten ein unschuldiges Tier mutwillig verletzt und ihn selbst angegriffen, während er wehrlos in seinem Schlafsack gelegen hatte. Das würde er niemals vergessen. »Außerdem ist es ganz gut, wenn ich den Wagen vor unserer Abreise nach Alice Springs in ein paar Tagen noch einmal fahre, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Was meinst du – ist Silver Flake bereit für das Rennen?«, fragte Ruby aufgeregt.
    Sie betrachtete Jeds Profil und fragte sich unwillkürlich, wie er wohl ohne seinen Bart, der einen Großteil seines Gesichts bedeckte, aussehen mochte. Eine der Frauen in der Stadt hatte ihn einmal als gut aussehend beschrieben. Na ja, dachte Ruby, vielleicht hat er da noch keinen Bart gehabt.
    Jed schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Die Vorbereitung war alles andere als ideal.«
    »Räumst du ihr denn gar keine Chancen ein?«
    »Das würde ich nicht sagen. Aber was wir brauchen, ist ein guter Jockey. Ich hab ein bisschen herumtelefoniert, aber diejenigen, die jetzt noch nicht für das Rennen gebucht sind, sind alle zweitklassig.«
    Auch Ruby hatte sich bemüht, einen Jockey zu finden. Sie hatte Micks Telefon benutzt, ihn jedoch in dem Glauben gelassen, sie telefoniere mit ihrer Mutter. In Wirklichkeit hatte sie beim Rennsportverein in Alice Springs angerufen, wo sie erfahren musste, dass keine qualifizierten Jockeys mehr verfügbar seien.
    »Ach so, das hab ich dir noch gar nicht gesagt. Ich hab auch herumtelefoniert und einen Jockey namens Rick Paget engagiert«, log sie. Sie hatte den Namen im Rennsportteil einer Zeitung gelesen.
    Jed riss verblüfft die Augen auf. »Wie bitte?«
    Ruby konnte seine Reaktion nicht deuten. War er angenehm überrascht oder wütend? Mit klopfendem Herzen fragte sie: »Wieso? Taugt er nichts?«
    Jed lachte gut gelaunt. »Im Gegenteil, er ist einer der Besten! Wie hast du das denn geschafft?«
    Ruby überlegte blitzschnell. »Er … äh … er bekam eine Absage und stand plötzlich ohne Pferd da. Ich hab einfach nur Glück gehabt.«
    »Glück? Du hast ein Wunder vollbracht! Ein richtiges Wunder!« Er lachte leise in sich hinein. »Ich glaub’s einfach nicht! Weißt du eigentlich, wie viele Trainer ihren rechten Arm dafür geben würden, Rick Paget

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